Smartmeter: Daten wecken Begehrlichkeiten (der Polizei in Sacramento)

Sicherheit (Pexels, allgemeine Nutzung)Smartmeter erfassen ja den Stromverbrauch in Haushalten, und es gibt große Bedenken, dass diese neue Technologie missbraucht werden könnte. In den USA hat die Stadt Sacramento einen entsprechenden Skandal, bei dem der Betreiber der intelligenten Stromzähler ohne richterlichen Beschluss an die örtliche Polizei weitergegeben hat. Die Praxis wurde jetzt von einem Richter gestoppt.

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Ein anonymer Blog-Leser hatte bereits zum 5. August 2025 in einem Kommentar im Diskussionsbereich auf den Fall aufmerksam gemacht und schrieb: "Smartmeter Stromzähler Daten wecken Interesse und fließen ungehindert ab, als hätte man es geahnt…".

YouTube: The $94 Million Smart Meter Surveillance Scheme Exposed

YouTuber Sam Bent, der auch als Autor, Podcaster und Sicherheitsexperte aktiv ist, geht im Video auf das Thema Massenüberwachungen durch Smartmeter ein. In der US-Stadt Sacramento ist aufgeflogen, dass der örtliche Energieversorger – Sacramento Municipal Utilities District (SMUD) – seit einem Jahrzehnt den Stromverbrauch seiner Kunden durchforstete und überwachte.

Die Daten der Einwohner wurden dann vom Energieversorger SMUD heimlich und ohne richterliche Anordnung an die örtliche Polizei weitergegeben. Die Argumentation war, dass in Haushalten mit hohem Stromverbrauch illegal Cannabis angebaut wird. Im Endeffekt wurden mehr als 33.000 Hinweise auf Haushalte mit vermeintlich „hohem" Verbrauch an die Polizei weitergeleitet.

Die SMUD-Analysten mussten allerdings zugegeben, dass ein solcher "hoher" Stromverbrauch auch von Häusern stammen könnte, die Klimaanlagen oder Wärmepumpen nutzen oder einfach nur groß sind. Und die Schwelle für die sogenannten "Verdachtsmeldungen" sei zudem stetig gesunken, von 7.000 kWh pro Monat im Jahr 2014 auf nur noch 2.800 kWh pro Monat im Jahr 2023. Ein SMUD-Analyst gab zu, selbst "im letzten Monat 3500 [kWh] verbraucht haben", heißt es.

In den USA geht die Polizei dabei recht ruppig vor. Unschuldige Hausbesitzer wurden mit bewaffneten Polizeirazzien konfrontiert, weil sie Strom für medizinische Geräte oder zum Schürfen von Kryptowährungen verwendet hatten. Ein Bewohner wurde mit vorgehaltener Waffe in Unterwäsche nach draußen gezwungen, während einem anderen behinderten Veteranen mit Verhaftung gedroht wurde, weil er den Zutritt ohne Durchsuchungsbefehl verweigerte, heißt es im Begleittext zum Video.

Diese Überwachungsaktion wurde bereits im Juli 2025 durch die Electronic Frontier Foundation (EFF) im Artikel When Your Power Meter Becomes a Tool of Mass Surveillance aufgedeckt. Im Jahr 2022 verklagten die EFF und die Anwaltskanzlei Vallejo, Antolin, Agarwal, Kanter LLP den Energieversorger SMUD und die Stadt Sacramento im Namen des Asian American Liberation Network und zweier Einwohner des Sacramento County.

Einer der Kläger ist ein Einwanderer aus Vietnam. Polizisten erschienen unangekündigt beim Kläger zu Hause, und beschuldigten ihn aufgrund einer falschen SMUD-Meldung zu Unrecht des Cannabisanbaus. Sie verlangten Zutritt für eine Durchsuchung und drohten ihm mit Verhaftung, als er sich weigerte. Der Kläger hatte nie Cannabis angebaut, sondern verbraucht aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung überdurchschnittlich viel Strom für medizinische Geräte.

Der Gerichtsprozess fand im Oktober 2025 statt. Diese massive Überwachungsaktion, die letztendlich illegal war, führte zu Bußgeldern in Höhe von 94 Millionen Dollar. Bei der Recherche zu diesem Artikel (das YouTube-Video hätte ja ein Fake sein können), bin ich dann auf diesen aktualisierten Artikel des PCMag von Australien gestoßen. Es heißt, ein Richter habe nun das Polizeiprogramm zur Überwachung des Stromverbrauchs von Einwohnern Kaliforniens gestoppt. Auch Slashdot hat es zum 22. November 2025 in diesem Facebook-Artikel berichtet.

