Noch ein kurzer Nachtrag von dieser Woche: Die größte Europäische Kapitalbeteiligungsgesellschaft (Private-Equity-Firma) EQT hat die Mehrheit der Anteile am Cybersicherheitsunternehmen Acronis übernommen. Das wurde letzte Woche durch Mitteilungen von Acronis und EQT bekannt gegeben. Die Übernahme soll im Laufe der nächsten Monate erfolgen, sofern die Behörden zustimmen.
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Bekanntgabe des Kaufs
In der Meldung EQT erwirbt Mehrheitsbeteiligung an Acronis, einer führenden Plattform für Cyber Security und Datensicherheit für Managed Service Provider und IT-Departments vom 6. August 2024 hat Acronis den Kauf bestätigt. Laut Meldung wollen Acronis und das global tätige Private Equity Unternehmen EQT zukünftig gemeinsam als Partner den Ausbau und das Wachstum der Acronis Plattform beschleunigen, aber den Fokus weiterhin auf den Kundenservice legen.
Acronis und EQT haben vereinbart, dass der EQT X Fonds („EQT") eine Mehrheitsbeteiligung an Acronis übernehmen soll. Der Mitteilung ist zu entnehmen, dass die Unternehmensgründer, das Management-Team und die aktuellen Investoren als bedeutende Minderheitsinvestoren beteiligt bleiben. Zu den Investoren gehören CVC, Springcoast und BlackRock Private Equity Partners.
Johannes Reichel, Partner und Co-Head of Technology im Private Equity Beratungsteam von EQT, sagte: "Acronis ist eine stark positionierte Cybersecurity- und Datenschutz-Softwareplattform mit einem klaren Nutzenversprechen für Managed Service Provider. EQT hat die Entwicklung des Unternehmens über viele Jahre hinweg verfolgt und ist nach wie vor von der Leistungsfähigkeit und Innovationskraft des Unternehmens beeindruckt. Wir freuen uns sehr, mit Acronis, dem Managementteam und den bestehenden Investoren in der nächsten Wachstumsphase zusammenzuarbeiten."
Ezequiel Steiner, CEO von Acronis, erklärte: "Wir freuen uns sehr, EQT als Großaktionär zu haben, der unsere strategische Expansion unterstützt und unsere Wachstumsvision teilt. Wir möchten unseren bestehenden Investoren für ihre bisherige Unterstützung danken und freuen uns, dass viele von ihnen auch in Zukunft investiert bleiben. Vor allem aber möchte ich dem Acronis-Team für seine Arbeit danken, die uns zu diesem Stadium geführt hat."
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Ein Preis für die Übernahme der Mehrheitsanteile wurde nicht genannt. Es heißt aber, Acronis seit höher als bei der letzten Investitionsrunde im Jahr 2022 bewertet worden. Bei dieser Investitionsrunde wurde Acronis mit 3,5 Milliarden Dollar bewertet. Acronis wird Branchenkreisen zufolge mit rund vier Milliarden Dollar bewertet. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der üblichen behördlichen Genehmigungen und wird voraussichtlich im ersten bis zweiten Quartal 2025 abgeschlossen sein.
Das Handelsblatt, was hier berichtet, schreibt, dass künftig ein Börsengang vorstellbar sei. Für Kunden, häufig kleine Firmen und mittelständige Unternehmen, die auf die Backup- und Cybersicherheitslösungen setzen, bleibt die Frage, ob Leistungen und Preise gleich bleiben. Es ist ja immer der Verdacht im Raum, dass es wie bei Broadcom (VMware-Übernahme durch Broadcom, geht die Wette auf?) und Citrix (Massive Lizenzkostensteigerung: Kopiert Citrix jetzt auch den "Broadcom-Business-Ansatz"?) läuft. Bei Citrix gibt es seit Anfang 2024 Entlassungspläne, die 12 Prozent der Belegschaft entsprechen (siehe). Aber es muss nicht so laufen, EQT ist unter anderem auch Hauptaktionär bei SUSE (Linux-Anbieter).
Wer ist Acronis?
Acronis ist als Anbieter einer Backup-Lösung ein Begriff. Früher wurde Acronis synonym mit Backup-Lösung Acronis True Image genannt. Dann kam der Ausflug in die Cyberwelt, und die Backup-Software hieß Acronis Cyber Protect Home Office. Hintergrund war, dass weitere Funktionen wie ein Kryptomining-Blocker, ein Virenschutz und eine Anti-Malware integriert wurde (siehe meinen Beitrag Acronis True Image wird Acronis Cyber Protect Home Office).
