Veraltete Windows-Funktionen: WordPad soll nach 28 Jahren aus Windows verschwinden

Windows[English]Am 1. September 2023 hat Microsoft erneut bekannt gegeben, von welchen Funktionen man sich in künftigen Windows-Versionen trennen möchte. In der neues Auflistung sind einige Funktionen als 'veraltet' (deprecated) gekennzeichnet. So sollen die Sicherungsprotokolle für Verbindungen, TLS 1.0 und 1.1, nun endgültig sterben. Aber auch das seit 28 Jahren mit Windows ausgelieferte, und kaum genutzte Programm, WordPad kommt aufs Altenteil und soll künftig verschwinden.


Anzeige

Microsoft listet auf dieser Webseite Funktionen auf, die als deprecated eingestuft, also nicht mehr weiter entwickelt werden. Seit dem 1. August 2023 war bereits bekannt, dass die TLS Versionen 1.0 und 1.1 in den Ruhestand geschickt werden sollen. Ich hatte bereits zeitnah im Blog-Beitrag  Windows: Microsoft will TLS 1.0 und 1.1 bald standardmäßig im Schannel-Protokoll deaktivieren darüber berichtet. Administratoren, die noch auf diese Protokolle angewiesen sind, finden im Blog-Beitrag TLS 1.0/1.1-Abschaltung: Schannel Event-Logging zum Monitoring aktivieren Hinweise, wie sich möglicherweise auftretende Fehler überwachen lassen, um Probleme zu erkennen.

Abschied von WordPad

In der neuesten Liste mit den veralteten Funktionen, die nicht mehr weiter entwickelt werden, findet sich nun auch das Programm WordPad. Dazu heißt es von Microsoft lapidar, dass WordPad nicht mehr aktualisiert wird und in einer zukünftigen Version von Windows entfernt werden soll. An dieser Stelle wird sich sicherlich der Großteil der Leserschaft die Frage stellen: Wann habe ich WordPad eigentlich zum letzten Mal verwendet?

Reine Textdateien werden in der Regel mit einem Editor geöffnet. WordPad hatte einen Vorteil: Man konnten RTF-Dateien aus Microsoft Word öffnen, wenn deren Inhalt nicht allzu komplex war. Erinnerungsmäßig wurde WordPad in der heute bekannten Fassung mit Windows 95 erstmals ausgeliefert  – vorher hieß das Pendant Windows Write. Und ich habe vor 20 – 25 Jahren in meinen Einsteigerbüchern für Kinder und Senioren erklärt, wie man WordPad verwendet, um einen Text zu erfassen und dann mit einfachen Formaten wie Fettschrift zu versehen. Die reduzierte Funktionalität war für Einsteiger einfach bestechend.

Aber in der Praxis hat alle Welt dann doch zu Microsoft Word gegriffen, um die betreffenden Textdokumente zu erstellen und zu formatieren. Die Notwendigkeit, WordPad zu nutzen, war seit vielen Jahren unter Windows einfach nicht mehr gegeben. Microsoft empfiehlt als Ersatz nun Microsoft Word zum Öffnen von Dokumenten mit Rich-Inhalten im .doc- und .rtf-Dateiformat. Und der Windows Editor Notepad können ja für reine Textdokumente wie .txt zum Öffnen verwendet werden, heißt es. Ich glaubt kaum, dass jemand WordPad einen Träne hinterher weint, oder?


Anzeige


Anzeige

Dieser Beitrag wurde unter Windows abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

29 Antworten zu Veraltete Windows-Funktionen: WordPad soll nach 28 Jahren aus Windows verschwinden

  1. Mark Heitbrink sagt:

    ich habe es bei jeder LAPS legacy Installation beim Kunden benutzt, ca 5-6 Mal pro Jahr. das docx der Anleitung konnte am Server geöffnet werden und die Befehle per copy/paste entnommen werden.
    dann musste man nicht zwischen Instanzen oder Monitoren wechseln

  2. Maroon sagt:

    Wenn man aus Software heraus RTF generiert hat, war WordPad immer eine Referenz, da es sauberen, einfachen RTF-Code erzeugt hat, den man als Vorbild nehmen konnte. Der Open Office Writer z.B. erzeugt dagegen viel zu komplizierten RTF-Code.

