Five Eyes, Indien und Japan fordert erneut Verschlüsselung mit Hintertüren

Altes Thema neu aufgerollt. Die unter dem Begriff 'Five Eyes' zusammengefassten Geheimdienste aus den USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Neuseeland fordern, im Verbund mit Indien und Japan, erneut, dass Hintertüren in die Verschlüsselung eingebaut werden.


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Das US-Justizministerium hat die Position in diesem Statement offen gelegt. Aus Großbritannien gibt es dieses Statement und diesen Text. Das US-Paper liest sich wie Real-Satire – hier übersetzte Auszüge aus dem Dokument:

Wir, die Unterzeichnenden, unterstützen die starke Verschlüsselung, die eine entscheidende Rolle beim Schutz persönlicher Daten, der Privatsphäre, des geistigen Eigentums, der Geschäftsgeheimnisse und der Cybersicherheit spielt.  Sie dient in repressiven Staaten auch dem Schutz von Journalisten, Menschenrechtsverteidigern und anderen gefährdeten Personen, wie es in der Resolution des UN-Menschenrechtsrates von 2017 heißt.

Das klingt erst einmal zu gut, um wahr zu sein. Bei so etwas muss man sofort stutzig werden, wenn das US-Justizministerium so etwas schreibt. Ist dann auch nur eine als Präambel getarnte Nebelkerze. Denn anschließend rückt man mit dem Ansinnen aus der Deckung heraus:

Bestimmte Implementierungen der Verschlüsselungstechnologie stellen jedoch erhebliche Herausforderungen für die öffentliche Sicherheit dar, auch für sehr verletzliche Mitglieder unserer Gesellschaften wie sexuell ausgebeutete Kinder. Wir fordern die Industrie dringend auf, auf unsere ernsthaften Bedenken einzugehen, wenn die Verschlüsselung in einer Weise angewendet wird, die jeglichen legalen Zugang zu Inhalten völlig ausschließt.  Wir rufen die Technologieunternehmen auf, mit den Regierungen zusammenzuarbeiten, um die folgenden Schritte zu unternehmen, die sich auf vernünftige, technisch machbare Lösungen konzentrieren:

  • Verankerung der Sicherheit der Öffentlichkeit in den Systementwürfen, damit die Unternehmen in die Lage versetzt werden, wirksam gegen illegale Inhalte und Aktivitäten vorzugehen, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen, und damit die Untersuchung und Verfolgung von Straftaten erleichtert und die Schwachen geschützt werden;
  • Den Strafverfolgungsbehörden den Zugang zu Inhalten in einem lesbaren und nutzbaren Format ermöglichen, wenn eine Genehmigung rechtmäßig erteilt wird, notwendig und verhältnismäßig ist und strengen Schutz- und Kontrollmaßnahmen unterliegt; und
  • Beraten Sie sich mit Regierungen und anderen Interessengruppen, um den Zugang zum Recht auf eine Weise zu erleichtern, die substanziell ist und wirklich Einfluss auf Designentscheidungen hat.

Also mal im Klartext: Starke Verschlüsselung spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz persönlicher Daten. Gilt auch für Geschäftsgeheimnisse, die Cybersicherheit und den Schutz der Kommunikation von Menschenrechtsgruppen. Aber die Anbieter solcher Verschlüsselungsprodukte müssen jederzeit in der Lage sein, diese verschlüsselte Kommunikation auszuhebeln, um Strafverfolgungsbehörden, Regierungen und anderen Interessengruppen den Zugang zu diesen Nachrichteninhalten zu ermöglichen.

