Kein Hyper-V-Server 2022 mehr, der Zweig ist tot

Windows[English]Microsoft hat ja vorigen Monat ohne große Ankündigung seinen Windows Server 2022 freigegeben. Weil es bereits von Nutzern nachgefragt wurde, ob es auch einen Hyper-V-Server gebe, mache ich mal einen separaten Artikel. Die schlechte Nachricht ist schlicht: Hyper-V als eigener Server, der kostenlos eingesetzt werden darf, ist tot. Microsoft ist auf dem Cloud-Trip, da beißt die Maus kein Faden ab.


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Windows Server 2022, kein Essentials mehr?

Kleiner Rückblick – ich hatte die Verfügbarkeit von Windows Server 2022 im Blog-Beitrag Windows Server 2022 LTSC ist da angesprochen. Es handelt sich um eine LTSC-Version mit 10 Jahren Support. Microsoft stellt sogar eine Evaluierungsversion zum Testen für 180 Tage bereit. Ein Windows Server 2022 Essentials für kleine Firmen wird es aber wohl nicht mehr geben, das hatte ich schon im Blogbeitrag angedeutet. Dort fand sich der Verweis auf meinen Beitrag Windows Server 2019 Essentials, der letzte seiner Art?, in dem entsprechende Pläne Microsofts thematisiert wurden.

Ergänzung: Hier scheint sich ein Wechsel heraus zu kristallisieren. Elden Christensen deutet in diesem Techcommunity-Post am 24.8.2021 an, dass ein Essentials Server 2022 kommen werde. Und ein Leser hat nachfolgenden Screenshot (in einer FB-Diskussion) gepostet. Ich habe mal einige Informationen zusammen gefasst, siehe Windows Server 2022 allgemein verfügbar, Verwirrung im Essentials, kein Hyper-V Server 2022 mehr.

Windows Server Essentials 2022

Der Hyper-V-Server

Hyper-V Server ist im Kern ein Windows-Server in der Core Edition ohne grafische Benutzeroberfläche und mit aktivierter Hyper-V-Rolle (siehe auch). Das Geniale für viele Administratoren war, dass Hyper-V Server kostenlos erhältlich war und zur Virtualisierung eingesetzt werden konnte. Das war wohl der Versuch Microsofts, gegen Anbieter wie VMware mit seinem kostenlosen ESXi-Produkt etwas entgegen zu setzen.

Was ist mit Hyper-V Server 2022?

In Microsofts Ankündigung zu Windows Server 2022 fand sich aber weder ein Hinweis auf eine Essentials-Variante (dazu habe ich ja oben was geschrieben), noch zu Hyper V Server 2022. Es wurde von Mario daher folgerichtig in diesem Kommentar bereits nachgefragt, was mit Hyper-V-Server sei.


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Hat irgendjemand schon eine Information zum kostenlosen Hyper-V Server gesehen, oder wird dieser auch wie Essentials nicht mehr weitergeführt? Ich meine bei 2012, 16 und 19 gab es jeweils eine Vorabversion vom „normalen" Servers, also Standard und Datacenter, und eine vom kostenlosen / standalone Hyper-V Server, das ist bisher aber nicht der Fall.

Es gab zwar einen Folgekommentar, dass der kostenlose Hyper V Server 2019 auch später gekommen sei. Aber es gab auch schon Hinweise, dass Hyper V-Server als Produkt tot sei. Blog-Leser Mario hat es in diesem Kommentar aber auch ohne weitere Hinweise verlinkt. Daher hatte ich das Thema bereits als separaten Blog-Beitrag vorgesehen, als dann gestern am späten Abend Blog-Leser Stefan nochmals in einer Mail das Thema angesprochen hat.

Im Blogbeitrag "Server 2022" wurde es ja schon in den Kommentaren angerissen, nun ist es aber sichtlich offiziell. Der Standalone "Hyper-V-Server" der kostenlost einsetzbar war (wenn die Guests Linux waren komplett kostenlos, sonst fielen natürlich die Lizenzen für die Guests an) wurde durch "Azure HCI" ersetzt, welcher jetzt mal eben 10 Dollar/Core/Monat kosten soll.

Vielleicht wäre das eine eigenständige Newsmeldung wert.

Blog-Leser Stefan hatte in seiner Mail dann noch drei Tweets hier, hier und hier verlinkt, die das Thema anreißen.

