Momentan kommt es nach meinem Gefühl für die Onlinebank N26 knüppeldick. Strafe wegen DSGVO-Verstoß, Probleme mit von Hackern abgezockten Kunden, Bafin wegen Geldwäschevorwürfen im Nacken und nun noch ein vermeintlicher 'Zahlungsboykott' durch andere Banken. Hier ein paar Informationen zusammen gezurrt. Ergänzung: Weitere Informationen nachgetragen.
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Es war mal wieder einer der berüchtigten Tweets, die mir Twitter unter die Augen gespült hat. Las sich harmlos, entwickelte sich aber zu einem eigenen Blog-Beitrag.
Leider auch bei mir schon zweimal passiert. Bin Selbstständig und Kunden der @sparkasse FRG und @vrbank Passau wurde die Überweisung an mein @n26 Konto erstmals storniert. Begründet wurde das lapidar mit „N26 hat einen schlechten Ruf". Gehts noch?
— Wimmal (@Wimmal) 28. Mai 2019
Da beklagt sich jemand, dass Hausbanken seine Überweisungen nicht an sein N26-Konto transferieren wollte, weil diese Bank 'einen schlechten Ruf habe'. Klingt nach einem 'dicken Hund' – daher mal etwas nachgeschaut und glatt gezogen.
Banken verweigern Überweisung an N26
Eigentlich ist man ja gewohnt, dass Banken Überweisungen ausführen, so dass Zahlungen den Empfänger erreichen. Problem ist natürlich, dass mit Online-Überweisungen auch Schindluder getrieben wird und Cyber-Kriminelle ein Konto abräumen können. Da versuchen die Banken auffällige Transaktionen zu überwachen und stoppen die unter Umständen.
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(Quelle: Pexels / Pixabay CC0 Lizenz)
Ich kenne es aus dem eigenen Umfeld, wenn größere Beträge überwiesen werden, die aus dem Buchungsverhalten herausfallen. Dann klingelt plötzlich das Telefon und der Bankberater ist dran 'Hallo Herr Born, ich habe hier eine Überweisung mit dem Betrag yyy an xxxx – wissen Sie davon? Haben Sie das veranlasst?'. Finde ich gut, denn das ist eine zusätzliche Sicherungsmaßnahme und meine Hausbank wickelt das sehr gut ab. Notfalls kontaktiere ich die auch schon mal im Vorfeld und avisiere den Vorgang. Um mal einen abgenutzten Werbespruch zu missbrauchen: 'So geht Bank heute' (zumindest für mich – die Bank fragt nach, obwohl ich für Online-Geschäfte ja die Verantwortung trage).
Bei Online-Banken und Instituten, die den Kunden nicht so kennen, hakt es da schon mal. Da kann eine Überweisung auf Eis gelegt werden, wie der obige Tweet suggeriert. Ist aber in meinen Augen kein Problem – als Kunde sehe ich, ob Belastungen stattfinden und kann bei der Bank nachfragen, wenn es dringend ist. Die Site maclife.com hat das Thema im Beitrag hier aufgegriffen. Die N26-Bank ist zwar bei Apple-Pay (dem Zahlungsdienst von Apple) vorgeprescht, bekommt aber Probleme. Andere Banken überweisen nicht mehr einfach so auf Konten bei der N26-Bank. Erst nach Nachfrage beim Auftraggeber werden die Buchungen durchgeführt.
Bei mobiflip.de wurde es in diesem Beitrag ebenfalls angesprochen: Es gibt Banken, die Überweisungen zu N26-Konten nicht mehr ausführen und auf Eis legen. Zitat aus dem mobiflip.de-Artikel:
Uns liegen Berichte vor, dass erste Banken in Deutschland Überweisungen zu N26 nicht mehr direkt wie vom Kunden gewünscht ausführen. Vielmehr werden diese auf Eis gelegt, bis die Kontonutzer nach Rücksprache mit der Bank ihre eindeutige Freigabe erteilt haben.
Die Kollegen haben eine solche Nachfrage 'exklusiv' als Kopie auf der Webseite veröffentlicht. In obigem Tweet bricht (für mich gefühlt) die 'Empörungswelle' los – wie können die Banken bloß. Mit meinem obigen Texteinschub, wie meine Hausbank bei unklaren Überweisungen verfährt, halte ich dies für einen ganz normalen Vorgang – und das wäre auch in meinem Interesse. Wenn ich denn Kunde bei der N26-Bank wäre und öfters zu deren Konten überweisen müsste, wäre es für mich ein normaler Vorgang, zum Telefonhörer zu greifen und die Bank zu informieren 'hört mal zu, es finden jetzt häufiger Überweisungen zum N26-Konto xyz statt, lasst die durchlaufen'.
