Wenn horizontales Erdbohren schief geht …

Horizontales Bohren wird teilweise bei der Verlegung von Rohren oder Kabeln im Erdreich angewandt. Man kann Straßen unterqueren, ohne diese aufgraben zu müssen. Es gibt dazu spezielle Bohrer oder Sonden, die das Erdreich verdrängen und einen dünnen horizontalen Kanal für die Kabel oder Rohre schaffen. So weit, so gut.


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Allerdings sollte das Unternehmen, welches diese Bohrungen durchführt, wissen, was es tut. Wenn eine Bohrsonde unterirdisch auf ein anderes Kabel, eine Erdgasleitung oder Versorgungsrohr trifft, wird dieses beschädigt. In folgendem Video sieht man, wie eine solche unbeaufsichtigte Horizontalbohrung wohl gänzlich in die Hose geht.

(Quelle: YouTube)

Im ersten Augenblick habe ich das obige Video nicht verstanden, und dachte, dass da eine Spezialvorrichtung aus der Motorhaube des Autos den Bohrmeißel antreibt. Auch hielt ich das Ganze für eine Fälschung, weil man beim Videoschwenk nur eine Straße sieht, auf dem kein Antrieb für den Bohrer zu sehen ist. Nur ganz weit im Hintergrund sieht man einen Bauzaun und einen Rohbau …

Das zweite Video filmt das Ganze aus einer anderen Perspektive, und dass Missgeschick wird klarer. Der Horizontalbohrer wurde wohl von einem Stein im Erdreich abgelenkt, so dass er sich nach oben bewegte. Zuerst scheint der Asphalt der Straße den Bohrer noch etwas in 'Lage' gehalten zu haben. Aber bereits am Grünstreifen, der den Fußgängerweg von der Straße trennt, sieht man eine Aufwerfung des Rasens. Dann lenkt der Asphalt/Beton des Fußgängerwegs den Bohrkopf wieder in die Waagerechte, so dass er an der Böschung des Parkplatzes waagerecht austritt.

(Quelle: YouTube)

Doof, dass dort ein SUV auf dem Parkplatz abgestellt war. Der auf Autopilot laufende Bohrer dreht einfach weiter und bohrt sich dann in die Kühlerhaube des Autos.

Alles Fake, oder was?

Mein erster Gedanke: Das Ganze ist irgendwo doch gestellt. Denn stutzig macht, dass das Nummernschild des Wagens nur noch an einer  Schraube hängt und die Front des Autos ziemlich schmutzig ist. Aber der Aufwand wäre für diese Szene doch recht hoch, einen solchen Erdbohrer hat man nicht an jeder Ecke herumliegen. Es könnte eine Videomontage sein. Dagegen spricht, dass der Videoclip Nummer 1 nur gut 40.000 Abrufe auf Youtube hat, während der zweite Clip knapp über 25.000 Abrufe kommt. Ich habe noch einen weitere Clip gefunden, alle aus unterschiedlichen Perspektiven. Da wäre für eine Videomontage bei diesen geringen Abrufzahlen zu viel Aufwand.


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Ich habe noch etwas im Internet gesucht. Das Ganze ist in diesem englischsprachigen Beitrag kurz beschrieben. Bei einer Google-Suche nach 'Horizontal+Directional+Drilling+ to+the+Xplorer+Number+One' findet man auch eine Seite mit folgendem Foto aus einer Vogelperspektive, die früher aufgenommen worden sein muss – denn der Rohbau, der im Video zu sehen ist, fehlt da noch, es gibt nur eine Baugrube.

Vogelperspektive der Baustelle

Die roten Striche zeigen den Verlauf der Horizontalbohrung an. Das Ganze sieht recht plausibel aus. Der Text zum Bild (steht auch unter diesem Video) sagt, dass Bohrwagen in Barranquilla, Atlántico, in Buenavista bei Cra. 52 gebohrt hat. Barranquilla ist die Hauptstadt und eine Gemeinde (municipio) des Departamentos Atlántico in Kolumbien und viertgrößte Stadt des Landes. Und hier gibt es das Video in längerer Fassung, wo noch eine etwas andere Perspektive gefilmt wird. Dort sieht man, wie der Bohrer wieder zurückgezogen wird. Das Ganze scheint bereits im Sommer 2017 passiert zu sein, wie ich dann durch weitere Recherchen diesem spanischen Zeitungsartikel entnehmen konnte. Damit wäre das also auch geklärt.


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