Slashdot zur Smartmeter-Überwachung in Sacramento

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26 Antworten zu Smartmeter: Daten wecken Begehrlichkeiten (der Polizei in Sacramento)

  1. noway sagt:

    Das ist ja noch etwas grob, noch nicht einmal Bewegungsprofile konnten sie ableiten (das war bitterer Sarkasmus, muss man ja heute dazuschreiben).

    Aber was sind das allgemein für Stromverbräuche?! Ich wusste ja, dass sie dort recht sorglos Energie verschwenden aber auf den niedrigsten genannten Monatswert komme ich nicht einmal im Jahr…

    • Olli sagt:

      Wenn du in Kalifornien wohnen tätest und eine/mehrere Klimaanlage im Haus hättest, ginge das ganz schnell solche Werte zu erreichen.

    • Hansi Meier sagt:

      Dazu musst Du eines wissen, viele Häuser in den USA oder auch sehr vielen anderen Länder haben längst nicht den Bau-Standard wie z.B. in Deutschland, Österreich, Schweiz. Da fehlt sowohl die Baumasse/Substanz (Speicher) als auch die Isolation (Zeit) und die Bauqualität (Dichtheit). Von der Ausführung selbst reden wir noch gar nicht. Da drehst die Heizung ab und 5-15min später ist die Bude kalt. Dann fehlt oft ein richtiges Fundament (bei nur einem Stockwerk) oder stabile Dachkonstruktion.

    • Andreas K. sagt:

      Auf die Erklärung bin ich gespannt: was betreibst Du denn für elektrische Geräte? Oder meinst Du nur den zugekauften Anteil neben dem Ertrag Deiner Solaranlage? 3000kwh ist ein normaler bis niedriger Durchschnittsverbrauch bei einem 3-Personenhaushalt/Haus/-eAuto.

      • Bernd Bachmann sagt:

        Es ist halt individuell sehr unterschiedlich. Unser 2-Personen-Haushalt mit insgesamt 180 m2 Wohnfläche kommt auf etwa 900 kWh/Jahr (nicht Monat). Allerdings funktionieren weder Heizung noch Warmwasserbereitung noch Auto elektrisch. Etwa zwei Drittel davon werden für's allabendliche Kochen benötigt; der nächste Grossverbraucher ist die Kühl-Gefrier-Kombination, und die verbleibenden 100-200 kWh für alles andere.

        • Anonym sagt:

          Kosten für Solaranlage Kauf & Einbau usw. bitte mit reinrechnen.

        • Günter Born sagt:

          Ist aber extrem sparsam – früher kamen wir im 3 Personen-Haushalt samt meiner Bürotätigkeit auf 2.300 kWh.

          Gab mal zwei deja-vue-Erlebnisse für mich. Mit Windows 3.11 for Workgroups war ich ganz stolz, zwei Rechner im Netzwerk am Laufen zu haben – bis die erste Jahresabrechnung für Strom kam. Danach hing der Drucker wieder am Desktop und ich habe Netzwerk nur für Tests hochgefahren. Dann hatte ich mal einen 19 Zoll-Röhrenmonitor – als der gegen einen Flachbildschirm ausgetauscht wurde, sank die Stromrechnung um 200-300 kWh/Jahr.

          Mit Solaranlage liegen wir jetzt bei ca. 500 kWh. Dafür muss ich jetzt noch ca. 22 Jahre leben und zittern, das nix kaputt geht, damit die Solaranlage sich rechnet ;-).

          • Bernd Bachmann sagt:

            Ja, aber es fehlt nichts. Auch wenn Strom kostenlos wäre, würden wir nicht mehr verbrauchen. Ich wüsste gar nicht, wofür. Ok, wir haben keinen Fernseher, vielleicht liegt's daran…

        • Andreas K. sagt:

          Alle Achtung, dann haben wir wahrscheinlich allerhand elektrischen Klimbim (das meine ich selbstkritisch). Schon das e-Auto sind > 1.000 kwh und wir haben nur eine Insel-Solaranlage, welche zu ca. 80% die Heizung versorgt. Aber, ja: es ginge sicher auch mit weniger.

