[English]Am 5. April 2022 hat Microsoft den künftigen Fahrplan für Windows 11 skizziert. So wird der Windows 365-Cloud PC in Windows 11 integriert, d.h. man kann nicht nur per App oder im Browser entsprechende Instanzen (als Remote-Sitzungen) laufen lassen, sondern soll irgendwann die Maschine direkt in Windows 365-Cloud PC booten können (d.h. als Thin Client mit direkter Anmeldung nutzen). Zudem wird ein neuer Datei-Explorer mit Tabs kommen (ist seit längerem im Insider Test). Andererseits ist der Umstieg ab Windows 11 im März 2022 quasi zum stehen gekommen. Hier ein Überblick über die neuen Entwicklungen.
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Windows 11 mit Windows 365-Cloud PC
Eine der großen Neuerungen in Windows 11, die Microsoft für Firmenkunden angekündigt hat, ist die Integration des Windows 365-Cloud PC in das Betriebssystem. Microsoft hat seine Pläne zum 5. April 2022 im Windows-Blog sowie in diesem Beitrag mit den nachfolgenden Neuerungen skizziert.
Der Windows 365 Cloud PC
Windows 365 ist eine Lösung, bei der alles in der Cloud statt auf dem Gerät gespeichert wird. Dieser Windows 365-Cloud PC war ja im Sommer 2021 auf der Inspiron vorgestellt worden (siehe Windows 365, der Cloud-PC auf der Inspire vorgestellt). Microsoft preist das Produkt als "secure by design" an, was auf dem Zero-Trust-Prinzip basiert. Das soll ein sicheres und produktives Arbeiten in verschiedensten Situationen zu ermöglichen.
Windows 365 schafft damit eine neue hybride Kategorie für Personal Computer: den Cloud-PC mit einem Betriebssystem in der Cloud, der sowohl die Leistungsfähigkeit der Cloud als auch die Möglichkeiten des Gerätes nutzt. Windows 365 basiert nach diesem Microsoft-Artikel auf dem Azure Virtual Desktop, nutzt aber eine vereinfachte Technik zur Virtualisierung.
Booten von Windows 365-Cloud PC in Windows 11
Microsoft wird nun den Windows 365-Cloud PC direkt in Windows 11 integrieren. Die bisherige Lösung, erst Windows 10/11 zu starten, um dann per App oder Browser auf den Windows 365-Cloud PC zuzugreifen, soll nicht mehr erforderlich sein.
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Windows 365 Boot, Quelle: Microsoft
Mit Windows 365 Boot soll eine Maschine direkt beim Start in der Lage sein, sich beim Windows 365 Cloud PC anzumelden und der Nutzer kann diese Instanz als primär zu nutzendes Betriebssystem festlegen. Dies soll verschiedenen Benutzern ermöglichen, sich auf einer Maschine mit ihren Anmeldedaten direkt bei ihrem eigenen persönlichen und sicheren Windows 365 Cloud PC anzumelden. Meine Interpretation ist, dass die Maschine Windows 11 bootet und der Nutzer anschließend bei der Desktop-Anmeldung direkt mit der Windows 365 Cloud PC-Instanz remote verbunden wird.
Windows 365 Switch zum Wechseln
Weiterhin will Microsoft eine als Windows 365 Switch bezeichnete Funktion bereitstellen. Damit kann ein Benutzer direkt zwischen seinem Windows 365 Cloud PC und dem lokalen Windows 11-Desktop wechseln.
Windows 365 Switch, Quelle: Microsoft
Dass soll genau so wie mit dem bereits heute in Windows gebräuchlichen Task Switcher beim Wechsel zwischen verschiedenen Desktops funktionieren. Der Nutzer soll dabei die gleichen vertrauten Tastaturbefehle sowie Mausklicks oder Wischgesten verwenden können.
