Google Maps-Hack des Aktionskünstlers Simon Weckert

Noch ein kleiner Informationshappen rund um die Navigationsanwendung Google Maps. Am 1. Februar 2020 meldete Google Maps einen Verkehrsstau auf Berliner Straßen, den es nicht gab. War eine Aktion von Simon Weckert, der zeigte, wie leicht sich Technik übertölpeln lässt.


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Ich habe das Experiment bereits am Sonntag über Twitter mitbekommen. Hier die Meldung von Weckert zum 1. Februar 2020.

Weckert hat sich 99 gebrauchte Smartphones besorgt, diese mit SIM-Karten samt Internetzugang ausgestattet, Google Maps aufgerufen und dann die Geräte in einen Bollerwagen geworfen. Dann ist er seelenruhig zu Fuß mit seinem Bollerwagen durch die Straßen Berlins marschiert.

Die 99 mit Google Maps verbundenen Smartphones übertrugen die GPS-Position, worauf der Google-Navigationsdienst an dieser Stelle einen Stau von 99 Fahrzeugen annahm – denn die bewegten sich ja nur noch schrittweise. Auf seiner Webseite hat er das Projekt Google Maps Hacks so erklärt:

"99 gebrauchte Smartphones werden in einem Handwagen transportiert, um einen virtuellen Stau in Google Maps zu erzeugen. Durch diese Aktivität ist es möglich, eine grüne Straße rot zu färben, was sich in der physischen Welt auswirkt, indem die Autos auf einer anderen Route navigiert werden, um nicht im Verkehr stecken zu bleiben. " #googlemapshacks

Weckert schreibt, dass Google mit seinen Geo-Tools eine Plattform geschaffen habe, die es Nutzern und Unternehmen zwar ermöglicht, auf neuartige Weise mit Karten zu interagieren. Das bedeutet andererseits aber auch, dass Machtfragen im Diskurs der Kartographie neu formuliert werden müssen. Karten, die selbst das Produkt einer Kombination von Wissens- und Machtzuständen sind, haben ein eingeschriebenes Machtdispositiv, so Weckert. Die simulationsbasierten Karten- und Weltmodelle von Google bestimmen die Aktualität und Wahrnehmung von physischen Räumen und die Entwicklung von Handlungsmodellen.


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(Quelle: Youtube)

Und so hat Weckert mit seinem Bollerwagen im Google Maps Hacks-Projekt eindrücklich gezeigt, wie er einen virtuellen Stau produziert und damit die Aktualität und Wahrnehmung von physischen Räumen und die Entwicklung von Handlungsmodellen manipulieren konnte. Obiges YouTube-Video zeigt, wie Weckert durch leere Straßen von Berlin wandert – nur einige eScooter-Piloten und Radfahrer, sowie mal ein verirrtes Auto (ohne Navi) sind unterwegs. Das Projekt zeigt, wie man Technik zum Narren halten kann, Autofahrer wurden von Google Maps um den 'virtuellen' Stau herum gelotst. Das Projekt wirft natürlich die Frage auf, wie vertrauenswürdig Navigationssysteme bzw. deren Anzeigen im Hinblick auf eine Verkehrssituation sein können.

PS: 9to5google.com hat von Google eine Stellungnahmen bekommen, nachdem die berichteten. Alles halb so schlimm, Google bekommt für Maps mehr Daten als nur Smartphone-Koordinaten. Die Verkehrsdaten in Google Maps werden dank Informationen aus verschiedenen Quellen, einschließlich aggregierter anonymisierter Daten von Personen, die Ortungsdienste eingeschaltet haben, und Beiträgen aus der Google Maps-Community, ständig aktualisiert. Google hat in mehreren Ländern, darunter Indien, Indonesien und Ägypten, die Möglichkeit eingeführt, zwischen Autos und Motorrädern zu unterscheiden, obwohl Google das wohl noch nicht ganz für die PKW-Navigation im Griff zu haben scheint. Google freut sich jedenfalls über den kreativen Einsatz von Google Maps, da es hilft, die Karten im Laufe der Zeit besser zu nutzen


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8 Antworten zu Google Maps-Hack des Aktionskünstlers Simon Weckert

  1. Günter Born sagt:

    Den SEO-Link auf die Firma habe ich rausgenommen.

  2. Thorky sagt:

    Mit sowas könnte man sicherheitsensible Konvois (Geschäftsleute, Politiker) auf vorgeplante Routen umleiten, um ihnen dort Böses zu wollen. Üble Sache, aber eine witzige Idee, die Schwächen des Systems auszuloten!

  3. lurelay sagt:

    fand und finde das, also die gesamte Aktion, extrem cool – und sehr sinnvoll.
    Nicht nur weil die gugl-pupsies als ziemlich-tumb geoutet und in die Ecke gestellt worden sind (zum schämen!). Aber auch.
    Und das ganze mit simpelsten Mitteln.
    Da können die lamentieren, relativieren, rechtfertigen (was sie ja auch fleissig versuchen – was dabei immer ein Zeichen von Schwäche und unsouverän ist), et wird nix helfen. Blamiert bleibt blamiert. :D

  4. Nobody Private sagt:

    Der Stau Detektor Algorithmus ist von Menschen entwickelt die erstmal gradlinig gedacht haben und von "normalen" Verhalten der Beteiligten ausgingen.
    Normal sind 99 Mobiltelefone auf einem Bollerwagen mitten auf der Straße nicht.
    Davon ab, eine Demo, 99 Personen dicht beieinander auf der Straße sind ein Stau.

  5. Blupp sagt:

    Wenn die kommunale Verkehrsentwicklung mal wieder versagt, haben genügend Anwohner nun ein Mittel aufgezeigt bekommen sich einen verkehrsberuhigten Tag zu verschaffen. Könnte man an mancher Straße mal drüber nachdenken.

  6. Der zugewanderte Ostfriese sagt:

    Das ist mir schon häufiger begegnet, mit TomTom-Geräten. War mal in der Zustellungsbranche tätig, immer schön mit dem Bulli von Haus zu Haus. 20m fahren, stop, 20m fahren, stop. In Straßen in denen ich in der Zeit fast allein unterwegs war, zeigte der TomTom Live dann auch schön einen Stau an. Schließlich waren ja 100% der meldenden Geräte genau der eine meine…

    Ist aber auch schon Jahre her.

  7. kOOk sagt:

    Vor zwei Jahren hat mir ein US-Kollege von ähnlichen Hacks bei Waze (gehört auch google) erzählt. Dort nimmt der Verkehr in Wohngebieten bei Staus auf dem Highway teilweise stark zu, weil sich viele Fahrer durch Nebenstraßen am Stau vorbeileiten lassen. Die Anwohner verabreden sich dann dazu, Waze auf allen verfügbaren Smartphones zu Hause laufen zu lassen und gleichzeitig einen Stau zu melden. Die Straßen sind dann wieder leerer.

  8. Frank. sagt:

    In #TheDailyShow hat Trevor Noah das Ereignis auf seine ganz spezielle Art gewürdigt, Deutsche auf deutsch veralbern: youtu.be/8IRmHlsgAmI

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