Breaking News: Microsoft verzichtet nach AI-Empfehlung auf ChatGPT in EU

[English]Microsofts Pläne, seine AI-Lösung Copilot weltweit mit seinen Produkten auszurollen, scheint am Ende des Tages nicht aufzugehen. Nachdem es in der EU extremen Gegenwind gab, hat Redmond meinen Informationen nach beschlossen, das Rollout von Microsoft Copilot auf unbestimmte Zeit zurückzustellen. Ich habe mal hinter den Kulissen geforscht und bin auf einen erstaunlichen Grund für diese Entscheidung gestoßen.

Bullshit-Bingo AI aka Copilot

Die Einführung von AI-Lösungen wie ChatGPT oder Copilot, wie das bei Microsoft heißt, ist für das Unternehme ja "absolut heißer Scheiß". Keine Microsoft Veranstaltung, kein Microsoft Marketing-Dokument in den USA, die/das ohne diese Buzzwords auskommen.

Was stört es da schon, dass das Zeugs auch nach vielen Monaten immer noch als Beta (vornehm als Preview getarnt) daher kommt und eigentlich nur so mit viel Wohlwollen halbwegs sinnvolle Antworten auf Englisch wiederkäut. Wer mal ChatGPT oder Copilot auf portugiesisch, französisch oder deutsch versucht hat, kommt schon ins Staunen. Von den Kollegen in Polen, Litauen, Finnland, unseren Schweizer-Deutschen oder oder weiteren slawischen Ländern höre ich ähnliches.

EU AI Act, EU DMA sei vor

Insgesamt können wir drei Kreuze machen, dass es in der europäischen Union den Digital Markets Act (DMA) gibt. Bereits im November 2023 hieß es von Microsoft, dass man das Rollout der eigenen AI-Lösungen wie Copilot für die europäische Union verzögern werde, weil noch eine Reihe Klärungen nach dem Digital Markets Act (DMA) anstünden. Ich hatte das beispielsweise im Blog-Beitrag Windows 11 23H2: Chaos beim Rollout; kein Copilot in Europa dank DMA schon mal aufgegriffen.

Inzwischen hat die EU noch den AI Act auf den Weg gebracht. Das "Das EU-Gesetz zur künstlichen Intelligenz" ist ein Vorschlag für eine europäische Verordnung über künstliche Intelligenz (KI) – die erste umfassende Verordnung über KI durch eine wichtige Regulierungsbehörde weltweit. Das Gesetz ordnet die Anwendungen von KI drei Risikokategorien zu.

• Erstens: Anwendungen und Systeme, die ein inakzeptables Risiko darstellen, wie z. B. staatlich betriebenes Social Scoring, wie es in China eingesetzt wird, verboten.
• Zweitens unterliegen Anwendungen mit hohem Risiko, wie z. B. ein Tool zum Scannen von Lebensläufen, das eine Rangfolge von Bewerbern erstellt, bestimmten besonderen rechtlichen Anforderungen.
• Anwendungen schließlich, die nicht ausdrücklich verboten oder als risikoreich eingestuft sind, bleiben weitgehend unreguliert.

Ich hatte es im Blog nicht thematisiert (keine Lust auf den Scheiß), aber die Redaktion von heise.de hat am 13. März 2024 in diesem Artikel berichtet, dass das EU-Parlament die Verordnung für Künstliche Intelligenz (AI Act) mit großer Mehrheit beschlossen habe. Jetzt geht das Ganze seinen Weg und wird auf absehbare Zeit zum Gesetz.

Macht Microsoft die Biege?

Die große Frage ist, was die US-Konzerne angesichts dieser Entwicklung in Europa machen. Sie müssen sich dem EU DMA und auch dem EU AI Act unterwerfen und erhebliche Anpassungen an ihren Produkten vornehmen.

Die Verzögerung bei Microsoft Copilot, man munkelt in Insiderkreisen, dass Microsoft Pläne heftig mit den Vorgaben aus Brüssel kollidieren, hat jetzt dazu geführt, dass Microsofts Chef Satya Nadella mehr oder weniger auf die Bremse getreten habe, wurde mir gesteckt. Copilot weltweit auf Teufel komm raus Ja, aber mit der Ausnahme EU.

Dort werde das Rollout auf absehbare Zeit ausgesetzt, hörte ich, wobei meine ungenannt bleiben wollenden Quellen die Einschätzung vertreten, dass Copilot wohl in der EU vermutlich nicht mehr komme. Bis die EU DMA- und EU AI Act-Klärungen final stünden, sei der Hype längst abgeklungen und Copilot vermutlich als deprecated abgekündigt.

Auf mein insistieren, ob man schon genauere Daten angeben könne, wollten meine Quellen sich aber nicht festlegen. Immerhin konnte ich eines in Erfahrung bringen – eine meiner Quellen musste plötzlich dringend zur Toilette und ich konnte auf seinem Schreibtisch eine von Microsoft Copilot gestützte Analyse in Form von PowerPoint-Folien erspähen. Es waren nur zwei Folien der Präsentation halbwegs sichtbar, eine war eine Art Zusammenfassung.

Microsoft Copilot zog dort den Schluss, dass die Einführung des AI-Modells in der EU zu große Risiken rechtlicher Art berge und zu viele Ressourcen binde. Daher solle Microsoft die Pläne zum EU-Rollout auf ewig auf Eis legen und die Ressourcen auf das Rollout in anderen Länder neu allokieren. Sprachen wie Tamil, Bengali, Kisuaheli und so weiter seien noch eine große Herausforderung, hätten aber eine wesentlich größere Bevölkerungsgruppe als die aussterbenden europäischen Länder.

Ergänzung: Ich hatte es vergessen – in den USA hat sich Microsoft auch eine fette Klatsche geholt, die IT-Verantwortlichen den US-Kongresses haben den Einsatz von Microsoft Copilot schlicht verboten – siehe meinen Artikel US-Kongress verbietet Mitarbeitern Microsoft AI-Lösung Copilot).

Weitere mögliche Korrekturen?

Ach ja: So ganz unten lag dann noch eine Folie, wo ich mehrfach den Namen Satya Nadella las. Es war vieles verdeckt, nur der Titel "Who is the right CEO for Microsoft's Future?" war gut lesbar. Es war auch noch ein Abschnitt erkennbar, dessen erspähte Fragmente (ich musste über Kopf lesen) ich so interpretiere, dass der aktuelle CEO unbestreitbare Verdienste für Microsoft errungen habe.

Aber am Ende gab es einen Satz: "Microsoft HR should start a search for a new …", der leider auf einer Folgeseite weiter ging. Diese konnte ich aber nicht lesen, weil meine Quelle vom Klo zurück kam. Ich denke aber, die drei Pünktchen könnten durch CEO ersetzt werden – denn Herr Nadella sitzt jetzt bereits 10 Jahre auf dem Stuhl. Selbst Steve Ballmer saß ja nur 14 Jahre auf dem Chefsessel und er gehörte zu den Buddies von Bill Gates, die dieses Microsoft aufgebaut haben.