N26-Bank, einige Informationen
Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht auch ein zweiter Blick hinter die Kulissen. Die N26-Bank ist ein sogenanntes Fintech-Startup, welches als Direktbank eine Zulassung der Bundes-Finanzaufsicht (BaFin) als Vollbank besitzt. Die Bank wickelt vor allem für junge, Technik-affine Kunden Geldgeschäfte ab und ist angetreten, die Bankenlandschaften aufzumischen. Kostenloses Girokonto, Buchungen per App und keine Bankberater – auch nicht per Telefon.
Die N26-Bank macht leider aber immer wieder durch Negativschlagzeilen von sich reden. Auf Wikipedia lassen sich einige Sachen nachlesen. Beispielsweise wurden Kunden 'wegen zu häufiger Bargeldabhebungen' das Konto gekündigt. Die App der N26-Bank, über die Bankgeschäfte abzuwickeln sind, fiel zudem durch Sicherheitsmängel auf, die sich für missbräuchliche Überweisungen nutzen ließen.
Im März 2019 berichtete u.a. heise über Betrugsfälle, bei denen die Bank überfordert scheint. Es wird ein Fall thematisiert, wo einem Kunden 80.000 Euro bei der N26-Bank vom Konto gestohlen wurde und der Kunde keinen Kontakt bei diesem Institut bekam. Und einige Wochen später, im April 2019, schob heise einen Artikel nach, demzufolge es um illegale Konteneröffnungen und Nutzungen in erheblichem Umfang geht. Ich hatte das drüben im 50Plus-Blog im Beitrag Vorsicht: Produkttests zum Betrug mit Bankkonten genutzt angesprochen.
Vor wenigen Tagen kam dann die Meldung (z.B. ich bekomme es meist bei heise mit, weil ich deren Nachrichtenticker standardmäßig mitlese), dass die Finanzaufsicht Bafin Nachbesserung bei der Geldwäscheprävention von der N26-Bank verlangt. Und im Beitrag hier berichtet heise, dass die N26-Bank eine Geldstrafe von 50.000 Euro wegen Verstoßes gegen die DSGVO aufgebrummt bekam. Für mich persönlich rangiert die N26-Bank bereit seit Jahren, u.a. auf Grund der oben angerissenen Sicherheitsmängel der App, eher unter 'nicht mal mit der Kneifzange anfassen'. Die in den letzten Wochen bekannt gewordenen Vorwürfe sind da nur das Sahnehäubchen. Angesichts dieser Ballung an schlechten Nachrichten finde ich es nachvollziehbar und im Sinne der Kunden, dass andere Banken da mit Überweisungen an N26-Konten vorsichtig sind. Oder wie seht ihr das so?
Ergänzende Informationen
Die Geschichte zieht inzwischen Kreise. Das Handelsblatt hat bei Banken nachgefragt. Die N26-Bank erhält Überweisungen von Volks- und Raiffeisenbanken nur noch, nachdem bei Kunden nachgefragt wird. "Bei uns steht N26 auf der schwarzen Liste. Das bedeutet, dass wir bei jeder Überweisung an N26-Konten die Kunden noch einmal explizit fragen, ob sie diese Überweisung auch wirklich ausgelöst haben", sagte Henry Rauner, Chef der Volksbank Rottweil, dem Handelsblatt.
Hintergrund ist laut heise, ein Fall, bei dem Betrüger ein Kundenkonto übernommen und Gelder auf ein N26-Konto transferiert hatten. Von dort ging das Geld ins Ausland. Normalerweise lassen sich solche Transfers von den Banken untereinander stornieren. Laut Bank habe es habe drei Tage gebraucht, bis das Startup N26 auf Anrufe und E-Mails der Volksbank reagiert habe. "Da war das Geld längst weg", so Henry Rauner. Allerdings, so schreibt heise, halten nicht alle Banken diese Kontrollen für notwendig.
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Vom 33c3 des ChaosComputerClubs … ein Vortrag über N26 … die neue Fintech-Welt. Gute Nacht, liebe Guthaben. :-)
https://media.ccc.de/v/33c3-7969-shut_up_and_take_my_money
Das die (N26-Bank) nicht mal für Kunden!, über Telefon erreichbar sind geht garnicht, dabei lassen sich dort doch manche Sachen meist sehr schnell klären.
