Änderungen der NIC-Zertifizierung für Windows Server Catalog (Windows Server 2022)

[English]Das Microsoft Netzwerkteam hat die Art und Weise der Zertifizierung von Netzwerkkarten (NICs) für die Verwendung in Windows Server geändert. Das tangiert Anbieter, die ihre Treiber für Netzwerkadapter im Windows Server Catalog gelistet haben wollen. Microsoft ändert die Regeln für die Zertifizierung für ein Betriebssystem von Zeit zu Zeit. Für Administratoren stellt sich die Frage: Kann mein NIC für alle Workloads verwendet werden? Welche NIC ist für meine Arbeitslasten am besten geeignet? Wie verwendet Azure Stack HCI die Windows Server-Zertifizierungen?

Steigende Anforderungen an NICs

Microsoft gibt in diesem Artikel an, dass mit jeder neuen Betriebssystem-Version Microsoft neue Offloads für die Netzwerkkarte bereitstellt. Diese bieten zusätzliche Funktionen (z. B. RDMA, VMMQ usw.) oder eine höhere Systemeffizienz (in Form einer Reduzierung der Host-CPU bei der Verarbeitung des Netzwerkverkehrs). Die Entwicklung dieser Offloads kann Jahre dauern und ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen den NIC-Anbietern (IHVs), OEMs und Microsoft.

Mit jedem neuen Offload veröffentlicht Microsoft Tests im Hardware Lab Kit (HLK), um sicherzustellen, dass der NIC-Anbieter und Microsoft bei der Entwicklung der Funktion alles richtig gemacht haben. Diese Tests ergänzen die Funktions- (z. B. RDMA, VMMQ usw.) und Szenariotests (Storage Spaces Direct usw.), die ein NIC-Anbieter während der Entwicklung seines Treibers durchführt.

Um für Windows zertifiziert zu werden, muss jeder Anbieter die Tests bestehen, die Microsoft für verschiedene NIC-Fähigkeiten vorgibt. Wenn der Anbieter zusätzliche Tests besteht, kann er sich für eine besondere Kennzeichnung im Windows Server Catalog qualifizieren, die als "Additional Qualification" (AQ) bezeichnet wird. Dazu gehören  die SDDC Standard- oder SDDC Premium-Nomenklatur, die auf einigen NICs aufgeführt werden. Hier ist ein Beispiel für ein zertifiziertes Gerät, das unsere höchste Auszeichnung, SDDC Premium, erhalten hat.

Aber es kristallisierte sich heraus, dass die bisherigen Testszenarien zur Zertifizierung von NICs bei aktuellen Windows Server-Versionen nicht ausreichend waren.

Bisherige Zertifizierungen überholt

Die bisherige Zertifizierungsstruktur (für Windows Server 2019) basierte auf der Verbindungsgeschwindigkeit der Adapter. Das bedeutete, dass für jeden Adapter mit 10 Gbit/s oder mehr zusätzliche Anforderungen (Microsoft-Tests) gestellt wurden, unabhängig vom Verwendungszweck des Adapters (wie vom Hersteller vorgesehen).  Das führte zu einer geringeren Treiberqualität für einige Adapter. Grund war, dass die Partner die Microsoft-Tests durchführten, nicht die zusätzlichen Szenarien kennen, für die ihre Adapter verwendet werden sollten. Beispielsweise würde ein 10-Gbit/s-Verwaltungsadapter vom NIC-Anbieter nicht für Storage Spaces Direct getestet werden.

Unter dem Strich führte die zu Verwirrung beim Kunden, die sich dieser Szenario-Einschränkungen des gekauften Adapters nicht bewusst waren. Die alte Zertifizierungsstruktur funktionierte für die üblichen Szenarien, die für Windows Server 2008 bis Windows Server 2019 entwickelt wurden. Dort wurde allgemein davon ausgegangen, dass alle Adapter die gleichen Fähigkeiten bieten sollten – und dass eine schnellere NIC eine bessere NIC ist.

Bei Windows Server 2022 reicht das nicht

Nach Gesprächen mit unseren NIC-Partnern und einer wachsenden Anzahl von Supportfällen während unseres letzten Zertifizierungszyklus mit Windows Server 2022 wurde klar, dass die bestehende Struktur für mehrere Szenarien, die immer häufiger auftreten, nicht gut geeignet war. Es gab folgende Problembereiche:

• Switchless-Storage-Adapter, die einige der erweiterten Virtualisierungsfunktionen nicht benötigen
• Single-Node-Cluster, die keine hochleistungsfähigen Speicherreplikationsfunktionen erfordern
• Zunehmende Netzwerkgeschwindigkeiten von Adaptern, die zwar alle Tests zur Verbindungsgeschwindigkeit bestehen, aber bei den speziellen Einsatzszenarios beim Kunden versagten.

Unter dem Strich gab es eine zunehmende Anzahl von Supportfällen, die zu der frustrierenden Aussage "nicht unterstützt" führten, obwohl das NIC-Gerät zertifiziert war.

Die neuen Zertifizierungsanforderungen

Microsoft ersetzt die alte, auf "Verbindungsgeschwindigkeit" basierende, NIC-Zertifizierungsstruktur durch eine "rollenbasierte" Struktur, die eine Gerätezertifizierung auf den beabsichtigten Zweck abstimmt. Administratoren können diese Änderungen bereits bei den Windows Server 2022-Zertifizierungen im Windows Server Catalog sehen. Ein zertifizierter Adapter kann jetzt auflisten, wie der NIC z.B. verwendet werden kann:

• Management Traffic: Datenverkehr wie (aber nicht beschränkt auf) Remotedesktop, PowerShell-Remoting, Windows Admin Center und die Verbindung zu Active Directory und DNS. Sie werden diesem Adapter wahrscheinlich ein Standardgateway hinzufügen.
  • Non-SMB-basierte Live-Migration (TCP oder Komprimierung)
  • Replikation von Daten zwischen Stretch-Cluster-Standorten, da dieser Adapter ein Standard-Gateway hat
• Compute Traffic: Dieser Adapter kann zur Übertragung von virtualisiertem Netzwerkverkehr verwendet werden. Dazu gehört der Verkehr, der von einer VM oder einem Container ausgeht oder für diese bestimmt ist. Dazu können auch virtuelle NICs gehören, die vom Host verwendet werden.
• Storage Traffic: Dieser Adapter kann für "Ost-West-"Verkehr über das Server Message Block (SMB)-Protokoll verwendet werden, z. B. Storage Spaces Direct oder SMB-basierte Live-Migration.

Hinweis: Die offiziellen Definitionen (hier aufgelistet) können im Laufe der Zeit aktualisiert werden, um sie anschaulicher zu gestalten und Sie auf dem Laufenden zu halten. Administratoren, für die das Thema NIC-Auswahl in ihrer Server-Umgebung (Windows Server 2022) relevant ist, finden im Microsoft Techcommunity-Beitrag NIC Certification updates in the Windows Server Catalog weitere Erläuterungen. Bleibt zu hoffen, dass die dann im Windows Server Catalog gelisteten NICs die Anforderungen erfüllen. (via)