Die Mathematikerin Claudia Plattner wird wohl die zukünftige Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser heute bekannt gegeben.
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Die Personalie Claudia Plattner
Ich hatte es bereits vor einigen Tagen auf Twitter vernommen – aber nun ist es offiziell. Die Besetzung des Chefpostens des BSI, nach der Abberufung von Arne Schönbohm, erfolgt durch eine Fachfrau.
Claudia Plattner begann zwar mit einem Maschinenbaustudium, wechselte dann aber in die Mathematik. Dieses Studium absolvierte sie an der TU Darmstadt und an der US-Universität von Tulane. Dort belegte sich auch verschieden Informatikmodule, so dass sie nach dem Studienabschluss zunächst als Softwareentwicklerin bei der PPA GmbH (Outsourcing-Dienstleister für Digitalisierung von Unternehmensdaten). In der Zeit von 2003 bis 2012 war Plattner bei der PPA GmbH in verschiedenen Funktionen (zuerst als Softwareentwicklerin, anschließend Head of IT und als Head of Financial Statement Data Progressing and Mapping) angestellt. Im Jahr 2013 wurde sie Managerin für Unternehmensarchitektur bei der DB Cargo und blieb dies bis ins Jahr 2015. Anschließend übernahm sie dort bis 2017 die Leitung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik.
Von 2017 bis 2021 war sie als CIO bei der DB Systel für die Modernisierung der IT der Deutschen Bahn zuständig. Im Jahr 2021 ernannte die Europäische Zentralbank Plattner zur Generaldirektorin ihrer Informationssysteme. Damit war sie bei der EZB für die Cybersicherheit und die Steuerung aller Digitalisierungsprozesse sowie weitere wesentliche strategische Fragen verantwortlich.
Und jetzt erfolgt die Berufung als Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) durch die Bundesinnenministerin. Faser begründet die Berufung mit der IT-Sicherheitsexpertise und der Managementerfahrung in der EZB von Frau Plattner. Sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Wann der Wechsel stattfinden wird, ist noch unbekannt.
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Wechsel in schwieriger Zeit
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagt zur Personalie Plattner: "Ich freue mich sehr, dass ich mit Claudia Plattner eine herausragende, international vernetzte IT-Sicherheitsexpertin mit großer Managementerfahrung als künftige BSI-Präsidentin gewinnen konnte. Mit ihrem Wechsel zum BSI wird erstmals eine Frau an der Spitze einer Sicherheitsbehörde im Bereich des Bundesinnenministeriums stehen. Das ist ein starkes Zeichen und ein großer Gewinn.
Mit Claudia Plattner an der Spitze möchte ich das BSI wesentlich stärken. Gemeinsam werden wir unsere Cybersicherheitsagenda weiter konsequent umsetzen. Wir werden die digitalen Bürgerrechte und die IT-Sicherheit weiter stärken. Die IT-Sicherheit zu gewährleisten, ist eine staatliche Pflicht. So haben wir es auch im Koalitionsvertrag verankert.
Frau Plattner bringt die Erfahrung und Expertise mit, die wir in diesen besonders herausfordernden Zeiten für die Cybersicherheit brauchen. Ich bin daher sicher, dass die Herausforderungen wie der Schutz Kritischer Infrastrukturen und unseres Staates vor Cyberbedrohungen bei ihr in sehr guten Händen sein werden."
Allerdings könnte die Bundesinnenministerin bald in die Landespolitik nach Hessen wechseln, da sie dort als Spitzenkandidatin für das Amt des Ministerpräsidenten kandidieren wird. Weiterhin soll Frau Plattner einerseits "die Unabhängigkeit des BSI" stärken (ist im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien festgehalten), andererseits will das Innenministerium die Kontrolle über die deutsche Sicherheitsbehörde behalten. Ein ziemlicher Spagat, und zusätzlich werden die Aufgaben in der Cybersicherheit sicherlich nicht geringer.
Claudia Plattner tritt die Nachfolge von Arne Schönbohm an, der über die "Affäre im Umfeld von Protelion und dem Cyber-Sicherheitsrat Deutschland" gestolpert war (siehe Links) und dann zwangsversetzt wurde.
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Nancy, überleg es dir nochmal. Wenn Frau Plattner wirklich so gut ist, wirst du dir bald Schönbom zurückwünschen.
Bei dem Namem denke ich zuerst an SAP, gibts da eine familiäre Verbindung?
