Open Reception: Open Source Terminbuchungssystem für Ärzte

Gesundheit (Pexels, frei verwendbar)Viele Ärzte setzen bei Lösungen zur Buchung von Patiententerminen auf DoctoLib, was aus Sicht des Datenschutzes zu Recht kritisiert wird (gehen die Daten doch an einen Drittanbieter). Mit Open Reception steht ein Terminbuchungssystem für Ärzte und Therapeuten zur Verfügung, welches selbst gehostet werden kann und die volle Kontrolle bieten soll.

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Termine: Das Dilemma von Ärzten und Patienten

Bereits im Juni 2025 haben die Entwickler von Open Reception in dieser Ankündigung das Dilemma beschrieben: Immer mehr Ärzte bieten Terminvereinbarungen nur über Plattformen wie DoctoLib an. Möchten Patienten heute online einen Termin buchen,  bleibt nichts anderes übrig, dass sie persönlichsten Daten in die Eingabemasken von großen Unternehmen eingeben. Was mit diesen Daten genau passiert, ist für alle Beteiligten oft unklar.

Normalerweise steht der Datenschutz vor dieser Lösung. Aber als Patient ist man förmlich gezwungen, jeder Datenschutzerklärung zuzustimmen, wenn man einen Termin online buchen möchte und der Arzt nur Lösung 08/15 von DoctoLib & Co. anbietet. Ärzte geben sich den Wünschen der großen Plattformen aus Unwissen, Stress und Mangel an Alternativen hin.

Open Reception soll das Problem lösen

Genau dies will das Entwicklerteam um Open Reception durch das Schaffen einer Alternative vermeiden. Es wird eine verschlüsselte Terminbuchungsplattform entwickelt, auf der Patienten Termine bei Praxen buchen können. Innerhalt von sechs Monaten soll bei dem vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt für ein Jahr geförderten Projekt ein Prototyp entstehen. Das Ganze steht als Open Source frei auf Github unter open-reception / appointment-booking-software bereit. Derzeit gibt es nur einen Prototypen.

Wo steht das Projekt?

Die Tage hat heise den aktuellen Stand in diesem Artikel skizziert. Die Entwickler rund um Hendrik Belitz wollen am 28. November 2025 einen funktionsfähigen Prototyp bei den Demo Day des Prototype Fund in Berlin vorstellen.

Ab Ende des Jahres 2025 soll die Software selbst installierbar oder als gehostete Lösung genutzt werden können. heise hat mit Karl Ludwig Weise, der Open Reception zusammen mit dem Diplom-Informatiker Hendrik Belitz entwickelt, ein Interview geführt. Dort wird über die Motivation für das Projekt gesprochen-

Im Interview erfährt man, dass die Basis-Version von Open Reception frei und quelloffen bleiben. Optional planen die Entwickler gehostete Varianten mit Service Level Agreements und Support. Dies dürfte für Praxen ohne eigene IT-Betreuung für Web-Anwendungen interessant sein. Es gibt also bald Alternativen zu DoctoLib & Co.

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19 Antworten zu Open Reception: Open Source Terminbuchungssystem für Ärzte

  1. Seita sagt:

    Na da bin ich mal gespannt ob das was wird.
    Zur Zeit "muß" ich auch Doclib nutzen, weils anders nicht geht bei meinen Ärzten.
    (Friß oder stirb)

  2. Mati sagt:

    Mit Selhosting – jede Praxis für sich alleine – kommt man hier nicht weit. Der Vorteil für Patienten von DoctoLib ist, dass man nach einem freien Termin suchen kann – egal bei welchem Arzt. Wenn man Glück hat, bekommt man 20km weiter einen kurzfristig abgesagten Termin. Bei einer selbst betriebenen Lösung muss der Patient unterm Strich wieder alle Praxen recherchieren und abklappern. OK, man steht nicht vor dem Problem, dass das Telefon dauerhaft besetzt ist und wenn es doch mal klingelt, keiner rangeht. Um aber als Patient einen echten Mehrwert zu bekommen, braucht es eine Plattform, auf der man praxisübergreifend einen freien Termin suchen kann.
    Wenn man sein Leben lang nichts mit Orthopäden zu tun hatte, nun eine Überweisung bekommt, ist einem die Praxis eh "egal". Da freut man sich, wenn man zügig einen passenden Termin findet.

