Wer hätte das gedacht? Vor 10 oder 5 Jahren wurden Bücherleser noch als aussterbende Zunft belächelt. Das eBook sollte den großen Siegeszug antreten – nur ich hegte so meine Zweifel.
Auch wenn ich als Autor über fast 3 Jahrzehnte Bücher geschrieben und dem Papier verhaftet bin, weiß ich die Vorzüge der elektronischen Medien (auch als Blogger) zu nutzen und zu schätzen. Wenn ich aber die Schwärmereien der eBook-Reader- und Tablet PC-Besitzer im Hinblick auf eBooks so hörte, meldeten sich bei mir immer Zweifel.
Da hieß es: Man kann zig Titel auf das Gerät packen und in den Urlaubskoffer tun. Ich habe immer eine ganze Bibliothek dabei. Man kann auch Bilder und Multimedia kombinieren, das ist die Zukunft – niemand liest in 10 Jahren noch gedruckte Bücher.
Bei mir schoss dann der Gedanke: Ok, und plötzlich ist der Akku leer und aus ist’s mit dem Lesen der Bibliothek, durch den Kopf. Oder: Lies mal das eBook auf deinem Tablet PC in der Sonne – viel Spaß. Oder: Und dann klaut dir jemand den Reader oder das Tablet und die ganze Bibliothek ist weg. Weiterhin gab es noch den Vorbehalt, dass die eBooks an ein Gerät bzw. einen Anbieter gebunden waren. Stellte der sein Angebot ein, war oft der Bestand bzw. der Zugriff auf die Online-Angebote weg. Von der Regelung des digitalen Nachlasses ganz zu schweigen. Ja, ich weiß, ich bin hoffnungslos old school – jedenfalls diesbezüglich. Ich schlage einfach ein Buch auf, da, wo das Eselsohr, und fange an zu lesen. So ganz ohne ein Tablet zu starten oder zu schauen, ob das Akku aufgeladen ist. Liest sich in der Sonne auch prima … und macht, wenn es im Schrank steht, mächtig was her.
Creatives Chaos im Büro des Autors mit vielen Eigenwerken – entstanden in den letzten 30 Jahren
Neue Zahlen aus den USA und England
Gerade (27. April 2017) bin ich bei CNN USA auf neueste Zahlen aus dem Buchmarkt gestoßen. Für die USA gilt ja: Die setzen den Trend, wir in Deutschland oder Europa hinken da immer hinterher. Und was sagen die Zahlen?
- In den USA ist der eBook-Verkauf in den ersten 9 Monaten des Jahres 2016, laut Association of American Publishers, um 18,7 % eingebrochen. Gedruckte Bücher konnten dagegen im gleichen Zeitraum um 7,5 % zulegen.
- In Großbritannien (UK) sank der eBook-Verkauf 2016, laut Publishers Association, um ganze 17 %. Gedruckte Bücher und Magazine konnten im gleichen Zeitraum um 7 % zulegen, während Kinderbücher sogar um 16 % regelrecht nach oben ‘stürmten’.
Der Verkauf von eBook-Lesegeräten sank zwischen 2011 und 2016 um mehr als 40 % (Quelle: Konsumerforscher bei Euromonitor International) – die Dinger sind plötzlich nicht mehr sexy. Viele Menschen reduzieren sogar bewusst die Nutzung von Smartphones, Tablet PCs und Readern und wenden sich Gedrucktem zu. 65 % der Amerikaner habe im letzten Jahr ein gedrucktes Buch gelesen, während nur 28 % ein eBook genutzt haben. Die Zeit der eBook-Reader hatte 2011 wohl den Höhepunkt und sinkt nun Jahr für Jahr.
Bei CNN fragt man bereits, ob gedruckte Bücher ‘das neue Vinyl’ sind. Eine Anspielung, dass Schallplatten eine Wiedergeburt erleben und elektronischen Musikangeboten teilweise den Rang ablaufen. Es ist quasi ein regelrechter Kult um Vinyl-Schallplatten entstanden. Wer gedruckte Bücher und Bibliotheken liebt, wird das wohl nachempfinden können. Scheint, als ob das gedruckte Buch doch noch nicht tot ist, sondern eher eine Wiedergeburt erlebt. Oder wie sehen Sie das?