Microsoft heuert Altman, Brockman und weitere OpenAI-Experten für eigen AI-Gruppe an

Neueste Entwicklung im Fall Sam Altman, dem Ex-Chef und Kopf von OpenAI, sowie den Mitarbeitern, die in Folge gekündigt wurden bzw. bei diesem Unternehmen gekündigt haben. Sam Altman, Greg Brockman und weitere OpenAi-Experten heuern bei Microsoft als Teil eines neuen "Advanced AI Research Teams" an.


Anzeige

You are fired …

Was für ein Wochenende: Da wird Sam Altman als CEO und Günder von OpenAI am Freitag (17. Nov. 2023) "Knall auf Fall" vom Verwaltungsrat gefeuert. Greg Brockman, Co-Gründer wurde aus dem Vorstand entfernt, sollte aber im Unternehmen bleiben. Brockmann hat dann – mit weiteren OpenAI-Experten – gekündigt. Ich hatte im Blog-Beitrag Schock: Sam Altman bei OpenAI gefeuert, und Greg Brockman kündigt auch über diese Entwicklung berichtet.

Begründet wurde der "Rauswurf" von Altman mit einem gestörten Vertrauensverhältnis zum Verwaltungsrat (Board). Seit dem wurde in den Medien spekuliert, was denn der Grund sei. Am Ende kristallisiert sich – zumindest nach meiner Lesart – wohl heraus, dass es Differenzen zwischen Altman, der auf eine Verwertung der Ergebnisse von ChatGPT & Co. setzte, und den verbliebenen Mitgliedern des Verwaltungsrats, die einen nicht profitorientierten Weg für OpenAI vorsah, gegeben haben muss.

Der Verwaltungsrat hat mit seiner "einsamen" Entscheidung wohl die Reaktion der bisherigen Kapitelgeber nicht berücksichtigt. Microsofts Chef, Satya Nadella, der wohl nur eine Minute vor der öffentlichen Bekanntgabe von dieser Nachricht überrascht wurde, seit fuchsteufels wild gewesen, heißt es von Insidern. Das muss dann wohl mächtig Druck auf den Verwaltungsrat gemacht worden sein.

Am Samstag hieß es dann, Sam Altman habe bereits Pläne für ein neues Unternehmen im AI-Bereich und werde dies mit Brockman vorantreiben. Finanziers schienen schon Schlange zu stehen. Und es gab die Nachricht, dass das OpenAI-Board – wohl auf Druck der Investoren (vor allem Microsoft)  – daran arbeite, Sam Altman wieder als Vorstand (CEO) zurück zu holen. Meine Informationen besagten, dass Altman sehr ambivalent gegenüber diesem Plan gewesen sei. Andere Quellen aus dem OpenAI-Umfeld signalisierten, dass die Chancen gut ständen, dass der Gründer und Kopf des Unternehmens zurück käme.


Anzeige

Der Coup von Microsoft

Microsoft und vor allem deren Chef, Satya Nadella, sind von dem obigen Rauswurf und der Entwicklung kalt überrascht worden. Denn Microsoft setzt voll auf die OpenAI-Technologie und hat langfristige Abkommen mit diesem Anbieter, um deren Technik verwenden zu können. Nebenbei ist Microsoft wohl einer der größten Finanziers.

 

Folgender Post auf Mastodon bringt einige Gedanken auf den Punkt: Der OpenAI-Vorstand lässt Satya jetzt wirklich wie einen Trottel aussehen. Er sah brillant aus, als er eine frühe Partnerschaft mit OpenAI einging, bevor sie ChatGPT auf den Markt brachten, und dann exklusive Verträge für ihre Technologie abschloss, die nur über Azure verfügbar sein sollte.

Jetzt sieht es so aus, als hätte er 10 Milliarden Dollar an einen Haufen Akademiker gegeben, die mehr daran interessiert sind, darüber zu debattieren, ob Androiden von elektrischen Schafen träumen, als Unternehmenssoftware zu liefern, während Microsoft nicht einmal einen Sitz im Vorstand hat. Der Post endet mit "Die Uhr tickt".

Microsofts OpenAI-Verhältnis

Aus dieser Sicht war es für mich logisch, dass Herr Nadella die treibende Kraft hinter der Meldung, dass OpenAI mit Altman über eine Rückkehr verhandelt, war. Wie es im Leben so ist, bei solchen gravierenden Geschichten ist die Dynamik nicht abschätzbar. Wenn "ich vor die Tür gesetzt wurde oder gekündigt habe" , ist das Tischtuch zerschnitten und eine Rückkehr schwierig. Ich gehe davon aus, dass Sam Altman keine wirkliche Basis für eine weitere Zusammenarbeit gesehen hat. Allerdings heißt es auch, dass der aus vier Personen bestehende OpenAI-Verwaltungsrat nicht bereit war, zurückzutreten und die Rückkehr von Altman zuzulassen, wie The Verge hier berichtete.

