Ab 2018: Insekten im Essen erlaubt

Insekten als Nahrung könnten die Zukunft darstellen. Denn Insekten sind proteinreich und liefern Energie wesentlich günstiger als Rinder und Schweine. Seit dem 1. Januar 2018 sind in Deutschland Insekten als Lebensmittel zugelassen.


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Ob man sich an gerösteten Heuschrecken degustieren kann, Honigameisen mag oder sich andere Insekten als Nahrung vorstellen kann, bleibt jedem überlassen. Bei meinen Arbeitsaufenthalten in Asien musste ich lernen, dass dort etwas andere Ernährungssitten herrschen. Die Menschheit hat sich immer schon die verfügbaren Proteinquellen erschlossen. Und in den vorherigen Jahrhunderten wurden schon mal Rezepte für Maikäfersuppe herumgereicht, wenn die Viecher sich gar arg vermehrt hatten.

Ökologisch ist Insekteneiweiß ein Vorteil

In Belgien und in den Niederlanden gibt es bereits seit längerem Produkte wie Insektenburger oder –Frikadellen. Und wenn ich diesen Artikel richtig interpretiere, will Coop die Schweizer an Insektenburger gewöhnen und bietet diese bereits an.

Heuschrecke
(Quelle: Pexels/pixabay.com CC0 Lizenz)

Protein aus Insekten dürfte die Zukunft für die Ernährung der Menschheit sein. Die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) betont den ökologischen Aspekt.  So erzeugen Mehlwürmer pro Kilogramm Masse nur rund 30 Gramm Treibhausgase, während Schweine etwa 1100 und Rinder fast 3000 Gramm verursachen, wie man in diesem Artikel nachlesen kann.

Dort liest man auch, dass 1 kg Rindfleisch ca. 15.000 Liter Wasser benötigt. Bei Insekteneiweiß ist nur ein Bruchteil erforderlich, Methanausgasungen aus Rindermägen oder knappe Weideflächen wären auch kein Thema mehr. Als Futter könnte ggf. Bioabfall diesen.

Risiken ausschließen

Auch wenn Insekten viele Vorteile bezüglich der Ernährung bieten, gilt es, jede Spezies auf Gesundheitsrisiken zu prüfen. Können Krankheiten durch die Insekten übertragen werden, und welches allergene Potential hat die Spezies, sind offene Fragen.

Wenn Insekten als Nahrungsmittel dienen, müssten diese unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet werden. Auch ist unklar, ob sich Insekten in Massenproduktion züchten lassen. In diesem Artikel lassen sich die Details rund um diese Fragen nachlesen.


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Das Ganze ist übrigens penibel geregelt. Ab 1. Januar 2018 wird das bisher in der EU bestehende Verbot zur Verwendung von Insekten in menschlicher Nahrung aufgehoben. Es gilt die Verordnung (EU) 2015/2283 (Neue Lebensmittel, Novel Food, siehe auch diesen Artikel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft), die regelt, dass einzelne Insektenspezies zugelassen werden können. Allerdings muss zuvor eine Unbedenklichkeitsprüfung für jede Insektenart erfolgen.

Stellungnahmen der Verbraucherzentrale

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat kürzlich in einem Post bei Facebook zu diesem Thema Stellung bezogen. Hier die Aussagen als Foto und Text:

Insekten als Essen

Frittierte Heuschrecken, Käfersuppe oder Brot mit Insektenmehl: Weltweit werden ca. 2000 Insektenarten gegessen. Sie gehören in Afrika und Asien teilweise zur täglichen Nahrung. Ab 2018 sind Maden & Co nun auch in Deutschland zugelassen. Viele dieser Krabbeltiere stellen eine hochwertige Eiweißquelle dar. Die Zucht ist im Vergleich zur Schweine- oder Geflügelzucht deutlich umweltschonender und klimafreundlicher. Fraglich sind noch die hygienischen Bedingungen bei der Produktion und eine korrekte Kennzeichnung. Wie seht ihr das, könnt ihr euch vorstellen einen Heuschreckenspieß zu essen? Oder ekelt ihr euch vor gegrillten Grillen oder anderen Kleinstlebewesen?

Es ekelt sie?

Wer sich jetzt angeekelt abwendet und denkt, was bloggt der da, dem möchte ich noch was mit auf den Weg geben. Wenn die hygienischen Bedingungen stimmen und Zoonosen (Übertragung von Krankheiten) ausgeschlossen werden können, steht dem Verzehr von Insekteneiweiß nur noch die Gewohnheit in unserem Kulturkreis entgegen. Wie was es mit dem Schweinefleisch, welches in bestimmten Religionen tabu ist? Oder isst jeder Fisch, Schnecken, Froschschenkel, Austern, Muscheln und Garnelen?

Wie schaut es mit rohem Fisch aus? Auch hierzulande gibt es immer mehr Shushi-Angebote zum Essen – 1970 wäre dies undenkbar gewesen. Bei meinen Arbeitsaufenthalten in der japanischen Provinz habe ich bereits zum Frühstück mit rohem Fisch angefangen und konnte nicht genug davon bekommen (siehe meinen Japan-Blog).

Trotzdem, es ekelt sie vor Insekten im Essen? Ich bin auch nicht Feuer und Flamme – aber es würde ja nur das Eiweiß verarbeitet. Daher noch was: Sie trinken mit Genuss Kaffee, nuckeln mal ein Stück Schokolade oder backen mit Mehl? Sind alles Naturprodukte, bei deren Ernte auch Insekten mit in das Erntegut gelangen.

Das auf Insektenbekämpfung spezialisierte US-Unternehmen amerikanische Terro hat in einer Studie ermittelt, wie viele Insekten beziehungsweise Insektenteilchen ein Amerikaner im Jahr über Lebensmittel verzehrt.

  • Über Schokolade sind es bis zu 6.000 Insektenteile pro Jahr
  • Über Weizenprodukte werden bis zu 91.650 Insektenteilchen gegessen.
  • Im Kaffee sind es 136.000 Insektenteile pro Jahr

Selbst in Tiefkühlware wie Brombeeren und Himbeeren sind im Schnitt 84 vollständige Insekten, und im gefrorenen Broccoli sogar 1.660 enthalten. Ein Exzerpt der Studie lässt sich hier (Englisch) abrufen, hier gibt es ein paar Zahlen in einem deutschsprachigen Artikel. Also: Im Grunde ist es die alte Wahrheit: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.


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