Welches Gras rauchen die, um eine solche abwegigen Gedanken und Forderungen zu äußern? Dann sollten sie die Verschlüsselung komplett verbieten – auch https – das wäre ehrlicher. Denn eines ist klar: Wenn es Hintertüren in der Verschlüsselung gibt, werden diese auch von 'anderen Interessengruppen', sei es repressive Regimes, Hacker oder Konkurrenten genutzt, um Inhalte auszuspähen. Und wer bitte soll dann noch solche Kommunikationswege nutzen, wenn private Daten, Bankgeschäfte, Geschäftsgeheimnisse etc. jederzeit entschlüsselt werden können. Das gilt ja nicht nur für die Kommunikation, sondern auch für verschlüsselte Datenträger. Daher wehren sich Aktivisten und Anbieter von Verschlüsselungslösungen gleichermaßen, dort irgend eine Backdoor einzubauen – so sehr die Forderungen der Strafverfolger in Einzelfällen (aktuell wird Kindesmissbrauch auf's Schild gehoben) auch sein mögen.


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Dieses asiatische Medium schreibt, dass sich der Aufruf an Facebook richte, die eine Backdoor in ihre Messenger einbauen sollen, um die Aufklärung von Kriminalfällen zu erleichtern. ZDnet hat diesen Artikel zum Thema publiziert und schreibt, dass es ähnliche Vorstöße in Europa gegeben habe, die aber nicht erfolgreich waren.


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6 Antworten zu Five Eyes, Indien und Japan fordert erneut Verschlüsselung mit Hintertüren

  1. DWE sagt:

    Das Thema ist ein zweischneidiges Schwert.
    Natürlich möchte wohl niemand rechtschaffenes, dass Kriminelle davon kommen, weil sie es geschafft haben Beweise so zu verschlüsseln, dass man nichts mehr nachweisen kann.
    Wenn aber erstmal eine Backdoor da ist, finden sich auch hier Wege diese zu kompromittieren.

  2. Mira Bellenbaum sagt:

    Ja nee is klar!
    Vergittert die Fenster, sichert die Türen,
    aber lasst die Hintertür offen.

  3. mw sagt:

    Vordergründig geht es um Kriminalität. In Wahrheit geht es um vollständige Kontrolle der menschen. Wie wurden denn in der Vergangenheit verbrechen aufgeklärt bei immer mehr steigenden Erfolgsraten? Die Aufklärung erfolgte trotz starker Verschlüsselung. Ich vermute mal dieselben Kreise wollen keinerlei Hintertüren in der militärischen verschlüsselung, obwohl ein Aufbrechen dem Frieden dienen würde. Es geht nur um Macht und Kontrolle. Wehrt Euch mit allen zulässigen Mitteln gegen die Versklavung.

  4. Dekre sagt:

    Mit der Real-Satire ging es mir auch so, als es heute bei Deutschlandfunk in den Nachrichten kam. Ich habe das nicht ganz verstanden. Die Geheimen bitten andere, es nicht zu geheim zu machen. Sie wissen sonst nicht mehr wie sie geheim arbeiten sollen und sie können nichts mehr lesen?

    Wir müssen nun den geheimen Diensten auch ein bisschen helfen. Der E-Mail-Verkehr mit Verwandten & Bekannten mit den Smartdingern und SMS etc = Wir setzten schon mal den BND etc alle auf cc. Dann können diese eine Auswertung zusammenstellen über:
    #Kochrezepte
    #Pflanzenpflege
    #Tierwohl
    #Schädlingsbekämpfung
    #Gesundheitsprobleme beim menschlichen Körper.

    Eine zweite Variante ist der Lesezirkel und Friseure können wieder beliefert werden. Da kann man doch auch die Geheimen mit aufnehmen:
    https://www.lesezirkel.de/

    Ach, wie sich die Zeiten ändern – Seit weniger Briefe verschickt werden, können die Leute einfach nicht mehr geheim und in Ruhe Briefe lesen. Planstellenabbau bei der Post.

  5. Macollon sagt:

    Und dabei macht die US-Regierung so einen Zinnober wegen Sicherheitsbedenken bei Huawei. Grundsätzlich sollte man keinen Netz-Ausrüster vollständig trauen, und am besten den ganzen Datenverkehr verschlüsseln. Was dann aber nur Sinn macht, wenn die Verschlüsselung selbst keine Hintertür hat.

  6. Thierry sagt:

    Entschuldigung, aber wirklich, wenn ich etwas streng geheimes mit Jemanden besprechen muss… gehe ich im Wald.

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