    • Christoph 'knurd' Morrison sagt:

      Der durchschnittliche Verbrauch eines US-Haushaltes lag letztes Jahr bei rund 900 kWh/Monat. In DE lag er bei etwa 270 kWh/Monat.

      Die Ursachen sind u.a.:
      – Größere Häuser
      – Schlechterer Baustandard
      – Zentrale Klimatisierung
      – Stromheizung

      Also sind die im Artikel erwähnten 2,5 mWh/Monat sind in den USA auch schon deutlich über dem Durchschnitt.

      • Peter Vorstatt sagt:

        Betr. "Schlechterer Baustandard":

        Demnächst auch bei uns. Die BILD titelte: "Schluss mit dem Norm-Wahnsinn: „Einfache" Häuser sollen Wohnungsnot stoppen".

  2. r@mailinator.com sagt:

    Was verbrauchen die denn da ?

    3500 KWh im Monat…. das brauch ich ja nicht mal im Jahr.

    • mvo sagt:

      Extrem schlechte Isolierung und dauerhaft betriebene Air-Condition führen zu solchen Verbräuchen. Die Amis sind, was Energieverschwendung angeht, Spitzenreiter. Die Kilowattstunde kostet in den USA weniger als die Hälfte, wie in Deutschland. Das Lüften der eigenen Räumlichkeiten wurde unlängst als Wellness-Trend entdeckt und wird eher selten praktiziert. Dafür hat man die Klimaanlage. Wäsche wird grundsätzlich im elektrischen Wäschetrockner getrocknet. Wenn geheizt wird, dann i.d.R auch mit Strom.

  3. Martin B sagt:

    ja und wir machen uns in die Hose über zu viel emittiertes CO2. China, USA und Indien stehen für 50% der globalen Emissionen, Deutschland für 1,6%. Hier wird es weder Smartmeter, Wärmepumpen oder Wallboxen geben. Geheizt wird mit Gas, allenfalls Holz und das mit möglichst simpelster und robuster Technik.

    Und wenn die EU auf steigende CO2 Preise besteht, dann ziehe ich die Kosten einfach vom Einkommen ab! Wie du mir, so ich dir.

  4. Andy sagt:

    Das wird nur die Spitze des Eisbergs sein. Es hat doch keiner erwartet, das diese Daten nicht missbraucht werden oder?
    Bald muss man dann jedes größere Gerät anmelden und vom Energieversorger steuern lassen.

    • Anonymous sagt:

      Da hier in Schland eh jeder Mist und Fliegensch… nachgeahmt wird, der aus den U.S.A. kommt ist ähnliches Vorgehen nur eine Frage der Zeit, wenn nicht sogar schon vorhanden.

  5. Anonym sagt:

    Das ist nur schlimm und unglaublich dumm. Ich frage mich aber schon, was das ausgerechnet mit Smartmetern zu tun haben soll. Angeblich machen sie das "seit Jahrzehnten". Der Stromversorger weiß ohnehin, wie hoch der Verbrauch ist. Ob 1x pro Jahr oder smart alle paar Sekunden macht für den dortigen Skandal doch gar keinen Unterschied, oder?

    • Günter Born sagt:

      Die machen das seit 2009 – die Smartmeter erlauben die zeitnahe Erfassung und Filterung. Ein Wert pro Jahr ist was anderes als minutengenaue Verbrauchsmessung. Und dann kommen wir in den Bereich, wo Datenschutzaktivisten gewarnt haben. Hier ist ein Versorger aufgefallen, weil er der Polizei Daten ohne richterlichen Beschluss geliefert hat (anlasslose Überwachung aller Kunden). Wenn der Energieversorger sagen kann, ob ein Objekt zu einer bestimmten Zeit (minutengenau) bewohnt war, eröffnet das ganz andere Möglichkeiten, wenn diese Daten in Big Data-Manier ausgewertet werden.