Nun berichten US-Medien wie Techcrunch und The Verge, dass Microsoft die Ex-OpenAI-Gründer Sam Altman und Greg Brockman als Köpfe für ein neu einzurichtendes AI-Team angeheuert habe. Satya Nadella sagte dazu "Microsoft hat die OpenAI-Mitbegründer Sam Altman und Greg Brockman eingestellt, um ein neues fortschrittliches KI-Forschungsteam zu leiten". Damit hat der Microsoft-Chef heute die drei Tage dauernde Diskussion, die nach der der unerwarteten Entscheidung des OpenAI-Verwaltungsrats, Altman zu entlassen, aufkam, beenden bzw. quasi wie einen Gordischen Knoten zerschlagen. "Wir freuen uns darauf, schnell zu handeln, um ihnen [gemeint sind Altman und Brockman] die für ihren Erfolg notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen", wird Satya Nadella zitiert.

Der US-Tech-Branche bleibt etwas die Spucke weg, wie fix der Microsoft-Chef da Entscheidungen gefällt und das Ganze sozusagen "eingetütet hat".  Man mag von Herrn Nadella halten, was man will. Er hat mehrfach gezeigt, dass er schnell und entschlossen handeln kann, um Microsoft nach vorne zu bringen. Interessant ist auch der Hinweis von The Verge, dass Altman sagte, dass OpenAI mit Microsoft zusammengearbeitet habe, um den Maia-KI-Chip zu verfeinern und mit seinen eigenen Modellen zu testen. Da wird noch eine Menge Arbeit anfallen und auch im Bereich Copilot dürfte man von der Arbeit des neuen AI-Teams profitieren.

Andererseits hat Microsoft auch ausgeführt, dass man eine längerfristige Partnerschaft mit OpenAI vereinbart habe. Spannend wird nun sein, zu beobachten, wie es mit OpenAI weiter geht, denn Altman war schon ein sehr prominenter Kopf an der Spitze des Unternehmens. Wenn die Köpfe nun weg sind, und der Verwaltungsrat andere Pläne als Altman hatte (wenn die Gerüchte stimmen), könnte das Unternehmen OpenAI in einen Dornröschen-Schlaf verfallen. Für die Mitarbeiter, die eventuell auf ihre Aktion-Optionen gesetzt haben, keine sonderlich vergnügliche Zukunftsaussichten.

Bei OpenAI wird nun Emmett Shear  Interims-CEO. Shear war der Chief Executive Officer von Twitch, eine Position, die er bis März 2023 innehatte, da Twitch ursprünglich als Live-Video-Plattform Justin.tv gegründet wurde. Hießt, dass Frau Mira Murati mal genau drei Tage Interims CEO bei OpenAI war – das sind ja regelrechte Schleudersitze in den oberen Management-Posten bei dieser Firma.

Ergänzung: Neueste Entwicklung ist, dass über 500 Mitarbeiter von OpenAI in einem offenen Brief den Rücktritt des Verwaltungsrats (Board) fordern und andernfalls mit Kündigung drohen. Die wollen alle zu Microsoft, wie Wired berichtet. Ilya Sutskever
bedauert in diesem Tweet, dass er sich vom Verwaltungsrat zum Rausschmiss von Sam Altmann überreden ließ. Analysen über die Interessenkonflikte von Altman und dem restlichen Verwaltungsrat finden sich hier und hier.


Anzeige

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

23 Antworten zu Microsoft heuert Altman, Brockman und weitere OpenAI-Experten für eigen AI-Gruppe an

  1. 1ST1 sagt:

    Ich musste eben spontan lachen als ich die Überschrift drüben bei Heise las. Da hat sich OpenAI ordentlich ins Knie geschossen. Das kann bedeuten, dass OpenAI von Microsoft absehbar nicht mehr gebraucht wird. Ob sich dann ein anderer Riese (Google, Amazon, …) OpenAI einverleibt, oder ob die Firma in der Bedeutungslosigkeit endet, bleibt abzuwarten.

    • Günter Born sagt:

      Wie sich die Situation für mich darstellt, hat sich Microsoft durch die Geldspritzen längerfristig den exklusiven Zugriff auf die LLM-Technologie von OpenAI gesichert, wird jetzt aber eher keine großen Gelder (außerhalb der vertraglichen Verpflichtungen) mehr einschießen. In der Politik wird das Ergebnis eine "lame Duck" genannt.

  2. M.D. sagt:

    Ähhhh, wie ist denn das rechtlich zu bewerten? Gibt's da keine Probleme mit Copy{right,left} und Patenten und anderen Interna? Eigentlich müssten die beiden Unternehmen sich über deren Rechtsabteilungen gegenseitig mit Klagen überziehen.

    • 1ST1 sagt:

      Der Name OpenAI sagt es bereits schon, die ganzen Softwarekomponenten sind meines Wissens Opensource. Was OpenAI hat, ist eine darauf basierend, aus diesen Komponenten individuell konfigurierte und mit Internetinhalten trainierte Maschine. Nichts, was andere nicht auch können, besonders natürlich wenn man selbst einen eigenen riesigen Suchindex hat, und jetzt auch noch die führenden Experten abgeworben hat.

    • Ralph D. Kärner sagt:

      Patente? Auf Software?