Auch Hyper-V Server ist tot

Mir ist das Thema in diesem Tweet unter die Augen gekommen, Nathan McNulty weist darauf hin, dass Windows Server 2022 stillschweigend veröffentlicht worden sei, aber Hyper-V Server 2022 tot sei. Irgendwelche dummen Produktmanager wären der Meinung, dass Azure Stack HCI mehr Geld einbringe.

Hyper-V-Server is dead

In diesem Kommentar hatte Blog-Leser Mario auf den Techcommunity-Nutzerbeitrag Hyper-V Server 2022 verlinkt, wo jemand bereits am 16. August 2021 nach einem entsprechenden Produkt fragt:

Hyper-V Server 2022

Anyone know whether there will be a Hyper-V Server 2022? i.e. the free version which is just for running VMs and has no GUI?

I've seen mentions on forums that this SKU is being dropped, but not found anything official.

Am 24. August 2021 meldet sich Microsoft Mitarbeiter Elden Christensen, Principal PM Manager in der Core OS Group, verantwortlich für Windows Server, aus seinem Urlaub zurück. Er gab folgendes Statement ab:

Azure Stack HCI is Microsoft's premier hypervisor offering for running virtual machines on-premises.  For testing and evaluation purposes Azure Stack HCI includes a 60-day free trial and can be downloaded here.

Microsoft Hyper-V Server 2019 will continue to be supported under its lifecycle policy until January 2029, see this link for additional information.

Damit liegt also die offizielle Antwort aus dem Hause Microsoft vor. Man sieht den Azure Stack HCI als Lösung, um virtuellen Maschinen On-Premises laufen zu lassen. Es gäbe sogar eine 60-Tage-Testversion. Aber wie Blog-Leser Stefan oben bereits anmerkt, diese Lösung kostet 10 US $ pro Core und Monat, da klingeln die Kassen. Wer glaubt, Hyper-V weiter brauchen zu müssen, kann noch bis 2029 auf den Hyper-V Server 2019 setzen, der ja als letzte Version noch kostenlos ist.

Ich denke, damit ist das Thema abgehakt – kluge Administratoren schauen sich in der Zwischenzeit nach Alternativen um. Zufällig bin ich gestern bei heise auf den Artikel Analyse: Azure und 365 als einzige Microsoft-Zukunft? gestoßen, der da vielleicht einige Denkanstöße für Leute vermittelt, die auf On-Premises-Lösungen setzen müssen.

Anmerkung: Ich dachte, es sei klar, dass zwischen Hyper V Server als Produkt mit eigener Lizenz (also Hyper V Server 2019) und die Hyper V-Rolle auf Windows Server und Windows 10 unterschieden werden muss. Aber die Kommentare weiter unten strafen das als falsch. Daher zur Klarstellung: Die Hyper-V-Rolle wird m.W. auch auf weiteres in den Windows Clients und Servern erhalten bleiben.

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10 Antworten zu Kein Hyper-V-Server 2022 mehr, der Zweig ist tot

  1. Oliver Sommer sagt:

    Das es keinen Essentials geben wird ist afaik falsch.
    Ich habe Lizenz und Preis Infos über Essentials 2022 bekommen.

  2. oli sagt:

    Hype-V als Rolle auf einer normalen Windows Server 2022 Standard/Datacenter Edition (z.B. als Core-Version installiert) ist ganz sicher nicht tot. Bisher war die Lizensierung sogar so, dass in einer Windows Server Standard Lizenz 2 virtuelle Windows Server Lizenzen integriert waren (Lizensierung ist aber abhängig von der Anzahl der CPU-Kerne), wenn auf dem physischen Host nur die Hyper-V Rolle genutzt wurde. Bei der Datacenter-Edition gab es meines Wissens sogar gar keine Begrenzung. Was allerdings wohl richtig ist, der kostenlose Standalone Hyper-V Server ist Geschichte. Mal gucken ob das so bleibt. On-Premise gibts ja z.B. mit Proxmox auch kostenlose Alternativen. Mit Proxmox liebäugel ich sowieso schon länger.

    • Günter Born sagt:

      Ich hatte es nach im Hinterkopf: Schreib einen Satz dazu, nicht dass da Kommentare kommen. Aber dann rief Frau "Frühstück ist fertig" – und ich habe auf Senden gedrückt ;-).

      Wird ein schlimmes Ende mit mehr nehmen – aber ich dachte "Eigentlich muss jedem Leser, der in diesem Bereich aktiv ist, klar sein, was mit Hyper-V Server" gemeint ist. Die betreffende Rolle wird von Microsoft ja als Hyper-V Platform bezeichnet, auch wenn die Option Hyper-V Server in der Feature-Liste heißt. Ich habe aber einen Satz oben im Text nachgetragen.

