Windows 7 und Windows 8/8.1 besitzen eine eingebaute Sicherungsfunktion (Backup), mit der man auch Systemabbilder sichern kann. Das Windows-Backup ist aber etwas in Verruf gekommen, weil es immer wieder zu unerklärlichen Fehlern kommt. In einer zweiteiligen Artikelreihe möchte ich den Backup-Fehler 0x80070057 analysieren und zeigen, welche Ursachen und Abhilfen es gibt.
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Glück oder Pech: Die Situation
Nennt es Glück oder nennt es Pech, mich hat der Fehler nämlich erwischt und ich habe die Gelegenheit genutzt, das Thema mal ausführlicher zu analysieren. Getroffen hat es mich auf einem Medion Akoya P2212T-Testsystem, welches ich mal wieder kurz in den Fingern hatte. Über den Konvertible habe ich ja ausgiebig gebloggt:
Medion Akoya P2212T: HDMI-Anschluss angetestet
und aus den Backup-Artikeln wusste ich, dass die Backup-Funktion auf diesem System mal einwandfrei lief. Weil aber das Touchpad muckte, habe ich eine Systemabbildsicherung auf die Festplatte der Basiseinheit ausgeführt. Lief wunderbar und ich habe danach das System per Recovery auf Werksauslieferungszustand zurückgesetzt. Das Touchpad funktionierte dann wieder und ich wollte noch schnell die Systemabbildsicherung gemäß folgendem Artikel zurücklesen, um zu schauen, ob das Touchpad weiter funktionieren würde:
MEDION AKOYA P2212T: Windows 8.1-Restore im Hands-on – 2
Sah auch erst gut aus – das Windows 8.1 gestartete Backup bootete in die Wiederherstellungsumgebung und in "Advanced Options" ließ sich der Befehl "System Image Recovery" auswählen.
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In weiteren Schritten konnte ich das zurück zu lesende Systemabbild auch auswählen (siehe folgendes Foto).
Backup arbeitete auch gut 10 Minuten und kopierte irgendwelche Dateien zurück – was mir an einer Fortschrittsanzeige bestätigt wurde.
Der Ansatz endete aber damit, dass mir der Fehler 0x80070057 angezeigt wurde und ich das Backup abbrechen musste.
Damit hatte ich ein Problem: Der Rechner ließ sich per Recovery maximal aus den Werksauslieferungszustand zurücksetzen, die vorher angefertigte Systemabbildsicherung war nicht mehr zurücklesbar. Warum – da hatte ich nicht so richtig eine Idee.
Wie immer, wenn es schnell gehen soll, habe ich versucht, mit Try-and-Error auf die Schnelle einige Fehlervarianten auszuschließen. Und da es schnell gehen sollte, habe ich halt länger gebraucht . Ich habe mit Recherchen angefangen, vieles probiert und verworfen und wurde irgendwann fündig. In diesem Blog-Beitrag zeige ich einige Lösungsmöglichkeiten auf – wobei ich auch Hinweise gebe, wo das helfen kann und warum.
Kann Acronis True Image der Übeltäter sein?
Auf dem Rechner war testweise mit Acronis gearbeitet worden – und in diesem Acronis KB-Artikel findet sich ein Hinweis auf den Fehler 0x80070057 (hier ebenfalls). Ist mir bei der Recherche ausgeworfen worden. Diese Ursache konnte ich eigentlich sofort ausschließen, denn nach dem Recovery auf den Windows 8.1 Werksauslieferungszustand sollte Acronis True Image 2014 verschwunden sein (ein MBR gibt es ja in diesem Sinne bei GTP-Disks nicht mehr). Zudem hatte ich ja auch Windows PE per USB-Stick gebootet.
