Corel wird Alludo …

Noch eine kurze Nachricht zum Feierabend – nein, kein Sack Reis in China umgefallen, aber was ähnliches. Die Firma Corel meint, sich irgendwie umbenennen zu müssen und will zukünftig unter Alludo firmieren.


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Ich weiß ja nicht, ob sich noch jemand aus der Gruppe der älteren Blog-Leser und -Leserin an den Namen Corel erinnert. Corel Draw war Legende unter Anwendern, die sich mit Grafikbearbeitung auseinander setzten. Aber irgendwann mutierte die kanadische Firma Corel zum Gemischtwarenladen, der alle möglichen Unternehmen und Produkte zusammenkaufte. So wurde WordPerfect aufgekauft und Corel war kurzzeitig die größte Software-Firma in Kanada. Nur konnte Corel mit WordPerfect nicht gegen Microsoft Word bestehen. Inzwischen gehören auch WinZip, Mindmanager und die Virtualisierungslösung Parallels zu Corel. 

Laut Presseinformation gab es die Firma Corel seit 35 Jahren unter diesem Namen. Aber jetzt hat ein schlauer Kopf in der Unternehmensleitung beschlossen, ein komplettes Rebranding mit einem Namenswechsel zu Alludo vorzunehmen. Wie heißt es so schön im Marketingsprech:

Aufbauend auf einer über 35-jährigen Geschichte steht Alludo für prämierte, weltweit anerkannte Marken wie Parallels, CorelDRAW, MindManager und WinZip.

Dieses Rebranding ist Teil der Vision von Alludo, die Zukunft der Arbeit neu zu gestalten – nicht nur, wo Menschen arbeiten, sondern auch wie, wann und sogar warum sie arbeiten.

Christa Quarles, Chief Executive Officer von Alludo, glaubt, dass die neue Marke Alludo ein Wendepunkt für das Unternehmen sei, denn man schaffe ein neues Konzept, das alle Produktsparten, Kunden und Mitarbeiter umfasst. Im Marketing-Sprech liest sich das so:

Wir legen den Grundstein für eine neue Corporate Identity, die sich der Zukunft der Arbeit widmet und machen sie zu unserer neuen DNA. Mit unseren Lösungen erhalten unsere Kunden die Möglichkeit, effizienter und flexibler zu arbeiten und sich gleichzeitig mehr kreativen Freiraum nehmen zu können. Sie können von überall und mit jedem Gerät tätig sein und ihre Kreativität bei Brainstorming oder Designgestaltung frei entfalten. Das schafft gleichzeitig mehr Zeit für Familie und das Leben abseits der Arbeit.

Ich frage mich, ob die Leute selbst an ihre Sprechblasen glauben? Immer wenn ich bei meinem letzten Arbeitgeber so was vom Vorstand vernommen habe, bekam ich die Krätze. Bin dann rechtzeitig weg – in die Selbstverwirklichung – das damalige Unternehmen gibt es so heute nicht mehr.


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Alludo soll dabei aber als Dachmarke fungieren, die Untermarken Parallels, Corel, MindManager und WinZip bleiben weiter bestehen. So bleibt den Leuten weiterhin die Illusion, wenn sie Corel Draw kaufen, dass das ein Produkt von Corel ist. Vielleicht bin ich einfach zu alt für so was – aber bei mir bleibt der Eindruck: Da ist die letzten Jahre verdammt viel Geld von Finanzinvestoren verbrannt worden – und mit der Umbenennung wird weiter Kohle verheizt. Ob dann die Untermarken am Ende des Tages besser dastehen?

Ich denke, der Markt wird immer noch durch attraktive Produkte und nicht durch irgendwelche Markennamen (mal abseits von Toblerone, Lego, Maggi, Coca Cola) überzeugt – wobei die hier genannten Marken durch ihre Produkte zum Marktführer wurden. Gut, Toblerone wurde von der Tobler & Cie an den US-Hersteller Mondelez verkauft – und hinter Maggi steht nicht mehr Julius Maggie, sondern die Nestlé AG. Aber nicht auszudenken, wenn Coca Cola zukünftig nicht mehr von der Coca Cola Company, sondern von der Pepsi Inc. & Co. hergestellt würde. Aber vielleicht ist das bei Software ja alles ganz anders …


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11 Antworten zu Corel wird Alludo …

  1. Tim B. sagt:

    Arcandor lässt grüssen.

  2. Wil Ballerstedt sagt:

    Wird Corel heute noch so viel genutzt?

  3. gs sagt:

    Das Geld hätten sie besser mal zum Entfernen der nervigen Bugs in CorelDraw einsetzen sollen…

  4. Autoteile sagt:

    Wozu die Umbenennung?