Das kam aber nicht bei Allen gut an. Eine Kritik findet sich beispielsweise hier im Acronis-Forum. Mitte Juli 2024 wurde dann bekannt, dass die Backup-Software wieder als Acronis True Image am Markt fungieren werde. War laut deskmodder.de ein Zugeständnis an die Benutzer, die diesen alten Namen bevorzugten.
Acronis International GmbH ist ein globales Technologieunternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz, und operativem Hauptsitz in Singapur. Die Firmengeschichte ist lang: Acronis wurde 2001 als Abteilung innerhalb von SWSoft gegründet und dann 2003 ausgegliedert. Als Gründer gilt der Russe Serguei Beloussov, der wohl 2013 wieder zum Unternehmen zurück kam. Seit 2016 ist ein Teil von Acronis eine AG, die aber nicht börslich gehandelt wird. Heute hat Acronis weltweit mehr als 1.700 Mitarbeiter.
Acronis unterstützt laut eigenen Angaben über 20.000 Service Provider, schützt über 750.000 Unternehmen in 150 Ländern und bietet Produkte in 26 Sprachen an.
Wer ist EQT?
EQT ist laut dieser Mitteilung ein zweckorientiertes globales Investmentunternehmen mit einem verwalteten Gesamtvermögen von 246 Mrd. EUR (133 Mrd. EUR an gebührenpflichtigem Vermögen), das in zwei Geschäftsbereichen – Private Capital und Real Assets – tätig ist. EQT besitzt Portfoliounternehmen und Vermögenswerte in Europa, im asiatisch-pazifischen Raum und in Nord- und Südamerika und unterstützt sie dabei, nachhaltiges Wachstum, operative Exzellenz und Marktführerschaft zu erreichen. Der Hauptsitz der Gesellschaft befindet sich laut Wikipedia in Stockholm. Die Gründung erfolgte 1994 durch die schwedische Investor AB, die noch 31 % an Anteilen hält.
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Die Einschläge kommen näher.
Wir haben Acronis Backup gerne eingesetzt, um Geräterückläufer (Tausch oder ausgeschiedene Mitarbeiter) zu archivieren, bevor sie in den Gerätepool zurückgehen.
Früher auch, um Geräte, die lange nicht in der Firma (oder aus anderen Gründen nicht mit dem Netz verbunden) waren, unterwegs zu sichern, aber das wurde wegen schleichender Unbenutzbarkeit weniger und macht jetzt Veeam Endpoint.
Dann ist True Image wohl auch bald Geschichte. Unter Windows als Backup Tool immet gern genutzt.
Ist es im Grunde seit 2022 (wenn nicht eher*).
ATI 2021 war die letzte non-subscription Version, dann Ruhe. Seit diesem Jahr können Besitzer einer alten ns-Lizenz wenigstens wieder upgraden – mal schauen wir lange.
* seit sie da ihr Cybercyber drüberkippen wurde es eher Bloatware und sie fokussieren immer weniger auf die ehem. Kernkompetenz Backup (+Universal Restore).
Cory Doctorow hat letztens schoen zusammengefasst, wie schlimm die Uebernahme durch Private Equity wirklich ist:
https://pluralistic.net/2024/08/08/sucker-at-the-table/
Das war's dann wohl mit Acronis…
Thanks for the read.
Acronis als Desktop-Boot-CD für FULL Backup/Recovery find ich ganz nice.
Acronis als Server-Sicherung hat 1.000 Funktionen, aber wenns ernsthaft Hart auf Hart kommt, hatte ich 2 von 2 Fällen bei einem Full-Recovery ernste Acronis-Probleme.
Als Serverlösung würd ich immer VEEAM vorziehen.
Kann ich nicht bestätigen und es waren einige mehr Fälle in meiner Dekade in einem anderen Unternehmen. Im Gegenteil hat gut geklappt via iLO zu mounten und zu botten. Recovery via RDX war dann sauber schnell, thumbs up! :)
Wenn die Acronis-Prüfung inkl. Validierung sagt – OK, und dann hei einem Full-Revery nach x Stunden mit einem ERROR abgebrochen wird, ist das für mich ein Nogo …
Ich war von Acronis noch nie so richtig überzeugt. Mag auch daran liegen, das ich viel mit den Home Versionen zu tun hatte. Wir setzen seit Jahren beruflich Macrium ein und ich muss sagen, die Software hat mich noch nie im Stich gelassen. womöglich auch für den ein oder anderen etwas. Leider nur Windows, aber da unsere Hosts auf HyperV setzen, ist das kein Problem, auch mit Linux Server nicht 😃
Unter Linux für lokal, kann man sich RescuZilla ansehen, ist ein einfacheres GUI für CloneZilla mit Zusatzfunktionen wie man sie von Acronis und Co kennt.
