Steigender Vertrauensverlust in Facebook, Google & Co.

Nicht sonderlich überraschend, wenn Digitalkonzerne den Faktor Mensch aus dem Fokus verlieren, geht das Vertrauen der Nutzer in diese Dienste verloren. Eine Umfrage zeigt, dass insbesondere junge Menschen immer kritischer auf die US-Digitalkonzerne wie Google, Facebook & Co. blicken.


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Viele nutzen Google, sind bei Facebook und bestellen über Amazon. Aber wie groß ist das Vertrauen in diese US-Digitalkonzerne noch? Schließlich gab es den Facebook-Cambridge Analytica -Skandal und auch über Google oder Amazon hört man so einiges, was unschön ist.

Umfrage unter 5.000 Deutschen

Das Meinungsforschungsinstitut Civey wollte es genauer wissen und hat 5.000 Internetnutzern in Deutschland im Auftrag der Next Conference befragt. Ziel war herauszufinden, wie groß das Vertrauen der Deutschen in die US-Digitalkonzerne wie Amazon, Facebook, Google etc. ist. Das Ergebnis:

  • 80 Prozent der Deutschen haben derzeit wenig oder gar kein Vertrauen in die großen US-Digitalkonzerne.
  • In der jungen Zielgruppe sind es 81 Prozent, die den Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon misstrauen.
  • 81 Prozent der Deutschen glauben, dass ihre Daten im Netz unsicher sind.

Rund acht von 10 Befragten geben zudem an, dass diese US-Unternehmen in Zukunft stärker reguliert werden sollten. Lediglich elf Prozent denken, dass die Regulierung gegenwärtig ausreicht. Knapp sieben Prozent der Teilnehmer glauben gar, dass die Digitalfirmen weniger stark reguliert werden sollten (genaue Zahlen finden sich in folgendem Tweet).


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Grund für das große Misstrauen gegenüber Facebook, Google und Co. ist für die meisten Teilnehmer der Befragung das Thema Datenschutz. Laut Civey spielt da auch der Facebook-Cambridge Analytica Skandal eine Rolle. Ein weiterer Faktor, der mit reinspielt, sind die in letzter Zeit, oft auf Grund von Hacks oder Fehlern, bekannt gewordenen Datenleaks (z.B. Yahoo, LinkedIn etc.).

Die eigene Bequemlichkeit

79 % der Befragten sehen sich aber selbst in die Pflicht, künftig verstärkt andere und vor allem kleinere Anbieter zu nutzen. Und 52,3 % vertreten die Meinung, dass Kunden diesbezüglich ihre 'Marktmacht' ausnutzen, und den Konzernen den Rücken kehren sollen. Aber es hapert bezüglich des Wechsels an der eigenen Bequemlichkeit und am Wissen.

  • Bei 28 % der Befragten siegt die Bequemlichkeit und diese nutzen weiterhin die US-Giganten.
  • Ganze 13 % scheitern am Wechsel, weil sie keine Alternative (z.B. DuckDuckGo als Suchmaschine) kennen.

Aber der Druck auf die US-Giganten wird größer. Absatzwirtschaft zitiert hier Matthias Schrader, Next-Gründer und CEO von SinnerSchrader:

Die Kritik an den globalen Internet-Giganten wird immer lauter. Es geht dabei um ihre Marktmacht, um Datenschutz, Hassrede, ethische Grundsätze für Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz sowie die sozialen und ökonomischen Auswirkungen von Technologie

Für Schrader ist es da nur eine logische Folge, dass derart viele Deutsche kaum oder kein Vertrauen in die Unternehmen haben. Auch Volker Martens, Vorstand der Kommunikationsagentur Faktor 3, sieht offenkundige Probleme der Digitalkonzerne.

Sie haben den Faktor Mensch weitestgehend aus den Augen verloren. Doch nicht nur sie, alle Unternehmen der Digitalwirtschaft müssen sich in der digitalen Vertrauenskrise die Frage stellen, wie sie den Menschen wieder an die erste Stelle setzen und die Technik zum Mittel des Zwecks machen.

Wahre Worte, ob sich da aber was ändert? Bei Facebook ist es allerdings so, dass immer mehr junge Menschen da Reißaus nehmen oder gar nicht erst auf diese Plattform gehen. Stattdessen nutzen sie den nächsten digitalen Mist andere US-Digitalkonzerne.

Direkte Links zur Studie habe ich nicht gefunden. Weitere Informationen finden sich aber hier, hier oder hier.

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9 Antworten zu Steigender Vertrauensverlust in Facebook, Google & Co.

  1. Bolko sagt:

    Schafft es aktuell jemand auf Facebook einen neuen Account anzulegen, ohne dabei eine gültige Telefonnummer für den Freischalt-Code anzugeben?

  2. woodpeaker sagt:

    An Suchmaschinen gibt es aber noch mehr als nur DuckDuckGo.

    startpage.com
    metager.de
    unbubble.eu

    Eher fallen mir die Finger ab, als das ich Google nehme.

    Und über die asozialen Netzwerke verliere ich eh keine Worte mehr.
    Selber daran schuld wer sich da fangen lässt.

  3. Sir Apfelot sagt:

    Mir geht es da leider genauso.

    Ich habe ehrlich gesagt auch nicht mehr wirklich viel Vertrauen, vor allem in Facebook, was mich auch dazu veranlasst hat dort meinen Account (zumindest vorübergehend) stillzulegen.

  4. oli sagt:

    "Bei Facebook ist es allerdings so, dass immer mehr junge Menschen da Reißaus nehmen oder gar nicht erst auf diese Plattform gehen. Stattdessen nutzen sie den nächsten digitalen Mist andere US-Digitalkonzerne."

    z.B. Whatsapp, Instagram? Gehört doch auch zu Facebook :F. Und selbst wenn irgendein neuer, hipper Internetdienst entsteht und vermehrt Leute anzieht, wird der eh wieder von einem der großen Digital-Konzerne aufgekauft. Ich habe schon Leute getroffen, die bewusst kein Facebook-Profil haben und trotzdem jeden Tag Whatsapp benutzen. Viele Menschen wissen es einfach nicht besser oder es interessiert sie auch nicht (und ich kann das zum Teil auch nachvollziehen).

  5. Uwe Bieser sagt:

    Es wäre zu wünschen, wenn in der EU nicht immer nur gejammert würde, was Facebook und Co gefälligst besser machen sollen, anstatt einfach mal etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Es sind immer noch genug potentielle Kunden übrig.

  6. Rolling Stone sagt:

    Ich vertraue Google immerhin genug, dass 90 % meiner E-Mails über das gmail-Konto laufen. Bei Yahoo hatte ich auch ein E-Mail-Konto, mit unknackbarem Passwort. Das Yahoo-Konto wurde mir mitsamt Inhalten unterm Hintern weggeklaut, dank der kriminellen Inkompetenz der Yahoo-Leute. Gmail ist in meinen Augen seriös und kompetent.

    Von Zeit zu Zeit überprüfe ich die Privacy-Einstellungen in meinem Google-Konto und was die über mich wissen. Habe so gut wie alles Datensharing mit Google blockiert und nutze z.B. alternative Suchmaschinen. An mir verdient Google also so gut wie nichts. Sollte gmail irgendwann bezahlpflichtig werden, würde ich wohl als zahlender Kunde bleiben.

    Facebook hatte ich nie, will ich nicht haben, ebenso Instagram, Flickr und Co. Auch Geocities oder Myspace hatte ich damals nicht. Bin nicht so der extrovertierte Typ.

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