Heute ist ja Muttertag – der Tag, an dem die Kinder bei Mutter einfallen – oder auch nicht. Aus diesem Anlass ein paar Gedanken, Informationen und Skurrilitäten rund um den Muttertag.
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Der Tag zu Ehren der Mütter wurde wohl in den USA so 1914 eingeführt und hat sich dann international verbreitet. In Deutschland führte der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber den Muttertag 1922/23 als Tag der Blumenwünsche ein. Muttertag ist immer der zweite Sonntag im Mai – weitere Informationen finden sich bei Wikipedia.
Die Kommerzialisierung des Muttertags – den Blumengeschäften sei es gegönnt – treibt dann durchaus seltsame Blüten. Den Kindern wird das "schlechte Gewissen" eingeredet, so dass zu Muttertag ein Besuch als "Pflicht" erscheint.
Muttertag: und die Familie fällt ein …
Also fallen landauf und landab die Kinder mit Familie bei den Müttern zum Muttertags-Besuch oder –Kaffee ein. Und die Mütter dürfen vorher putzen, backen, kochen und schuften, um dieses "Event" würdig zu begehen und den Strauß Blumen in Empfang zu nehmen. Danach ist dann wieder ein Jahr Ruhe – gut, Weihnachten und Ostern finden auch jedes Jahr statt.
Führt dazu, dass so manche Mutter, berechtigt, streikt, und der verdutzten Familie erklärt, dass ihr so nur gar nichts an diesem Muttertags-Event liegt. In meiner Familie ist der "Muttertag" eigentlich nie zelebriert worden. Mein Frau meinte die Tage: War das immer schrecklich – da mussten die Kinder im Kindergarten irgend etwas zu Muttertag basteln – geh mir bloß weg.
Selbstverständlich sind meine Gedanken an diesem Tag bei meiner (leider zu Weihnachten 2015 verstorbenen) Mutter. Am 8. Mai 1955 hatte sie ihren besonderen Muttertag, wurde da doch ihr erstes Kind geboren. Allerdings haben wir nicht sehr häufig Muttertag feiern können. Erstens war Mutter nicht so für "mal einen Strauß Blumen und dann nichts mehr bis zum nächsten Jahr hören". Zudem führten mich meine beruflichen Wege zu weit weg, als dass mal eben Muttertags-Besuche zum Kaffee möglich waren.
Einfach mal anrufen …
Aber es gehörte eigentlich zum Sonntag – nicht nur am Muttertag – dass wir in der Familie mit den Müttern und Schwiegermüttern telefonierten. In der Studentenzeit war es der Münzfernsprecher der Post, der mit zwei Markstücken gefüttert wurde, um mehrere Minuten mit Mutter zu sprechen. Später war es das Festnetztelefon …
… heute nutzen modernere Mütter oder Kinder auch schon mal Skype oder WhatsApp, um die Kommunikation mit Mutter aufrecht zu erhalten. Das ist übrigens nicht auf die Generation 40+ begrenzt – auch in meiner Generation 60+ sind Skype und WhatsApp häufig im Einsatz – wie ich beim Schreiben meiner Seniorentitel zu Computertechnik feststellen konnte.
Moderne Kids ticken noch anders …
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Und nun zum Punkt, warum der Beitrag entstanden ist. Vor ein paar Tagen habe ich eine Presseinformation auf den Schreibtisch bekommen, die mich dann doch stutzen ließ. Unter dem Titel Ciao Mama ab Muttertag im App Store wird eine neue App vorgestellt – auf so was fliegen die Kids ja.
Eine Gruppe junger Berliner Studenten der Technischen Universität und der Universität der Künste haben die App Ciao Mama entwickelt. Das Konzept der App ist relativ einfach, so die Studenten: Ciao Mama übernimmt für dich die Konversation mit deiner Mama. In regelmäßigen Abständen schickt sie deiner Mutter automatisierte Updates über deinen Alltag, ohne dass du etwas dafür tun musst. So hat deine Mama immer das Gefühl mit dir in Kontakt zu sein und du kannst endlich aufhören, dich schuldig zu fühlen.
Peng, da schließt sich der Kreis! Schuldig fühlen, also lassen wir eine App mit Mutter kommunizieren – so quasi eine Sockenpuppe als Alibi? Kann ich kaum glauben, dass dies der Wunsch der Mütter ist und dann die Masse der Kinder auf so was steht. Aber möglicherweise bin ich aus der Zeit gefallen – was meinen Sie?
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