Nachdem es als Boot USB Stick betrieben wird, kann es natürlich auch mit Windows eingesetzt werden. Nur das Wiederherstellen einzelner Dateien direkt in Windows klappt meines Wissens dadurch nicht. Da muss man dann mit dem Stick booten. (Eventuell gibt es da aber auch schon neuere Infos)
Ich war hier um den Kommentar zu finden ;)
CloneZilla (CLI) und RescueZilla (GUI) for life!
Wer kauft schon einen Festplattenimager im ABO – ROFL. Wieder ein Laden, der sich selbst zerstört hat.
Da wäre ich mir nicht so sicher, zumindest im deutschsprachigen Acronis-Forum hielt sich der Protest doch in recht engen Grenzen.
Selbst in (anderen) Technikforen ist die Zahl der "Abo? Da bin ich raus!"-Beiträge nicht sehr zahlreich (und wie viele schreiben das nur und abonnieren später trotzdem, wenn auch vllt zähneknirschend?), da will ich mir gar nicht vorstellen, wie Otto Normal dazu steht ("toll, ich muss mich nie wieder um eine neue Version kümmern!" oder die BWLer "toll, niedrige(re) laufende Kosten statt hoher Investition heisst kurzfristig bessere Zahlen!").
Acronis Backup ist eine Vollkatastrophe. Kunden merken das aber in der Regel erst, wenn sie zurücksichern müssen. v16 hat nochmals neue Fehler eingeführt (man kann die meisten v15 Bänder nicht mehr restoren).
Der Support ist der völlige Irrsinn. Durch Kontakt der Rechtsabteilung haben wir seit einiger Zeit unseren "eigenen" 3rd Level Support, überspringen also Level 1-2. Dadurch gibt's einen guten Einblick in die Entwicklungsqualität. letztens hatten wir den Lead Developer für Tapes im Remote Call, der sich drüber beschwert hat, dass von ihm vor 1-3(!!) Jahren gemeldeten Bugs anderer Teams bis heute nicht gefixt wurden.
Leider müssen wir das Produkt einsetzen, ist halt 4-5 mal billiger als veeam.
Genau, seit dem ABO Zwang ist das für mich auch Geschichte … so ist das wenn man den Hals nicht voll bekommt.
Back to the Roots. Windows Backup funktioniert auch gut und ist zudem stabiler als Acronis mit ihren 1001 Option.
Früher war das ja auch schon ein 'Quasi-Abo': jedes Jahr kam eine neue Version heraus. Die dann von Jahr zu Jahr voluminöser wurde. Glücklicherweise verrichten ältere Versionen aber weiterhin klaglos ihren Dienst.
Das Grundprinzip ist völlig unabhängig davon, ob die neue Version einen Quantensprung, nur eine marginale Verbesserung oder eine signifikante Verschlimmbesserung* zur Vorversion darstellt:
Für mich ist es ein himmelweiter Unterschied, ob ich zwangsweise periodisch x € zahlen muss, wenn ich die Nutzung des Produktes y nicht per sofort unterlassen will – oder ob mir periodisch eine neue Version angeboten wird, deren Nichtkauf keinerlei Auswirkungen auf meinen Gebrauch von y hat (es genügte meinen Anforderungen ja bereits in der jetzigen Version hinreichend).
* klassisches Beispiel ist MS Office 2007, das das gute, produktive Menüsystem gegen das (für Poweruser) grausame Ribbon tauschte
Dabei war der Fehler nicht einmal das Ribbon (ein Segen für die übergrosse Mehrheit (Gelegenheitsnutzer und DAUs)), sondern der Wegfall der klassischen Menüs und damit der Zwang zur Umschulung und zur Nutzung einer Maus.
Also, wer das nötige Kleingeld für das Ubit-Menü nicht ausgeben möchte angesichts der Kosten für die Anschaffung von Office und möglichen Umschulungskosten, der darf sich bitte nicht beschweren.
€ 10 Basislizenz + € 0.65 pro Benutzer + ggf. MWSt. (https://www.ubit.ch/software/ubitmenuoffice2007/) macht für 100 Nutzer 75 Euro netto. Wir haben das seit 2007 im Einsatz und es läuft auch noch unter Office 2019 und Office 365. Das sind jetzt 17 Jahre, was weniger als 5 Euro pro Jahr ergibt für 100 Nutzer.
