Die Stadt Kawagoe pflegt eine Städtepartnerschaft mit Offenbach am Main. Sinnigerweise war dem Hotel ein Restaurant mit dem Namen “Offenbach-Stuben” angeschlossen. Und in dieses Restaurant wurde ich von Herrn Mamamoto zum Abendessen eingeladen.
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Er glaubte wohl, mir damit einen Gefallen zu tun, gab es dort doch herzhafte deutsche Kost: Bratkartoffel, Sauerkraut, Schweinshaxe, Schnitzel und Bier im Maßkrug. Und als Highlight wurde dort mit Messer und Gabel zu bajuwarischer Blasmusik gegessen. Also typisch deutsche Kost und deutsches Ambiente, oder was immer sich der Durchschnittsjapaner darunter vorstellt.
Das Restaurant war daher auch bei jungen Japanern angesagt, die an Holztischen saßen, einen Maßkrug mit Bier stemmten und sich mit Messer und Gabel an Schnitzel beziehungsweise Schweinshaxe versuchten. Und der Gaijin, der Fremde, war natürlich die Attraktion des Abends. Ständig wurde ich verschämt aus den Augenwinkeln gemustert. Es interessiert wohl brennend, wie so ein Viech wohl eine Haxe isst (obwohl ich ein Schinkensteak mit Bratkartoffel gewählt hatte).
Als das Restaurantpersonal noch erfuhr, dass ich aus Frankfurt, also quasi der Nachbarschaft Offenbachs kam, brachen alle Dämme. Freude strahlend wechselten sich die Kellnerinnen ab, um an den Tisch zu kommen, einen Blick auf den Doitsu San aus “Offenbach” zu werfen und mit vielen Verbeugungen möglichst einen vollen Bierkrug am Tisch abzuladen, weil Leute aus Deutschland doch so viel Bier trinken.
Zum Abschluss des Essens meinte Herr Mamamote, dass dies wohl das letzte Mal gewesen sei, dass ich Messer und Gabel würde benutzen können. Demnächst ginge es wohl mit Esstäbchen zur Sache. Dann fragte er noch, wie ich am nächsten Morgen den Frühstücken wolle. Zur Auswahl standen ein “western style Breakfast” und ein “japanese style Breakfast” also ein westliches und ein japanisches Frühstück. Er riet mir zum westlichen Frühstück, da es da ja nochmal Messer und Gabel gäbe und ich das bestimmt bevorzuge. Nachdem ich nun bereits zum zweiten Mal die “Drohung” mit den Essstäbchen vernommen hatte, bat ich meinen japanischen Kollegen doch bitte ein japanisches Frühstück zu bestellen. Die Kellnerin kam mit einer grünen Essensmarke, die mir ausgehändigt wurde. Diese möge ich doch am nächsten Morgen im “Frühstücksraum” dem Personal präsentieren. Beim “Frühstücksraum” handelt es sich um die Lokalität der Offenbach-Stuben, die mir ja nun bekannt war.
Herr Mamamote verabschiedete sich und wollte mich am kommenden Morgen nach dem Frühstück abholen. Beschwert von einem deftigen Essen und einigen Maß Bier beschloss ich, mich in die Falle zu hauen. Nicht ahnend, was mich schon am nächsten Morgen erwarten würde. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.