  3. Luzifer sagt:

    naja da MS Hauptfinanzier ist/war wäre man ja schön blöd wenn man den verklagt…
    die technischen Köpfe weg, den Geldgeber mit Klagen vergraulen, das wäre Harakiri.

    Da wird es eher darauf rauslaufen das im Verwaltungsrat Köpfe rollen werden.

  4. Ralph D. Kärner sagt:

    Ich bin sehr gespannt, wie OpenAI nun weitermachen will. Neben Altman und Brockman haben ja auch weitere Personen das Unternehmen verlassen. Und wie sich so etwas auswirken kann, war ja an Openoffice/Libreoffice zu sehen. Oder, um mal ein anderes prominentes Beispiel zu nennen, an Apple. Popcorn, anyone?

  5. C.Waldt sagt:

    @M.D.
    Copyright…. Microsoft ….. Angst vor rechtlichen Auseinandersetzungen???
    Nun ja, ich würde behaupten die sind da ziemlich "kampferprobt" ;-)

    Empfehle dazu auf Youtube: Sempervideo – Apple verklagt Microsoft

    Dort kann man sich in amüsanten knapp 14 Minuten diese Geschichte mal zu Gemüte führen.
    Das dürfte auch für die jetzige Situation wohl alle Fragen beantworten!
    Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass es für OpenAi ein krasser Buisness Move gewesen wäre, sich dieses Video ins Englische zu übersetzen bevor sie Beteiligungen, Anteile, etc… mit Microsoft verhandelt hätten ;-)

    —Grüße—

  6. janil sagt:

    Diese Entscheidung schwebte schon irgendwie in der Luft und kommt nicht wirklich überraschend. Die Verzahnung zwischen MS und OAI war schon so eng, das es die logische Schlussfolgerung war sich die beiden Hauptentwickler unter den Nagel zu reißen und damit eine sehr billige Quasiübernahme von OAI erreicht zu haben. Als Sahnehäubchen kommen noch ein paar wichtige Mitarbeiter gleich mit.
    "Lame Duck" trifft es sowas von.

  7. R.S. sagt:

    Langfristig hat sich OpenAI mit der Entlassung von Altmann selbst ins Knie geschossen.
    Microsoft wird wohl nur noch seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllen und dann OpenAI wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.
    Und das wars dann mit OpenAI.
    Die anderen Techfirmen werden da wohl kaum in eine Firma einsteigen, wenn da nur noch die Krümel übrig sind. Der Kuchen ist jetzt bei Microsoft.

  8. M.D. sagt:

    Der Wahnsinn dort nimmt kein Ende. Jetzt meutert ein Großteil der Belegschaft und droht mit Massenkündigung und Wechsel zu Microsoft. Irre.

    (Wurde zumindest vor ein paar Minuten so bei golem veröffentlicht.)

  9. HackIT0 sagt:

    Also zieht die "KI"-Entwicklung ganz schnell zu Microsoft – was für ein toller Zufall.
    Die Software wird sicherlich neben Edge, Defender, Teams und New Outlook die nächste Zwangsbeglückung für den Endkunden. Ja, is denn heut scho Weihnachten?

  10. Mira Bellenbaum sagt:

    Großteil der Mitarbeiter droht zu kündigen!

    Holt mal das Popcorn raus, das wird noch sehr unterhaltsam!
    https://stadt-bremerhaven.de/openai-grossteil-der-mitarbeiter-droht-zu-kuendigen/

  11. Bernd sagt:

    Das wird die MS Aktie auf neue Höhe treiben. Gut.

  12. 1ST1 sagt:

    Jetzt gibts laut Heise auch eine Petition von über 500 Mitarbeitern (von um die 750), bei OpenAI, wenn Altmann nicht zurückkehrt, dann wollen die alle zu Microsoft wechseln. Damit wäre OpenAI nicht mehr arbeitfähig.

  13. Bernd sagt:

    OpenAI-MA Zitat: "Microsoft hat uns allen zugesichert, es gibt in dieser neuen Company sofort 700 freie Stellen für alle OpenAI-Mitarbeiter, sollten wir uns nun dafür entscheiden."

    Ja! :idea: Microsoft spart dann seventy billion dollars.

  14. Dat Bundesferkel sagt:

    *prust*, die Case Altmann geht weiter:

    Alles zurück auf Anfang, lt. Golem – er ist wieder Vorstand bei OpenAI.

    • R.S. sagt:

      Was sollte OpenAI denn auch machen?
      Inzwischen hatten sich 700 von 770 Mitarbeitern hinter Altmann gestellt und mit Kündigung gedroht.
      Wenn 91% der Belegschaft ein Unternehmen verlässt, ist das Unternehmen Geschichte.
      Und der Vorstand wird auch ausgewechselt.
      Endergebsnis der Geschichte ist:
      Anstatt Altmann rauszuwerfen hat sich der Vorstand schlußendlich selbst entsorgt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.

Du findest den Blog gut, hast aber Werbung geblockt? Du kannst diesen Blog auch durch eine Spende unterstützen.