2014 verschwand eine Boeing 777 der Malaysia Airlines bei einem Flug von Kuala Lumpur nach Peking. Bekannt wurde nur, dass die Maschine von einem Piloten über das Meer gesteuert wurde und dort vermutlich wegen Treibstoffmangels abstürzte. Das Wrack wurde, trotz aufwendiger Suche im Indischen Ozean nie gefunden. Nun glauben Forscher, die Lage des Wracks des Flugzeugs am Meeresgrund durch Seepocken eingrenzen zu können.
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Der Todesflug von MH370
Es war ein Ereignis, welches viele Menschen stark aufwühlte. Eigentlich war es ein Routineflug, der von Kuala Lumpur in Malaysia nach Peking in China führen sollte. Die Maschine startete am 8. März 2014, um 00:42 Uhr Ortszeit, mit 227 Passagieren und 12 Personen als Besatzung vom internationalen Flughafen in Kuala Lumpur ab.
Gegen 06:20 Uhr (der gleichen Zeitzone) sollte der Flieger am 4350 Kilometer entfernten Zielflughafen in Peking ankommen. Beim Abflug war vom Kapitän des Flugs MH370 eine für den Flug übliche Menge Treibstoff (49.100 kg) getankt worden. Das reichte für gut siebeneinhalb Stunden Flugzeit.
Zwei Minuten nach Starterlaubnis wurde er von der Luftkontrolle aufgefordert, die standardisierte Abflugstrecke aufzugeben und direkt zu Wegpunkt IGARI zu fliegen. Gegen 01:01 Uhr war die Reiseflughöhe von 10.700 Meter (35.000 Fuß) laut einer Funknachricht erreicht. Um 01:07 Uhr wurde der letzte ACARS-Bericht der aktuellen Flugzeugdaten (der nichts Ungewöhnliches und einen normalen Flugplan nach Peking zeigte) an die Bodenstation gesendet.
ACARS sendet Positions- und Statusberichte eines Flugzeugs in bestimmten zeitlichen Abständen sowie Fehlermeldungen oder Meldungen über Vorkommnisse, wie etwa das Abschalten des Transponders oder Flugplanänderungen, in Echtzeit.
Die nächste Übertragung hätte um 01:37 Uhr erfolgen müssen, fand aber nicht statt. Sekunden nach der letzten ACARS-Übertragung um 01:07 Uhr gab der Kapitän zum zweiten Mal unaufgefordert innerhalb weniger Minuten die Reiseflughöhe durch und erhielt vom Boden aus über Funk eine Bestätigung.
Als der nächste halbstündliche ACARS-Bericht ausblieb, hätte das Kontrollzentrum von Malaysia Airlines über Textnachricht oder Satellitenanruf mit MH370 in Kontakt treten müssen. Die wiederholte Durchsage der Reiseflughöhe ist eine Anomalie, die allerdings gelegentlich vorkommt und deren Ursache nicht geklärt werden konnte. Mit Erreichen der Reiseflughöhe ist es jedoch grundsätzlich möglich, dass einer der Piloten das Cockpit verlassen kann.
Wenige Sekunden nachdem das Flugzeug den Wegpunkt IGARI überflogen hatte, verschwanden die Signale des Flugzeugs zur Anzeige der Position von MH370 bei der Luftverkehrskontrolle in Kuala Lumpur sowie vom Sekundärradar in Vietnam.
Route Flug MH370 nach Radardaten; Quelle:Wikipedia/AHeneen CC0-Lizenz
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Eine spätere Rekonstruktion ergab, dass der Transponder vom Piloten abgeschaltet worden sein musste und das Flugzeug von der vorgesehenen Route in einer starken Kurve auf einen neuen Kurs weggesteuert wurde. Die obige Karte zeigt die mutmaßliche Route nach den aufgezeichneten Radardaten (teilweise von Militärs aufgenommen).
Später wurde bekannt, dass das Flugzeug irgendwann nach Süden, in Richtung indischer Ozean geschwenkt sein musste – mutmaßlich, um der indischen Radarerfassung zu entgehen. Untersuchungen ergaben, dass die Maschine irgendwo im indischen Ozean abgestürzt sein musste. Es erfolgte eine groß angelegte Suche im indischen Ozean, die jedoch erfolglos blieb – ausführliche Details lassen sich in der Wikipedia nachlesen.
Monate später wurden Wrackteile an Stränden angespült. 29. Juli 2015, knapp anderthalb Jahre nach dem Verschwinden der Maschine, fand ein Anwohner am Strand der Insel La Réunion ein ca. zwei Meter langes angeschwemmtes, Wrackteil. Das als Flügelklappe bestimmte Wrackteil war beidseitig mit Entenmuscheln bedeckt.
Ende Februar 2016 fand man am Strand von Mosambik, südliches Afrika, ein weiteres Trümmerteil, und später wurde an zweites Trümmerteil als gefunden bekannt. Es könnte sich um Teile des Höhenleitwerks und des Flügels handeln. Noch ein weiteres Trümmerteil gehörte zur Triebwerksabdeckung.
Inzwischen sind gut ein Dutzend Trümmerteile aus dem Meer an Stränden angespült und gefunden worden. Untersuchungen bestätigten, dass diese mit hoher Sicherheit zur betreffenden Maschine von Flug MH370 gehörten. Aber das Flugzeug blieb bis heute verschwunden.
Zeigen Entenmuscheln die Absturzstelle?
Da die gefundenen Trümmerteile mit Entenmuscheln aus dem Meer besetzt waren, fand eine Auswertung der meeresbiologischen Proben von fünf in Australien untersuchten Wrackteilen statt. Diese ergab, dass die marinen Lebewesen sich nicht länger als ein bis drei Monate vor dem Anlanden an den Wrackteilen festgesetzt hatten. Nur bei einer einzigen Probe konnte ein Wachstum von acht bis zwölf Monaten nachgewiesen werden. Alle Proben wurden als ursprünglich tropischen Gewässern entstammend beurteilt.
Diese meeresbiologischen Untersuchungen haben die Tage zur Meldung geführt, dass Forscher aus Süd-Florida glauben, dass Absturzgebiet der Maschine an Hand der Entenmuscheln genauer bestimmen zu können. Die Redaktion von Golem hat die Erkenntnisse aus dieser Veröffentlichung Ende August 2023 in diesem Artikel aufgegriffen.
Die Kurzfassung: Die Forscher sind wohl in der Lage, durch Analyse des Aufbaus der Muschelschalen die Meerestemperatur beim Wachstum der Tiere zu bestimmen. Daraus lässt sich dann der Driftpfad der auf den Wrackteilen angesiedelten Seepocken bestimmen. Mit genügend Material ließe sich so der Ursprungspunkt, an dem die Wrackteile auf das Meer trafen, bestimmen. Problem ist, das bisher nur kleine Muscheln untersucht werden konnten, so dass der Driftpfad nur teilweise rekonstruierbar ist. Eine Karte findet sich in diesem britischen Artikel. Die Hoffnung: Mit einer Untersuchung größerer und damit älterer Muschelschalen von Seepocken kann die Absturzstelle von MH370 weiter eingegrenzt werden.
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