@Compeff
Der Vortrag sagt alles.
Ausschliesslich Online-Bank? Gibt es da Seriöse?
Aus meiner Sicht stelle ich nur eine Online-Bank auf die Beine, wenn ich damit mit kriminellen Machenschaften innert kurzer Zeit Geld verdienen und dann abhauen will.
Einfach mal hier recherchieren
https://metager.de/meta/meta.ger3?eingabe=Chek+Online+Banken&focus=web
Aha, jetzt kommt der Pferdefuß an den Tag. Schon deren Plakatwerbung, die ich glaube ich vorigen Sommer längere Zeit zu sehen bekam, zeigte mir deutlich: Das ist was für die Youtube-Prolls und Kiddies, die sich über Geld erst Gedanken machen, wenn sie bei der Schuldnerberatung sitzen.
Wer da ein Konto hat, dürfte in diversen Bonitätsrankings eher schlecht angesehen sein.
Wie gut eine Bank wirklich ist, merkt man am Umgangston der Mitarbeiter (notfalls bei der Telefonhotline). Von etablierten Geldinstituten bin ich höflichen Service gewohnt. Hingegen ist mir eine Online-Bank gleich beim ersten Hotlinekontakt durch eine schnoddrige Antwort im Sinne von „Jaja, kommt noch, wenn uns danach ist; dass Sie das jetzt gleich brauchen interessiert uns nicht" sehr unangenehm aufgefallen.
– Nachdem bereits der Lebensmittelmarkt im Viertel, der Buchladen an der Ecke und die nächstgelegene Apotheke dem Online-Wahn zum Opfer gefallen sind, sollten wir uns nicht auch noch bei Geldgeschäften von anonymen Web-Anbietern abhängig machen. Dann doch lieber Kontoführungsgebühren!
Die Vorgänge im Kontext mit dieser Bank sollte denjenigen als Warnung dienen, die stets darauf bedacht sind, ja nicht den Anschluss bei der Nutzung von etwas Neuem zu verpassen.
Und dann als Unternehmer und Geschäftsmann bar jeder Vorsicht einer Bank zu vertrauen, die als junges Start-Up fungiert und große Töne spuckt, den Zahlungsverkehr zu revolutionieren, aber kein ordnungsgemäßes Impressum hat, keine gültigen AGB aufweist, und den DSGVO Vorschriften nicht entspricht, das lässt sich wohl nur mit Hirnlos und verantwortungslos bezeichnen.
Und dann über andere Banken schimpfen, die auch in seinem Sinne Vorsicht walten lassen, verdeutlicht den vorhergehenden Text.
"kein ordnungsgemäßes Impressum hat"
Hilf mir eben: was fehlt bei dem Impressum der Bank? Ich sehe es nicht, was da fehlen soll, damit das ordnungsgemäßer wird, als es ist.
"keine gültigen AGB aufweist"
Ich meine, mich zu erinnern, dass gültige AGB eine Voraussetzung dafür ist, eine GmbH gründen zu können. Korrigiere mich, wenn ich mich da irre. Ich finde jedenfalls unter den vielen anderen rechtlichen Dokumenten, die N26 auf seinen Webseiten bereitstellt, auch AGB. Und über die Gültigkeit wird ja wohl im Zweifelsfall ein Gericht entscheiden, nicht wahr?
Zur Klarstellung: ich bin in keiner Weise mit der Bank in irgendeiner Geschäftsbeziehung. Ohne diesen Beitrag von Günter würde ich diese Bank nicht einmal kennen. Aber gleich zwei starke Behauptungen vor wage Vermutungen zu stellen, ist aus meiner Sicht etwas, was auch mal schnell ins Auge gehen kann für den, der solche Behauptungen aufstellt.
Mit folgendem Link findest du mehr Info' s :-)
https://www.kuketz-blog.de/?s=N26
Die "Möchte gerne Bank N 26" war vor ein paar Wochen schon im Gerede, wegen Nicht-Erreichbarkeit und wegen verschwundenen Guthaben. Die Guthaben waren vermutlich gar nicht verschwunden, sondern nur auf ein Konto eines Bänklers umgebucht worden, weil dessen Frau ein neues Auto will o.ä.
Dem Selbstständigen, dem man 80k€ geklaut hat, hat daher nur teilweise mein Mitleid, weil er sich halt N26 anvertraut hat.