Formateinstellungen für Dezimalzeichen falsch (Windows 7)
Der Fehler 0x80070057 steht für "Falscher Parameter", was natürlich viele Ursachen haben kann. Der häufig gegebene Tipp, die Formateinstellungen für das Dezimaltrennzeichen anzupassen, könnte theoretisch eine Ursache sein. Der Blogbeitrag
Windows Sicherung meldet Interner Fehler 0x80070057
beschreibt diesen Fehler (für Windows 7) und gibt auch eine feine Anleitung, wie man dieses Problem durch Anpassen der Formateinstellung lösen könnte. Auch Wolfang Sommergut hat es hier beschrieben. Toller Ansatz, hat leider zwei, drei Pferdefüße. Einmal lag bei mir Windows 8.1 vor – und Microsoft hat das Problem m. W. längst behoben – für Windows 7 gibt es einen Fixit. Zweiter Haken: In einer Windows RE-Umgebung, in der die Systemabbildsicherung zurückgelesen werden soll, ist nichts mit "mal eben die Formate über die Systemsteuerung anpassen".
Um wirklich alles auszuschließen, habe ich den Rechner sogar mit einem USB-Stick in Windows PE gebootet und das US-Datumsformat gewählt. Hat nichts gebracht. Also Fazit des Tages: Die obige Beschreibung kann helfen, wenn der Fehler 0x80070057 beim Sichern oder beim Zurücklesen von Dateien unter Windows 7 auftritt. Beim Zurücklesen der Systemabbildsicherung nutzt das nichts!
WBEM-Repository kaputt?
Eine andere Ursache für den Fehler 0x80070057 beim Sichern kann ein beschädigtes WBEM-Repository sein. Ich habe in meinem Blog den Sammelbeitrag
Windows-Backup Fehlerdiagnosen
zu Backup-Fehlern veröffentlicht und dort auch das Problem adressiert. Auch in diesem Answers-Forenbeitrag zu Windows Vista ist das angesprochen und bei Dr. Windows findet sich eine Anleitung, wie man das beheben könne.
Der Pferdefuß an dieser – an sich guten – Lösung: Microsoft hat vor langer Zeit m.W. einen Patch für das Problem herausgebracht – ab Windows 8 sollte das nicht mehr auftreten. Zudem: Ich habe mein System mit einem USB-Stick in Windows PE gebootet – da kommt kein "kaputtes WEBM-Repository" mehr zum Einsatz. Zudem hatte ich ja gerade vorher ein Recovery ausgeführt, also ein jungfräuliches Windows.
Ein Lösungsvorschlag mit FixIt von Microsoft in KB 982736
In diesem Answers-Beitrag zum Windows 7 gebe ich noch den Hinweis auf den KB-Beitrag 982736 "Fehlermeldung "0x80070057" beim Sichern von Dateien in Windows 7" von Microsoft. Dort werden die Ansätze "Ändern des Dezimaltrennzeichens" (hatte ich oben bereits ausgeschlossen) und ein FixIt für Windows 7 angeboten. Bei Windows 8.1 nützt das FixIt nichts.
Im Beitrag wird auch noch ein Eingriff in die Registrierung beschrieben. Unter dem Registrierungsschlüssel:
HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Policies\Microsoft\System
soll der DWORD-Wert CopyFileBufferedSynchronousIo=1 eingetragen werden. War ja schon skeptisch – macht unter Windows RE keinen Sinn. Ich habe mich trotzdem unter Windows PE durchgehangelt, habe den Registrierungseintrag gesetzt und bin mit dem Fehler 0x80070057 'belohnt' worden.
DVD-Boot oder USB-Stick abziehen, soll helfen
Wer die Fundstellen im Web durchgeht (z.B. hier, hier, hier, hier und hier) findet den Hinweis, man möge den Rechner mit einem USB-Stick in Windows PE booten und sich bis zum Punkt durchhangeln, wo der Backup-Datensatz zurückgelesen wird. Dann zieht man den USB-Stick ab – Windows PE läuft ja aus der RAM-Disk weiter und startet das Zurücklesen der Systemabbildsicherung. Alternativ kam der Ratschlag, eine DVD mit einer Systemreparaturdisk oder eine Windows Installations-DVD zu verwenden, um Windows PE aufzurufen.