Windows 365 Cloud PC als App und Offline-Betrieb
Zudem soll es eine neue native Windows 365-App geben, die dem Anwender eine weitere Möglichkeit bietet, von der Taskleiste oder dem Startmenü direkt zu seinem Windows 365-Cloud-PC zu gelangen. Die App soll die persönlichen Einstellungen aus dem Profil für den Windows 365-Cloud-PC bereitstellen.
Den Ankündigungen nach arbeitet Microsoft auch an der Offline-Bereitstellung von Windows 365. Fällt die Verbindung zur Cloud aus, kann der Benutzer mit der lokalen Instanz weiter arbeiten, weil dort Mausbewegungen und Tastatureingabe abgewickelt werden. Wenn die Verbindung wiederhergestellt ist, synchronisiert sich der Windows 365 Cloud-PC automatisch mit dem Windows 365-Dienst, ohne dass Daten verloren gehen, verspricht Microsoft. Das soll ein Arbeiten mit Windows 365 auch bei einer Unterbrechung der Verbindung ermöglichen.
Cloud und Windows-PC verschmelzen
Microsofts Windows- und Surface-Chef Panos Panay beschreibt diese neuesten Funktionen als "nur den Anfang unserer Windows- und Microsoft-Cloud-Integration". Die oben skizzierten Pläne signalisieren, in welche Richtung Microsoft in Zukunft marschiert, indem man Windows 365 und Windows 11 miteinander verschmelzen möchte. Wann das Ganze dann Realität wird, steht noch in den Sternen – denn es gibt keine Angaben zu einem Release-Datum (früher nannte man so etwas Vapor-Ware).
Wie das Ganze in Europa angesichts des Themas DSGVO funktionieren soll, bleibt mir ebenfalls unklar. Auch wird das nur für Firmen relevant werden, die einen Teil der Desktop-Infrastruktur ihrer Mitarbeiter in die Cloud auslagern. Der Klemmer, den ich sehe: Die Kunden müssen sowohl den Windows 365 Cloud PC mieten als auch einen "fetten" Windows 11-Client für diese Lösung bereitstellen. Die Verwendung eines günstigen Thin-Clients hätte ich ja verstanden. So ganz schlüssig erscheint mir das Konzept – was da ständig Hybrid-Work betont – irgendwie nicht. Aber möglicherweise kann die Leserschaft, die von diesen Möglichkeiten eher betroffen ist, da mehr an Chancen bzw. Risiken erkennen.
Windows Explorer mit Tabs
Der überarbeitete Windows Explorer, der mit Tabulatoren und weiteren Neuerungen aufwartet, wurde ja bereits seit Wochen mit Windows 11-Insidern getestet.
Neuer Windows Explorer, Quelle: Microsoft
Über Tabs in der Kopfleiste soll der Explorer die Navigation zwischen verschiedenen Ordnern ermöglichen. Was bisher in verschiedenen Fenstern erfolgte, wird jetzt auf Tabs aufgeteilt. So ganz spontan denke ich, dass es vom persönlichen Arbeitsstil abhängt, was man da bevorzugt. Persönlich habe ich bisher kein Problem damit gehabt, zwischen mehreren Fenstern zu navigieren und diese per Maus für Dateioperationen zu verwenden.
Die von Microsoft hier skizzierten Neuerungen beschreiben, dass Windows im Explorer neue, kontextbezogene Vorschläge per Context IQ unterstützt. Dies soll die Suche nach Dateien und relevanten Inhalten samt Kontakten in Windows umfassen. Es werden Suchergebnisse – einschließlich der Inhalte in der Cloud – empfohlen. Erwähnt wird, dass man zum Beispiel sehen könne, welche Dateien man brauchen könnte. Das umfasst auch Dateien, an denen Kollegen häufig arbeiten und auf die man ebenfalls Zugriff hat.