    • Günter Born sagt:

      Das ist deine Sichtweise – sei dir zugstanden. Ich persönlich möchte meine Termine nicht mit DoctoLib vereinbaren und i.d.R. habe ich hier meine Praxen bzw. lasse ggf. den Dienst der Krankenkassen da recherchieren.

      • Karsten sagt:

        "Ich persönlich möchte meine Termine nicht mit DoctoLib vereinbaren und i.d.R. habe ich hier meine Praxen bzw. lasse ggf. den Dienst der Krankenkassen da recherchieren."

        Sei dir zugstanden.

        Deine Sichtweise Günter, viele "ältere" Leute haben aber nicht die Zeit und das KnowHow da zu recherchieren und es recherchieren zu lassen…

        Selbsthosting für die Praxen, wer soll sich darum dann kümmern wenns mal Probleme gibt? Die Schwester an der Anmeldung?

      • Mati sagt:

        Es muss ja nicht DoctoLib sein. Es geht mir nur um den Ansatz, dass 1 Plattform alle Praxen bedient.
        Zu Corona-Zeiten lief beispielsweise die Impf-Terminsuche über 116117.de – verwantwortlich dafür war die KBV. Ja, da waren die Hausärzte eh nicht drin, aber wer es dringen wollte/brauchte kam meiner Erfahrung nach über die Impfzentren schneller ans Ziel.

        Und es gibt beispielsweise auch den eterminservice.de

        Zentrale Ansätze gibt es bereits. Wieso sollte sich eine Praxis eine Self-Hosting-Lösung antun? Spätestens wenn darüber auch der Grund für den Termin auftaucht, haben wir Artikel-9-Daten. Das würde ich mir als kleine Arztpraxis nie antun offen im Netz zu betreiben.

        Die Herausforderung ist imo die, dass man eine faire Plattform fördert und nicht einem windigen Geschäftemacher den Markt überlässt. Da wäre aber mal Kompetenz und Willen im BMG gefragt. Nur leider ist der Posten des Gesundheitsministers eher als Abstellgleis denn als Sprungbrett bekannt. Spahn hatte Glück, dass es eine Pandemie gab. Aber wer kann die früheren Gesundheitsminister aufzählen?

  3. Stephan sagt:

    Open Reception muss dann aber noch mit dem Praxisverwaltungssystem (PVS) synchronisiert werden, das wird noch eine grössere Nummer, bei der einige PVS-Anbieter nicht mitmachen werden/wollen.

    • Günter Born sagt:

      Das ist ein Argument – weiß aber gerade nicht, ob es ein "muss" ist oder ob man das trennen kann. Schauen wir, ob es Ärzte gibt, die das durchziehen – ich drücke dem Projekt die Daumen.

      • Stephan sagt:

        Bei vielen PVS ist die Terminplanung so integriert, dass aus dem Kalender der Patient direkt aufgerufen werden kann und umgekehrt. Das erleichtert den Mitarbeitenden die Arbeit erheblich. Da müsste man bei OpenReception also ein (am besten bidirektionales) API für die PVS haben.

        • Günter Born sagt:

          Und das gibt es alles für DoctLib?

          PS: Ich möchte es nur verstehen. Vom Bauchgefühl möchte ich persönlich DoctLib als kommerziellem Anbieter aus Frankreich keine Daten anvertrauen. Ich nehme jetzt die Einwürfe in den Kommentaren zur Kenntnis – möchte aber vermeiden, dass etwas breit diskutiert wird, was in den Praxen eh nicht genutzt wird. Wenn DoctLib eine Schnittstelle zum PVS hat, wird das auch in Open Reception zu implementieren sein. Wenn die Praxen Termine eh manuell umschaufeln, wäre es auch kein Thema für Open Reception.