  3. rulf sagt:

    Azure HCI soll den HyperV-Server ersetzen und kosten 10$/pro Core/pro Monat????? Also schlanke $1.920 im Jahr bei einem Feld-Wald-und-Wiesen-"16 Kerner"? Da ist doch irgendwo ein Missverständnis, oder? Kommastelle verrutscht? Das hat andere Anwendungsszenarien bzw. ist eben nicht als Ersatz gedacht oder sowas? Für das Geld holt man sich mal eben drei "volle" Standard-Lizenzen – ohne Abo.

  4. Maurice Henkel sagt:

    Azure Stack HCI ist aber kein einfacher Hyper-V Ersatz. Das ist eine Hochverfügbare Infrastruktur bestehend aus 2 oder mehr Servern die in ein Cluster zusammengeschaltet werden. In etwa vergleichbar mit den Funktionen der Datacenter Edition von Windows Server und der Clusterfunktionen davon. Jedoch einfacher einzurichten und zu verwalten, da einem quasi alles abgenommen wird.
    Beispielsweise kann ein Host mitten im Betrieb ausfallen und die Nutzer welche auf eventuellen virtualisierten RDS/A Servern arbeiten welche auf dem ausfallenden Host aktuell laufen, merken davon nichts.
    Das ist weit mehr als ein einfacher Hyper-V und ich glaube kaum, das sich jemand einen oder geschweige denn zwei 16C Hosts dahin stellt, denn das ist teils doch etwas wenig aus meiner Erfahrung.

    • Anonymous sagt:

      Mit dem kostenlosen Hyper-V Server kann man auch einen Cluster aufbauen! Der kostenlose Hyper-V macht halt vorallem Sinn wenn ich keine Windows Server darauf virtualisieren möchte. Leider ist der Hyper-V zum Virtualisieren von Linux Servern definitiv nicht die erste Wahl ;) Also ja ich kann die Entscheidung von Microsoft schon nachvollziehen. Sie haben ein Produkt geschaffen das eigentlich kaum einen sinnvollen Einsatzzweck hat, was nicht an seiner Funktion sondern Lizensierung von Windows Servern liegt. Denn wenn ich Windows Server darauf virtualisieren, möchte fahre ich in den meißten Fällen gleich den Datacenter Server.

      • Stefan sagt:

        Hmm, so ganz kann ich dem nicht zustimmen.

        Der Hyper-V-Server war gerade für Testumgebungen (Labs) eine tolle Idee einmal die Umgebung zu lernen, darüber hinaus setzen wir ihn zb für ASP-Lösungen ein, da es hier lizenzrechtlich egal ist wer die Software stellt, da kostenlos. Wie es bei Baumont und Co schon getwittert wurde fallen nun die ganzen "Nachwuchstalente" weg die dann nicht mehr mit Hyper-V trainieren, sowas KANN Microsoft nur schaden.

        Wenn man ausschließlich Linux damit virtualisieren wollte, wäre es vielleicht wirklich nicht die richtige Plattform funktionieren tut es aber einwandfrei.

        Datacenter schließt sich zumindest in meinen KMU-Kreisen vollständig aus, sowas bekommt man nicht durch, die Kosten sind einfach zu hoch. Meist sind es 2-6 virtuelle Maschinen, da fährt man mit Standard dann eigentlich besser.

        Einige Leute schrieben ja man solle einfach Win10 Pro mit Hyper-V-Rolle nehmen, dem kann ich aber nichts abgewinnen. Von Eigenheiten wie automatisch generiertem Standard-Netzwerk das man nicht mal löschen kann oder automatisch angelegten Snapshots nach der Einrichtung kann ich die Kisten nicht mal mit Veeam sichern.

        Ich halte es immer noch für eine sehr dumme Idee von MS. Wird interessant ob wieder einige Leute auf den kostenlosen ESXi gehen werden, oder Proxmox, oder xcp-ng?

    • Stefan sagt:

      "Hochverfügbar" heißt lediglich das die gestorbene Maschine auf dem zweiten Blech wieder automatisch gestartet wird, den Ausfall hast du also sehr wohl. Das was du meinst wäre "Fehlertolerant" wie es Vmware fault tolarance anbietet.

      Ja, HCI ist natürlich weit mehr als nur der Hyper-V-Server, aber genau DEN wollen die Leute ja und eben NICHT die ganzen Features die ohnehihn nur ein Bruchteil der Leute nutzt.

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