  3. Anonym sagt:

    Wird auch Zeit daß der alte Schmodder endlich verschwindet. Office 365 ist ohnehin Standard und sollte langsam vorinstalliert sein.

  4. Nobody sagt:

    Diese Entscheidung ist alles andere als gut. WordPad nutze ich oft. Man kann einfache Texte mit Formatierungen und Links erstellen. Als Alternative den Editor oder das monströse Microsoft Word vorzuschlagen kann ja wohl nicht deren Ernst sein.

    • ibbsy sagt:

      Dem pflichte ich uneingeschränkt bei!

      Als Privatanwender nutze ich Wordpad von Anfang an für sämtlichen Schriftverkehr, auch für Offline-Entwürfe von E-Mails.
      Ebenso, um kurzzeitig Links zwischenzuspeichern, die ich mir später (in der Tagessession) noch ansehen möchte, ohne meine Lesezeichen zuzumüllen (und sie dann doch nie wieder aufzurufen!) oder mal schnell (Teil-) Text aus einer Webpage zu kopieren (zB wichtiger Textausschnitt, den ich weitergeben möchte, ohne mühsam auf Link und Textstelle verweisen zu müssen; oder auch Adresse eines Restaurants, Buchtipp oder Rezept), um ihn dann in meinen Dokumenten zu speichern.

      Die Anwendung öffnet sich superschnell, ist sofort schreibbereit und ich kann sogar Bilder einbetten.
      Reicht mir völlig für die alltägliche Nutzung und ich möchte nicht darauf verzichten.
      War das Erste, was ich aus WIN7 in WIN10 übertragen habe.

      Bis Word geöffnet hat und ich mich durch den ganzen Angebotskram durchgehangelt habe, um endlich mit dem Schreiben zu beginnen, habe ich mein Projekt mit Wordpad schon längst abgespeichert!

  5. Reto Felix sagt:

    Auf eine Büro PC ist oft ein Office vorhanden.
    In der Produktion ist Office oft zu teuer. Auf eine Server hat Office nichts zu suchen.
    Ich brauche WordPad um in der Produktion bzw. an Servern Dokumentationen zu erstellen oder zu lesen.
    Da gibt es keine Alternative.
    ReFe

    • Ärgere das Böse! sagt:

      Libre Office kostet nichts. Und ist Ramsch, aber wenn Dir WordPad genügt hat, genügt möglicherweise auch Libre Office.
      Die Handbücher sind dafür Ramsch, weil ein Teil darin veraltet ist.

  6. Michael sagt:

    " Ich glaubt kaum, dass jemand WordPad einen Träne hinterher weint … "

    Doch – ich schon! Zwar keine Tränen, aber oft und gern benutzt. Ein sehr schnelles und unkomplizierte Programm, ohne den ganzen Ballast der Office-Programme. Einfach zu bedienen und völlig ausreichend für gut 90% aller Texte.

    • Harry sagt:

      Genau! Wenn ich z.Bsp. für meine Software-Sammlung für jedes Programm einen beiliegenden Beschreibungstext mit gerade mal 10-20 Zeilen anlege, mit den Elementen

      – Programmname
      – Website
      – Downloadlink
      – Version / gekauft am…
      – Registrierungsdaten/Serienschlüssel
      – Kurzbeschreibung (wofür ist das Programm, ist bei der Installation etwas zu beachten),

      brauche ich nicht unbedingt gleich ein vollwertiges Office-Dateiformat. Dafür reichen auch TXT oder RTF, was überall unabhängig vom Betriebssystem funktioniert. Noch dazu mit einer Dateigröße im einstelligen KB-Bereich (!), während die große Office Suite gleich das Zehnfache benötigt, nur wofür eigentlich? TXT kann man sich sogar notfalls auf Kommandozeilenebene anzeigen lassen.