Microsoft spendiert dem Explorer außerdem eine neue Startseite, die die typischen Schnellzugriffsordner, die letzten benutzten Dokumente und eine neue Favoritenoption enthält. Nutzer sollen mit der rechten Maustaste eine Datei per Kontextmenü zu den Favoriten hinzuzufügen können. Weiterhin soll es verbesserte Freigabeoptionen für Dateien geben, über die Nutzer Dateien an aktuelle Kontakte oder Anwendungen wie Teams, Outlook und OneDrive senden können.
Aktuell ist noch unklar, ob und wann diese neuen Funktionen des Explorers in Windows 11 ausgerollt werden – es gibt kein Release-Datum. Möglicherweise kommt es mit dem großen Funktionsupdate von Windows 11, oder es wird mit einem monatlichen Update ausgerollt. An dieser Stelle geht schon der Gedanke durch den Kopf: "Wie sollen Leute die vielen Funktionen nutzen, wenn sie heute schon nicht mit den Möglichkeiten des Explorers klar kommen und oft heillos überfordert sind?" Zudem spuckt bezüglich der neu angekündigten "Context IQ-Suche" der defätistische Gedanke "mancher Nutzer wäre ja schon froh, wenn die Desktop-Suche einfach nur zuverlässig und dauerhaft funktionieren würde" im Kopf herum. Denn Probleme mit der Windows-Suche werden hier im Blog seit ewigen Zeiten immer mal wieder thematisiert – und unter Windows 7 erinnere ich mich an den Ratschlag aus den Microsoft-Foren, schlicht ein Drittanbieter-Such-Tool für diese Zwecke zu verwenden. Aber das wird sicher jeder Nutzer anders sehen und seinen persönlichen Arbeitsstil entwickeln.
März-Schwäche beim Windows 11-Umstieg?
Noch ein kleiner Informationssplitter bezüglich der "Windows 11-Erfolgsgeschichte". Ich habe in den letzten Monaten keine AdDuplex-Zahlen zur Betriebssystemverteilung mehr in Form von Blog-Beiträgen veröffentlicht. Nur am Rande habe ich mitbekommen, wie die Kollegen über "Jubelzahlen" beim Zuwachs von Windows 11 in den Vormonaten berichteten.
Ende März 2022 rappelte es dann und Martin Geuß titelte bei Dr. Windows Neue AdDuplex-Zahlen sehen Stillstand bei Windows 11. Martin hat in diesem Beitrag die Zuwächse und Verluste der einzelnen Windows-Varianten aufgeschlüsselt. Windows 11 konnte im März 2022 nur um 0,57 % zulegen (Windows 10 verlor 0,62) und kommt auf 8,45% der Desktops vor. Erstaunt hat mich die Zunahme von Windows 7 um 0,12 % auf einen Nutzungsanteil von 12,11 % auf dem Desktop – Gutes ist nicht tot zu kriegen.
Bei Dr. Windows habe ich in diesem Beitrag von Martin Geuß gelesen, dass man intern bei Microsoft binnen fünf Wochen insgesamt 190.000 Arbeitsplätze auf Windows 11 umgestellt habe. Ist natürlich als Marketing-Botschaft zu verstehen (Seht her, wir machen das und es funktioniert). Spontan fragte ich mich, ob bei Microsoft wirklich alle Maschinen Windows 11-kompatibel sind, so dass das so "ohne weiteres" umgestellt werden konnte.
Aber auch egal, super finde ich dieses "eat your own dog food", d.h. die Microsoftler bekommen aus erster Hand mit, wenn und wo es beim Windows 11 klemmt – und da liest man ja so einiges. Wie schaut es bei euch in den Firmen aus: Steht dort das Windows 11-Rollout bereits in den Startlöchern?