    Corel ist doch ein bekannter Name, auf dem nichts negatives haftet (bzw. nur geringfügig), mit dem viele Kunden was anfangen können.

  5. Blupp sagt:

    Erscheint mir wie die Umbenennung der Schokoriegel, die waren danach auch nicht besser.

  6. Steter Tropfen sagt:

    Wahrscheinlich ist der Ruf von „Corel" inzwischen so ruiniert, dass sie sich damit auf dem Markt nicht mehr sehen lassen können.
    Der unbefriedigende Support ist in Foren sprichwörtlich, und das bei z.T. heftigen Bugs.

    Das typische Spiel nämlich: Programmierer sollen etwas bearbeiten, was vor Jahren auf einem anderen Erdteil Angestellte der Vorgänger-Firma entwickelt haben, die man nicht mehr fragen kann. Nun weiß keiner, was wozu nötig ist und ob man es gefahrlos löschen könnte. Also kommt jede Neuversion mit immer mehr Ballast und schleppt Bugs mit sich rum, die keiner zu beheben weiß. Eigentlich gehörte alles mal von Grund auf neu programmiert, aber dafür hat die Firma kein Budget.

    Denn die Firmenstrategie ist: Kaufe nicht ein Softwareprodukt, sondern gleich alles, was in dem Anwendungsbereich (Grafik, Videobearbeitung) erschwingliches auf dem Markt ist und lasse es bis auf ein Produkt auslaufen. Dann hat der Kunde keine Alternative, wenn er unzufrieden ist.

    Weiterentwicklung ist da kaum möglich, allenfalls am Design (man schaue nur das Corel-Grafikpaket an: seit 20 Jahren kaum neue Funktionen). Dennoch jedes Jahr eine neue Version (bzw. inzwischen Abo-Online-Zwang), nur damit man die alte aus dem Support werfen kann.

    Adobe allerdings ist da auch nicht besser, bloß nochmal eine Stufe teurer: Mal sehen, wann die sich einen neuen Namen suchen.

  7. M.D. sagt:

    Christa Quarles; Harvard Business School (MBA), Carnegy Mellon University (Economics & German?), Vienna University of Economics and Business (Economics).

    Insofern ist obiges Marketing-Zitat sowas von "passend" und lässt für die Firma und die Belegschaft nichts Gutes erahnen.

    Sehr häufig, wenn fachfremde wie Juristen, BWLer, Banker, ein Unternehmen leiten, geht das für das Unternehmen und die Belegschaft nicht gut aus. Jedenfalls bleiben die schlechten Beispiele in Erinnerung, z.B. Esser/Ackermann und Mannesmann. Allerdings schaffen das dann hin und wieder auch Techniker, siehe Lopez und Opel.

    Vielleicht ist dieser Namenswechsel hauptsächlich dazu da, den Namen Corel mal wieder ins Gespräch zu bringen. Wenn mich vorher jemand gefragt hätte, ob es die noch gibt, hätte ich ganz sicher mit Nein geantwortet. Deren berühmtestes Produkt CorelDRAW war in dem Moment für mich gestorben, als die eine dermaßen fehlerhafte Version verkauft haben, die viele mit den Vorgängerversionen erstellte Zeichnungen nicht mehr korrekt öffnen konnte. Ich bin jetzt allerdings nicht mehr sicher, ob es die Version 6 oder die 7 war. Jedenfalls war das mein letzter bewusster Kontakt mit Software der Firma Corel, und das war Mitte der 90er.

  8. Luzifer sagt:

    naja für mich gilt immer noch der Alte Grundsatz; Wenn sich eine Firma umbenennt hat sie Leichen im Keller! Aufgekauft werden und dann umbenannt … ok, aber einfach so umbenennen, hat immer nen fades G´schmäckle.

    Da CorelDraw aber außer teuer auch nicht mehr wirklich was Besonderes ist, auch egal.

  9. Knusper sagt:

    Da fällt mir der Zickzack-Kurs meines ehemaligen Lieblings "Borland" ein.

  10. Weisgarnix sagt:

    Ganz einfach: die Sortierung im Startmenü ist – wie viele Branchenverzeichnisse, früher Telefonbücher, … – alphabetisch. "Alludo Mindmanager" kommt vor "Corel Mindmanager" und vor "Mindmanager". Man sieht es einfach öfter und schneller, falls eines der Produkte installiert ist. Deshalb gibt es so endlos viele Softwarehersteller, die mit A beginnen. Apple, Adobe, Ashampoo, Audodesk, Avira, …
    Das zieht sich generell durch, es gibt auch außerhalb der IT mehr Firmen, die mit A beginnen, denn A ist nun einmal der erste Buchstabe im Alphabet (wie heißt Googles Mutterfirma doch gleich?)

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