Ging mir auch durch den Kopf – habe da aber nix in der Wikipedia gefunden.
Verständnisfrage: Wieso ist es ein großer Gewinn, dass Frau Plattner weiblich ist?
Mir ist neu, dass das Geschlecht jemanden mehr oder minder für so eine Tätigkeit qualifiziert.
Sie hat sich über ihre vorherigen Tätigkeiten qualifiziert. Da ich aber in der Zwischenzeit einige wenige qualifizierte Kommentare löschen musste, Sperre ich die Kommentierung.
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Ergänzung: Charlie hat sich per Mail mit nachfolgendem Text gemeldet.
Der Bitte um den Nachtrag bin ich damit nachgekommen. Das Zitat von Frau Faeser hatte ich gelesen – es ist in meinen Augen insofern eine Nachricht wert, als Frau Plattner in der Tat die erste weibliche Präsidentin an der Spitze des BSI ist.
Der Kommentar von Charlie hätte auch nicht zur Deaktivierung der Artikelkommentierung geführt! Da aber jeder anoynme Kommentar, und jeder Erstkommentar und jeder Kommentar mit Link in die Moderation oder in den Papierkorb läuft, muss ich mir die vor der Freigabe ansehen. Daher konnte ich einige "Excerpte" auf die kalte Tour per Papierkorb entsorgen und löschen.
Ich sage es mal so: Wenn jemand hier mit Genderwahnsinn, und Besetzung ohne Kompetenz einschlägt, keine Belege liefert und dann in jedem Satz noch drei orthographische Schnitzer hat, ist das nicht unbedingt ein Kommentar, den ich hier im Blog haben möchte.
Erfahrungsgemäß entgleisen die Kommentar-Threads dann. Daher habe ich rigoros gelöscht und irgendwann (auch weil ich heute privat geerdet war) am Smartphone zwischen Tür und Angel die Kommentierung des Artikels deaktiviert.
Zur Sache an sich: Ausweislich der Vita hat Frau Plattner eine Menge Kompetenzen angehäuft. Studium des Maschinenbaus angefangen (gibt bei mir bereits einen Punkt), umgesattelt auf Mathematik mit Abschluss (gibt bei mir drei Punkte, wer dieses Studium schafft, ist kein kleiner Dummer – habe selbst einige Semester Mathematik als Nebenfach im Informatik-Studium gehabt) und zudem Zusatzkurse in Informatik belegt – gibt nochmals bei mir einen Zusatzpunkt.
Dann hat Frau Plattner als Software-Entwicklerin gearbeitet, war wohl gut und ist ins Management befördert worden. Dann die beiden Zwischenstationen bei der DB und bei der EZB, wo Managementerfahrungen gesammelt wurden, das hebt sich für mich wohltuend von dem ab, was bei rein politischen Ämtern an Qualifikation zählt.
Ich formuliere es mal so: Wenn jeder Amtsträger ädequate Qualifikationen aufweisen würde, müssten wir uns um vieles keine Sorgen machen. Und ja, in diesem Kontext freut es mich, dass mit diesem Voraussetzungen eine Frau es an die Spitze einer solchen Behörde geschafft hat. Ob Frau Plattner zwischen den Mahlsteinen der Interessensphären bestehen kann und eine guten Job machen wird, beurteilen wir in der Retroperpektive. Ich drücke der Dame auf jeden Fall beide Daumen!
Im Studium der Physikalischen Technik hatten wir vor 47 Jahren ca. 100 Kerle und 4 Mädels. Von den Kerlen haben sich bis zum 3. Semester ca. 65 verabschiedet (Studium zu schwer), und ein Mädel hat erkannt, dass es im falschen Studium war. Aber zwei der Mädels waren richtig taff – keine Ahnung, was aus denen geworden ist – aber da ziehe ich meinen Hut und hätte denen allen Erfolg dieser Welt gewünscht. Und genau in diesem Kontext sehe ich die Vita von Frau Plattner …
… abseits dessen ist im obigen Text ein Tweet von Marko eingebunden – ich weiß in etwa, was er im Bereich Cybersicherheit macht – da können sich Viele eine Scheibe abschneiden. Wenn der formuliert "spannend, meine Ex-Chefin … soll es wuppen", dann klingt das für mich positiv. In diesem Kontext schau ich mit Interesse auf die Neubesetzung des BSI-Präsidiums.