Nun auch als Preview erhältlich
Auf der BUILD 2023-Entwicklerkonferenz hat Microsoft auch die Verfügbarkeit seines Cloud-Betriebssystem Windows 365 als öffentliche Vorschau (Public Preview) bekannt gegeben. Es ist das lange erwartete Cloud-Betriebssystem, welches von einer Windows 11 Arbeitsstation gebootet werden kann, aber in der Cloud läuft. Zielgrupppe für Windows 365 sind Unternehmen und Organisationen, die ein Windows von wechselnden Standorten benötigen. Das Ganze basiert wohl auf dem Azure Virtual Desktop, verwendet aber eine vereinfachte Technik zur Virtualisierung. Details lassen sich im Beitrag Cloud-Betriebssystem Windows 365 in der Preview nachlesen.
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Damit haben die Firmen nun eine Möglichkeit Geld zu sparen: Bleibt im Homeoffice, startet euren privaten Windows 11 Rechner und könnt nebenbei auf den gesicherten Firmen-Win365-Rechner zugreifen und arbeiten.
Nein, wir bleiben erstmal bei Win 10
"Wie schaut es bei euch in den Firmen aus: Steht dort das Windows 11-Rollout bereits in den Startlöchern?"
Meine Kunden wollen stabil arbeiten und nicht spielen. Daher wird Windows 11 erst kommen wenn es sich überhaupt nicht mehr vermeiden lässt oder vielleicht auch erst Windows 12.
Privat kommt das auch nicht auf die Kisten – ich orientiere mich immer weniger am Betriebssystem, mehr an den Daten und den Anwendungen – und erst dann an Linux – MacOS – Windows.
Nö,
haben grad keine Eile. Meiner Meinung bietet Windows 11 nicht genug Benefits um den Arbeitsaufwand zu rechtfertigen. Das wird peu a peu gemacht wenn ein Client eh mal neu installiert oder die Hardware getauscht wird.
> Microsoft preist das Produkt als "secure by design" an, was auf dem Zero-Trust-Prinzip basiert.
"Zero-Trust" ist so ziemlich genau das was einem da wortwörtlich übersetzt durch den Kopf geht. Null komma null Vertrauen in den Anbieter.
Total abhängiger kann man kaum werden. Dagegen ist ein "versehentlich" gesperrter Microsoft Account nur lauwarmer Kaffee.
+1 sehe ich genauso!
@Hobbyadmin
"Total abhängiger kann man kaum werden. Dagegen ist ein "versehentlich" gesperrter Microsoft Account nur lauwarmer Kaffee."
Das ist ein Albtraum. Leider wird die Mehrheit mitmachen.
Die meisten wird das nicht jucken, weil Sie das System Windows nicht anders kennen und das auch heute einfach EASY GOING und Chic ist. Der Unterbau des Systems ist den meisten fremd, da Sie nur die quietsch bunten Icons kennen – wo ich mich dann immer Frage, ob ich vielleicht mal alte Hieroglyphen hätte studieren sollen.
Auf jeden Fall wissen die alten Hase, wie man mit dem Unterbau klar kommt und wie man das fixen kann. Auch ein Vorteil für den IT'ler der damit seinen Unterhalt verdient.
Und wenn's verschlüsselt ist und kein Backup existiert – dann gibt es auch kein Mitleid.
Vielleicht sollten wir Microsoft dafür Dankbar sein.
Na das wäre dann wohl der Ersatz für eine self hosted VDI, perfekt :-) Und W11 wird schon evaluiert mit Intune und self service rollout :-)
Lässt sich ja glücklicherweise noch gut vermeiden.
Einige in meinen Kreisen, die nur Internet und Mail schreiben und kein Interesse an Spielen und Cloud haben, das Gerät faktisch als Gebrauchsgegenstand nutzen, sind auf Linux-Mint und werden auch dabei bleiben. Natürlich sind einige zurück zu Windows 10, die Mehrheit bleibt aber bei Mint und ist froh, dass alles so ruhig abläuft.
Persönlich hantiere ich mit Mint, Manjaro, Enterprise und Ltsc rum
Weitere Abhängigkeiten schaffen…. man merkt ja gerade wohin das führen kann….
Falls Microsoft den Support für Win10 nicht verlängert ist die Umstellung auf Win11 erst ab 2024 geplant.