Und was die Tastaturkürzel angeht, waren die vorher wie nachher nutzbar. Anpassbar waren die auch schon seit langer, langer Zeit, aber ich weiß nicht ab wann; ich meine seit Office 2003 oder XP.
Meinen Sie nicht, es ist ein wenig unseriös, Preise von Angeboten einer Firma, die es erst seit 2008 gibt, für die Beurteilung von Vorgängen in 2005+ heranzuziehen?
Seinerzeit gab es "classic menus for office" für IIRC 49,90 US$ per seat – und selbstverständlich bestellten die Kunden das mit.
Und was die Tastaturkürzel angeht waren halt nur noch die nicht-Menübezogenen (wie CTRL+B für bold) verfügbar, aber die "access key shortcuts" (ich habe kein O2003 mehr, aber ALT-F-A* für "save as" fällt mir noch ein), die es erlauben ein Programm mauslos zu bedienen, fehlten.
Sie glauben ernsthaft, die User hätten sich reihenweise aus Bosheit beschwert und nicht, weil eben die gewohnte schnelle und produktive Bedienung nicht mehr möglich war?!
* jaja, dAs ErReIcHt MaN aUcH mIt "SHIFT-CTRL-s"!!, ich weiss nach 20 Jahren die tatsächlich vorhandenen Menüabfolgen nicht mehr, es geht um Erläuterung des Prinzips
Moin, mit Unseriosität hat das nichts zu tun nur mit Unwissenheit (siehe auch Hanlons Rasiermesser).
Wir hatten bis zum Support Ende im Jahre 2010 Office 2000 im Einsatz und sind dann nahtlos zu Office 2010 gewechselt mit UbitMenu. Ich ging fälschlicherweise davon aus, dass das Programm bereits 2007 zur Verfügung stand, das kann aber nicht sein, wenn es die Firma erst seit 2008 gibt.
Ich gebe Ihnen rechts, dass die Einführung der Ribbons disruptiv für den Arbeitsfluss war, deswegen ist es mir ein Rätsel warum Firmen und Privatleute es als Upgrade gekauft haben, da keine Notwendigkeit bestand. Denn Office 95 lief 2001 aus, Office 97 2004, Office 2000 2010, Office XP 2011 und Office 2003 2014. Ich schiebe es mal auf das inkompetente Managment, weil es so einfach ist :).
ALT-F-A ist tatsächlich in der englischen Word-Version "File"->"Save As…"; im Deutschen vermute ich also ALT-D-U für "Datei"->"Speichern unter…". Das ist heute in meinem Word 365 ALT+D+H. Das hat sich also tatsächlich geändert. Aber die Möglichkeit der mauslosen Bedienung war auch nach der Umstellung auf Ribbons immer gegeben.
Das Anpassen aller "normalen" Tastaturkürzel war wohl schon mindestens seit Word 95 über "Tools"->"Customize"->"Keyboard" möglich. Auch damit war und ist ein mausloses Bedienen möglich.
"Sie glauben ernsthaft, die User hätten sich reihenweise aus Bosheit beschwert und nicht, weil eben die gewohnte schnelle und produktive Bedienung nicht mehr möglich war?!"
Diese war und ist möglich. Ja, es ist absolut dämlich von Microsoft ALT-D-U grundlos in ALT-D-H zu ändern. Aber es ist jedem Benutzer zuzutrauen, dass zu lernen. Nach dem 30. Mal ALT-D-U sollte es drin sein, dass es jetzt anders geht; die Buchstaben wurden und werden auch groß und deutlich nach Druck auf die ALT-Taste angezeigt. Arbeitsmittel (Software, Formulare etc.) und Arbeitsabläufe (z.B. Digitalisierung) ändern sich. Da muss jeder MA dazu- oder umlernen.
Und nochmal, die Ribbons ohne Fallback auf klassisches Menü einzuführen war großer Mist und wenn dann noch die Tastenkombinationen geändert werden sogar ganz großer. Denn die meisten nutzen eben nicht ALT-D-U oder F12 oder STRG-UMSCH-S sondern die Maus mit den klassischen Menüs und hatten sich rein visuell gemerkt wo die gewünschten Funktionen sind. Für die bedeutete es die größte Umstellung.
Weil das so schön war, hat Microsoft so eine Aktion mit dem Entfernen des Windows-Startmenü ein paar Jahre später wiederholt.
Kommentar in obigen Thread verschoben.