  7. Ärgere das Böse! sagt:

    Aber der andere Bloat-/Ad-/Mal-Ware Ramsch wird weiterhin mitinstalliert.
    Die MS-Typen leiden an Hirnfrass oder sonst was Krassem. Psychisch gesund sind die Typen auf jeden nicht mehr.

  8. Jens sagt:

    Welche Datei gehört zu WP und was muss wie gesichert werden für eine DE Offline-Version.

  9. 1ST1 sagt:

    Solange Notepad und Paint bleiben, ist alles gut, die sind unverzichtbar. Wordpad, dass unter Win 3.x noch "Write" hieß, und von dem es sogar eine Version auf dem Atari ST gab, übrigens dort eines der ersten Programme mit GDOS-Integration, ist eher verzichtbar, aber es kann alles, was man für einfache Schreibarbeiten braucht, es kann also immer noch eine Schreibmaschine ersetzen, ohne dass man gleich Gigabyteweise Programme installieren und laden muss. Im Notfall wenn sonst nichts verfügbar ist, reicht das. Also von daher wäre auch ich begeistert, wenn es erhalten bleiben würde.

  10. rpr sagt:

    War einfach zu gut, da musste es halt weg.

  11. Sebastian sagt:

    Wenn man jemandem ein wenig formatierten Text schicken will ist RTF immer eine gute Wahl weil man bisher wusste eqal welches Desktop OS usw., das wird Er/Sie öffnen können. Damit ist es dann vorbei.

    Wir können ja mal wetten ob ein ein "Wordpad Classic" als FOSS autaucht. (Notepad++ schein RTF von sich aus nicht zu können.)

    • Harry sagt:

      Nein, Notepad++ ist ein reiner Plaintext-Editor. Der hat zwar andere Qualitäten, insb. beim Erstellen von Programmcode und Suchen/Ersetzen mit Regulären Ausdrücken, aber kein Richtext-Feature.

  12. chw9999 sagt:

    Gerade mal geschaut: wine hat unter Linux auch ein "Wine Wordpad" – mit großer Ähnlichkeit zur XP-Version.

  13. R.S. sagt:

    Ich habe Wordpad noch nie benutzt, und das alte Write nur, um dessen natives Format .wri zu öffnen.
    Wordpad ist auf den Servern nicht einmal installiert.
    Paint und notepad benutze ich auch nicht.
    Ich würde es also nicht vermissen.

    Was Office angeht:
    Evtl. erinnert sich noch jemand, es gab früher von Microsoft auch eine kleine Office-Suite, nannte sich "Works".
    Die war damals oft bei neuen PCs vorinstalliert oder das Installationsmedium lag dem PC bei.

  14. ich bin´s sagt:

    WordPad habe ich zuletzt vermutlich in Win95 benutzt, Paint ebenso. War mir gar nicht bewusst, dass es das WordPad noch gibt. Es gibt aber genügend Müll in Windows, den man wirklich entsorgen kann. Den Writer benutzte ich auch nur, wenn ich .wri-Dateien öffnen musste. Auch den Notepad von Windows verwende ich fast nie. Nutze für Textdateien noch eine alte Portierung des VI auf Windows.

  15. Harry sagt:

    " Ich glaubt kaum, dass jemand WordPad einen Träne hinterher weint … "

    Oh doch, ich bin damit gar nicht einverstanden! :-(

    Die ganzen Beschreibungstexte meiner Multimedia- und Software-Sammlungen sind als TXT oder RTF abgefasst. Diese Dateiformate sind superschnell zu öffnen, da braucht man kein schwerfällig ladendes MS Word oder LibreOffice. RTF war bis jetzt immer praktisch, wenn man einen Hauch von Formatierung und anklickbare Links haben wollte.

    Microsoft sollte stattdessen lieber die Totgeburt XPS endgültig einstellen und einem nicht als verstecktes Windows Feature weiter unterjubeln. Die war von Anfang an der totale Rohrkrepierer.