Hintergrund ist wohl, das die im RAM laufende Windows PE-Version die Laufwerksbuchstaben für das Quell- und Ziellaufwerk verwürfelt und Backup beim Zurücklesen unter älteren Windows-Versionen durcheinander kommt. Zieht man den USB-Stick ab, fällt dieses Laufwerk als Ziel zum Schreiben des Systemabbilds weg. Der Trick scheint bei einigen Leuten geholfen zu haben – bei mir war allerdings Fehlanzeige.
Noch ein Tipp für nicht ganz so sattelfeste Anwender: Wie das Erstellen, Booten und Nutzen einer Windows PE-Umgebung funktioniert, ist in folgenden Blog-Beiträgen behandelt (das ist quasi ein ganzes Knowledge-Repository zum Thema).
Windows PE im UEFI- oder BIOS-Mode booten
Notfallhilfe mit Windows PE, falls Windows 8 nicht startet
I Windows PE: Reparaturdatenträger erstellen
Windows PE 4.0: Diese Programme laufen
First Aid: Datenrettung, wenn Windows 7 versagt
SP1-Installation hängt, Error C0000034/C000009A (enthält Tipps zu Windows PE)
Mit diesem Wissen lassen sich sowohl ein Systemreparaturdatenträger auf CD als ein Wiederherstellungslaufwerk auf USB-Stick erstellen. Und ihr findet Hinweise, wie man das System vom Datenträger bootet und in Windows PE mittels der Eingabeaufforderung auf Registrierungseditor und Notepad zugreift. Der Windows-Editor kann als Mini-Dateimanager in Windows PE fungieren.
Partitionsstruktur muss stimmen
In diesem Forenbeitrag findet sich noch ein Hinweis, dass die Partitionsstruktur auf GPT-Datenträgern mit dem ursprünglichen System übereinstimmen muss. Auch der MS-Knowledge-Beitrag KB 2476568, der sich mit dem Fehler 0x80070057 beim Formatieren einer Festplatte unter Windows 7 befasst, spricht so was am Rande an. Das stimmt zwar weitgehend – half mir aber nicht weiter, da diese Bedingung erfüllt war. Seit dem letzten Sicherungsvorgang hatte ich ja nichts an der Partitionsstruktur geändert.
Kann eine volle Wiederherstellungspartition die Ursache sein?
Die Info über eine geänderte Partitionsstruktur des Datenträgers sowie der Umstand, dass in meinem Blog auch noch die folgenden Beiträge schlummern, brachte mich auf eine fatale Idee.
Windows-Fehler 0×80070057 beim Defragmentieren
Windows 8/8.1: Backup-Fehler 0x807800C5
Windows 8.1: Backup-Probleme bei UEFI/GPT-Datenträgern
Konnte es sein, dass meine Wiederherstellungspartition vollgelaufen war und eine Fehler auslöst? Beim Booten über einen USB-Stick bot mir Windows PE irgendwann dieses Dialogfeld mit zusätzlichen Wiederherstellungsoptionen an. Hier sind die markierten Optionen gesperrt, weil ich das Foto in einer anderen Session aufgenommen habe.
Aber bei einer Session war die Option zum Formatieren und Repartitionieren der Disk freigegeben und ich konnte auf Exclude disks gehen, um mit folgendem Dialogfeld begrüßt zu werden.
Da stand ich bereits wieder vor der Wand – das Kontrollkästchen für die SSD konnte zwar gelöscht werden – aber unten findet sich der Hinweis, dass dieser Datenträger ausgenommen sei, weil dort Systemabbilder gespeichert waren. Also führte Windows PE keine Neupartitionierung aus.
Also habe ich unter Windows RE die Eingabeaufforderung geöffnet und dann den Befehl diskpart aufgerufen. Damit konnte ich die Disks des Systems aufrufen und mit select disk auswählen, um die Partitionen und logischen Laufwerke aufzulisten. Hier zwei Fotos der Eingabeaufforderung.