          • cfo456 sagt:

            Nein, sieht man immer daran, wo man Termine nur anfragen (hier nutzt die Praxis DoctoLib als Frontend, sucht im PVS nach einem Termin und "überträgt" den dann manuell in DoctoLib und von dort aus zum Patienten) und wo man als Patient "durchbuchen" kann, sprich der Termin ohne "Eingreifen" bestätigt wird

          • Egal sagt:

            Zumindest ist es bei DoctoLib so, dass kurzfristig frei werdende Termin über die App an infrage kommende Patienten gesendet werden.

            Man vereinbart einen Termin und lässt sich auf die Warteliste setzen oder aktiviert diese selber.

            Man hat dann bspw. einen Termin für MRT LWS in 3 Monaten.

            Wenn dann einer früher frei wird, werden automatisch über die App die infrage kommenden Patienten über diesen informiert und können ihn annehmen. Da muss man dann schnell sein, wenn man da lange überlegt oder noch im eigenen Kalender nachschaut, kann er schon weg sein.

            Ich hatte in den letzten 2 Jahren 7 MRT's, für die man üblicherweise mehrere Monate warten muss.

            Da habe ich die Wartezeiten dadurch erheblich verkürzt, 2 mal hatte ich einen innerhalb einer Woche, einmal sogar am gleichen Tag.

            Was auch gut ist, dass die Praxen die dafür nötigen Formulare wie Einverständnis- oder Datenschutzerklärungen und Hinweise zur Untersuchung zur Verfügung stellen können.

            Dann füllt und druckt man die in Ruhe zuhause aus und muss das nicht alles im Wartezimmer machen.
            Man könnte sie auch direkt an die Praxis senden, das mache ich aber nicht, zuviel Zeug möchte ich Doctolib dann doch nicht anvertrauen.

          • Stephan sagt:

            Ich kann mir vorstellen, dass das PVS auf Doctolib & Co zugreifen kann. Umgekehrt darf das aus Datenschutzgründen nicht möglich sein, denn dann hätten Doctolib & Co Zugriff auf das PVS. Eine selbst gehostete Lösung wäre denkbar (on prem oder in der Cloud), wenn die Sicherheit der Daten gewährleistet ist.

  4. Cedric Fischer sagt:

    Ich sehe da sehr große Probleme auf die Praxen zukommen. Die IT-Infrastruktur ist eh schon ein Flickenteppich. Wenn ein Arzt dann noch versucht so ein Terminbuchungssystem irgendwo zu hosten, wird das wieder in Datenpannen enden, weil das System keine Updates mehr bekommt, der Server irgendwo eine Sicherheitslücke aufweist oder weil eine Dependency infiltriert wurde. Möglichkeiten gibt es viele. Ein weiteres Problem sind dann die Hersteller der PVS-Systeme. Der Markt ist irre und alle haben ihre eigenen Buchungssysteme im Angebot. Ganz vorne mit dabei ist eine größere Firma in diesem Bereich. Das läuft dann auch alles über deren Server. Auch da weiß keiner, was im Hintergrund mit den Daten passiert…
    Außerdem wird da gefühlt keiner eine Anbindung für bauen oder bereitstellen. Mit Addons die selber verkauft werden, lässt sich nun mal sehr viel Geld verdienen und den Markt überlässt man dann definitiv keiner open-source Lösung. Somit existieren dann wieder "Parallelwelten" wo die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Kann gut gehen, kann aber auch knallen.

  5. _Andrea sagt:

    Man kann auch einfach myappointment.at nutzen, dann wären diese Sorgen auch erledigt. Zwar nicht zum selber hosten, dafür mit super kostenfreiem Service und datenschutzkonform. Kann ich nur empfehlen.

    • Günter Born sagt:

      Bin nun nicht so sicher, ob es SEO-Spam werden sollte. Zur Sache: Die App ist arg auf den Sektor Therapeuten in Österreich zugeschnitten. Ob das für den Medizinbereich in Deutschland passt? Ist aber nicht Gegenstand des obigen Artikels.

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