    Write mit dem proprietären Format WRI war ebenso unbrauchbar, da es keine Konvertierungsmöglichkeit nach RTF oder DOC gab. Man konnte nur über die Zwischenablage arbeiten und das neue Dokument im Office-Format "nachbauen". Works war ebenfalls unbrauchbar, auch schon wieder so ein proprietäres Dateiformat, das nur über Umwege nach MS Office konvertiert werden konnte.

    Wordpad hingegen, ganz besonders ab Windows 7, hatt(e) durchaus seine praktischen Seiten. Ich hoffe, man kann sich der Zwangsdeinstallation widersetzen.

  16. V sagt:

    Sollte es hier um veraltete Windows-Funktionen gehen müsste Windows sofort von der EU verboten werden. :) Besser gleich das OS und nicht nur einen Rtf-Editor einstellen.

  17. Klaus B. sagt:

    Als Ersatz für WordPad bietet sich meine Meinung nach ein simpler WYSIWYG-Editor für HTML oder einen für Markup an. Am Besten eine portable Version. Damit könnte man dann auch alle Dokumentationen schreiben, wie hier von einigen Kommentaren aufgeführt ist. Ich erstelle auch Mini-Dokus zu allen installierten Programmen und für wichtige Einstellungen. Ich kodiere die HTML "von Hand" mit Notepad++. Geht so einigermaßen, wenn man sich ein Template gemacht hat.
    Das hätte den Vorteil, das man diese Dokus mit jedem Browser anschauen kann.
    Welche Programme wären empfehlenswert?

  18. Fritz sagt:

    Das ist nur konsequent und zeigt den Technologiewechsel in Windows.

    Write und später Wordpad kamen mit der Integration von RTF-Rendering in vielen Windows-Funktionen (z.B. Hilfe aber auch einfache Dialoge und Popups) auf und Wordpad selbst war eigentlich nur ein Interface für diese Windows-Funktionen.

    Inzwischen setzt Microsoft voll auf HTML und WebView2 mit der Chromium-Engine, die ebenfalls im Betriebssystem verankert wurde. So kann man (wie man am "neuen" Outlook und "neuen" Teams 2.0 sieht) sieht ganze Apps bauen, die nicht nur ihrem Web-Gegenstück ähnlich sehen, sondern im Kern auch genau dieselben HTML-Seiten und Formatierungen nutzen (wie eben früher RTF).

    Für Wordpad wird es früher oder später einen ganzen Zoo von externen Apps geben, die die Funktionalität bieten, da der Aufwand nicht sonderlich hoch ist (man braucht eine GUI zum Lesen und Speichern von Dateien, die eigentlichen Funktionen zum RTF-Rendering und Bearbeiten liegen im Betriebssystem und können einfach eingebunden werden). Ähnlich wie der aktuelle Wildwuchs von Reintexteditoren abseits von Notepad.

  19. Rolf K. sagt:

    Gerade für die Dokumentation der Installationsschritte einer Anwendung o.Ä. auf dem Server ist WordPad ideal. Mit Alt+Druck das aktive Fenster in die Zwischenablage und rein in WordPad kopieren.
    Aufhübschen kann man dann auf dem Arbeitsrechner mit Word immer noch, wenn man will.

  20. Seb S. sagt:

    Wordpad ist auf jeder Windows10 Büchse ein elementares Tool wenn man einfach schnell ein unter Linux erstelltes Textfile (z.B. eine Config) öffnen und editieren möchte ohne gleich irgendein ThirdParty Tool installieren zu müssen (ggfs. auf kritischen Systemen ohne Inetzugang). Wordpad kennt im Gegensatz zu Notepad nämlich Linux LineEndings (nur eine NewLine => \n) und nicht das anachronistische Windows LineEnding, CarriageReturn + NewLine (\r\n). In der Folge präsentiert Notepad das gesamte File kompakt in einer Zeile…(…). M$ entwickelt sich halt zurück zu seinen Ursprüngen (inkompatibles Gefrickel)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.

Du findest den Blog gut, hast aber Werbung geblockt? Du kannst diesen Blog auch durch eine Spende unterstützen.