Das obige Foto zeigt die Partitionsstruktur – und ich hatte den Verdacht, dass mir die Recovery-Partition 1 den Ärger bereitet. Die Partition 2 ist die EFI-Partition und Partition 3 ist eine Microsoft-Partition, die nicht angefasst wird. An die OEM-Partition kommt man mit Bordmitteln auch nicht heran. Die Windows-Partition 5 hatte ich mehrfach überschreiben lassen. Also habe ich härtere Geschütze aufgefahren und die Partition 1 in der Eingabeaufforderung gelöscht. Hier die Befehle der Eingabeaufforderung.
War wohl nicht ganz so gut, diese Idee. Danach ging gar nichts mehr. Ich meine mich zu erinnern, dass mir zuerst dieser Fehlercode beim Versuch, das Recovery aufzurufen entgegen geschleudert wurde.
Ich hatte auch schon mal den Fehler 0x00000034 oder der Bildschirm blieb nach dem Booten schwarz, weil kein Windows mehr gefunden wurde. An dieser Stelle wären viele Anwender fertig gewesen. Ich habe aber hier genügend andere PCs und habe mir dann mit dem von Medion auf allen Rechnern mitgelieferten Cyberlink-PowerRecover auf einem anderen Rechner einen USB-Recovery-Stick erstellen lassen (darüber blogge ich mal separat, denn ich habe da ein paar feine Optionen kennen gelernt).
Mit dem USB-Recovery-Stick konnte ich den Medion Akoya P2212T booten und dann ein Recovery auf Werksauslieferungszustand ausführen. Genial dabei: Ich wurde gefragt, ob ich von Laufwerk F: das Systemabbild zum Restore verwenden wolle. Das war die Festplatte der Basiseinheit des Akoya P2212T, auf der die Recovery-Partition gespeichert war. Habe dem zugestimmt und war binnen 20 Minuten wieder bei einem arbeitsfähigen System, allerdings auf Basis des Werksauslieferungszustands. Und das Backup lief immer noch nicht, sondern meldete den Backup-Fehler 0x80070057.
Ich habe in einem weiteren Durchgang noch unter Windows PE in der Eingabeaufforderung Diskpart aufgerufen und auch mal die Windows-Partition gelöscht. Hat aber nichts geholfen.
Das war dann der Zeitpunkt, an dem ich mir sagte: "Junge, so kommst Du nicht weiter, da müssen schärfere Maßnahmen ran". Es hatte schnell gehen sollen und hatte nun etwas länger gedauert – und es gab noch immer keine Lösung.
Also habe ich mir einen weißen Arztkittel angezogen, mir ein Schild "Dr. Disk" an die Brust geheftet, ein altes Stethoskop umgehängt und wollte mal über das Gehäuse horchen, was die SSD beim Einschalten so von sich gibt. Aber das Viech hat keinen Mucks von sich gegeben – und mir dämmerte die Erkenntnis "Junge, das ist offensichtlich der falsche Ansatz".
Also bin ich in den Keller gegangen und habe die Trickkiste hochgeholt. Ach Quatsch, das ist natürlich auch wieder schamlos gelogen. Ich habe gar keine Trickkiste im Keller, da steht nur meine Werkzeugkiste. Die Trickkiste steckt in meinem Hinterkopf und in den Beiträgen hier im Blog (wie z.B. in der folgenden Artikelliste). Aber wie das Abenteuer Diagnose weiter ging, und wie ich für mich eine Ursache samt Lösung gefunden habe, verrate ich in Teil 2. Erinnert mich etwas an den Beitrag Meldung "Die Wiederherstellung wurde abgeschlossen" kommt immer Teil 1, wo ich fast 4 Wochen gefahndet habe, um den Problembär zu fangen.
Artikelreihe:
i: Troubleshoothing Windows-Backup-Fehler 0x80070057 – Teil 1
ii: Troubleshoothing Windows-Backup-Fehler 0×80070057 – Teil 2
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