      • Anonym sagt:

        Schon, aber ist das hier auch passiert? Ich will ja nicht wirklich widersprechen. Dennoch sehe ich den Skandal wirklich im Verhalten der Beteiligten und ggf Missachtung von Gesetzen.
        Das das mit Smartmetern deutlich einfacher und genauer geht, liegt auf der Hand. Aber das ist doch nicht der Grund für das Verhalten. Das hätten die auch ohne Smart mit etwas Excel machen können. Wirklich analysiert haben sie ja offensichtlich eh nicht. Auch hat die Polizei offensichtlich komplett nichts ermittelt, sondern scheint direkt in wildwestmanier tätig geworden zu sein. Also ein Beispiel für wirklich schlechte Polizeiarbeit.
        Und das es in den ganzen Jahren tatsächlich so viele offensichtlich falsche Verdächtigungen gab, ist denen auch nicht aufgefallen? Je mehr ich über die Geschichte nachdenke, desto mehr Fragen tun sich auf.
        Aber das da jetzt das Smartmeter ausgerechnet der letzte Tropfen auf das Fass der Durchführung gewesen sein soll, will mir echt nicht so in den Kopf.

        Wie gesagt, ich will sicher keine Werbung für Smartmeter allgemein machen. Für die damit verbundenen Gefahren sollte es bessere Beispiele geben.

        • Günter Born sagt:

          Du kennst aber schon das "es wäre gut, die Pflöcke einzuschlagen, bevor dir dein Zelt weg fliegt"-Prinzip? Oma drückte es einfacher aus: "Wehret den Anfängen" – und genau deshalb nehme ich die Vorfälle im Blog mit auf.

        • Pau1 sagt:

          es gab wohl nicht genug false positives so dass man die Grenze immer weiter runtergesetzt hat.

          Für die Entdeckung konspirativer Wohnungen von Terroristen sind die Werte aus den smart Metern und dem grid sehr hilfreich.
          Daher muss es rechtens jede Wohnung zu erfassen.

    • Bernd Bachmann sagt:

      Die Stromzähler in den USA sind schon immer so angebracht, dass man sie von aussen jederzeit problemlos ablesen kann. Eben um die periodische Ablesung zu vereinfachen.

      Die Daten waren also tatsächlich noch nie vertraulich. Es ist aber natürlich schon ein gewaltiger Unterschied, ob man einzelne Haushalte aufwendig und gezielt überwacht, oder für alle Haushalte die Daten mundgerecht serviert bekommt. Und dann aus diesen Daten auch noch falsche Schlüsse zieht. Und illegal in Wohnungen eindringt.

  6. lee nux sagt:

    Lieben Dank für den Blogbeitrag und die informativen Kommentare.
    Soweit ich informiert bin, werden die Smartmeter mit eigener 5g Sim-Karte ans internet angebunden.
    Zwei Fragen schließen nahtlos an:
    ist das sinnvoll, ein 5g Gerät im tiefen Keller zu installieren und dann zu hoffen, dass auser Elektrosmog da noch ein weiterer Effekt zum tragen kommt?
    Der ISP, der dann die 5g Internet-konnektivität herstellt darf sicherlich auch
    in allen Daten reinschauen, um sicherzustellen, dass auch das last-significant bit schön glänzt – oder irgendeine ander Erklärung halt.

  7. Hans van Aken sagt:

    @Günter
    Also, ich finde es immer schwierig, wenn die Verhältnisse hier mit denen
    in USA verglichen werden.
    Das üblicherweise hier vorherrschende
    Links/Rechts-Schema ist auf die USA
    einfach nicht anwendbar, auch wenn es
    dort ebenfalls zwei Pole gibt (Democrats/Republicans).
    Kalifornien ist traditionell eher ein Land
    der Democrats, nach unserem Empfinden also eher links.
    Sacramento ist die Hauptstadt des
    Bundesstaates California, und wie oben
    beschrieben benimmt sich die Polizei dort eher so, wie wir hier es eher
    bei den Republicans vermuten würden.
    Lasst die ihre Sachen ruhig so regeln, wie sie das für richtig halten: wenn die
    Strompreise anziehen regelt sich das
    mit dem hohen Verbrauch von alleine.
    Spätestens wenn die so weitermachen
    mit AI/KI werden die Strompreise durch
    die Decke gehen, vielleicht fällt denen
    ja auch selber ein, daß Energiesparen
    günstiger wäre, als Atomkraftwerke zu
    bauen… Meiner Meinung nach aber wird
    AI/KI in absehbarer Zeit dazu führen, daß die Blase platzt, die ganze Kriegspropaganda und der Aufmarsch
    in der Karibik sind nur Ablenkung.

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