Die Tage schlug die Nachricht in den Medien und bei Hi-Fi-Enthusiasten wie eine Bombe ein. Der Hersteller Onkyo muss Konkurs anmelden und wird in der gegenwärtigen Form als Unternehmen verschwinden. Hi-Fi-Kenner werden Onkyo als Hersteller von Geräten aus diesem Bereich kennen. War es das jetzt mit Onkyo-Fi-Fi- und Heimkino-Geräten? Ein (auch persönlicher) Rückblick.
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Onkyo, das war doch was …
Onkyo, bei diesem Namen klingelte sofort etwas bei mir im Hinterkopf – aber ich zermarterte mir das Gehirn, wieso ich betroffen sei. Seit ca. 1977 – da hatte ich mir als Student den Kaufpreis für eine Stereo-Anlage als Turm erarbeitet und erspart: Ein Thorens-Plattenspieler, ergänzt durch je eine Fisher-Radio-Einheit, -Verstärker und -Kassettendeck. Thorens und Fisher waren klingende Namen im Hi-Fi-Bereich (wobei Fisher bereits 1975 durch Sanyo übernommen wurde – die haben nur den Markennamen auf die Geräte gedruckt). Gut, der Großteil der Funktionen meines Hi-Fi-Turms ist inzwischen defekt und ich nutze eher ein Smartphone mit Kopfhörer, um Musik oder Radio zu hören. Trotzdem bekomme ich bei Namen mit Fisher, Onkyo oder Thorens noch glänzende Augen.
Steroanlage
Aber halt, wie kommt Onkyo in meinen Hinterkopf – am Hi-Fi-Turm ist nix von Onkyo verbaut. Und wieso klingelte dauern "das hast Du doch auch" in meinem Hinterkopf? Nachdem ich mir einigen Minuten die Ohren zermartert hatte (oder war es das Hirn), fiel es mir plötzlich wie Schuppen aus den Haaren: Deine Hi-Fi-Lautsprecher – die dicken Boxen, die (zum Leidwesen meiner Frau) im Wohnzimmer stehen – und als Zeitungsablage dienen – sind von Onkyo.
Onkyo-Lautsprecherbox
Ein "Vermögen" ausgegeben
Bei mir kam Onkyo ins Spiel, weil ich damals als Student in ein Hi-Fi-Studio in Aachen stiefelte und mir einen Hi-Fi-Turm mit Lautsprechern zusammenstellen ließ. Ich hatte ein Budget von ca. 1.500 DM, welches ich mir erspart und erarbeitet hatte – damals für mich als Student viel Geld – auch wenn mir klar war, dass man für Hi-Fi-Technik und Lautsprecherboxen auch 20.000 oder 40.000 DM ausgeben konnte. Aber diese Beträge waren damals nicht drin – für die Wohnung zahlte ich gerade 150 DM Monatsmiete und Bafög lag bei erinnerungsmäßig 570 DM pro Monat. Und so waren die 1.500 DM gleich drei Bafög-Monate – oder 10 Monatsmieten.
Als Elektriker konnte ich mir erinnerungsmäßig 10 oder 15 DM pro Stunde als Student dazu verdienen. Und so habe ich im Studium an Wochenenden Elektoinstallationen in Reinigungen installiert, Abgasturbinengehäuse und Kühltürme geschweißt und 6 Wochen in den Semesterferien für eine Elektrofirma die Elektroinstallation in einer Berufsschule erneuert. Am Ende vieler Aktivitäten waren 1.500 DM persönliches Budget für den Wunsch nach einer Stereoanlage vorhanden – der Rest ging als Ausgaben für den Lebensunterhalt meiner Frau und meiner Wenigkeit drauf.
Aber ich wollte eine bessere Stereo-Anlage, nix kompaktes für 200 – 300 DM. Mit Fisher-AV- und Radio-Komponenten hatte ich schon geliebäugelt. Der Verkäufer meinte dann: Nehmen Sie den Thorens-Plattenspieler mit Riemenantrieb dazu – da haben sie was gehobenes. Und als es um die Lautsprecherboxen ging, hieß es "hören Sie mal in die Onkyo-Boxen rein – ich lasse sie im Vergleich zu weiteren Modellen mal bespielen". Und so wurden es Onkyo-Lautsprecherboxen.
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Der Hi-Fi-Turm steht seit dem Kauf bei mir im Wohnzimmer. Der Kassettenrecorder ist nicht mehr wirklich brauchbar, denn so ab 1984 war es die Lieblingsbeschäftigung des kleinen Sohnes, die vielen tollen Knöpfe an diesem Teil zu drücken. Hielt die Mechanik nicht lange durch. Ok, inzwischen sind Lang-, Mittel- und Kurzwellensender abgestellt – es gibt nur noch UKW-Empfang. Und einzelnen Verstärkerkreise haben wohl – ich tippe auf kaputte Kondensatoren – den Geist aufgegeben. Aber noch konnte ich mich nicht aufraffen, mal selbst in die Geräte reinzuschauen oder zu prüfen, ob es noch Elektroniker gibt, die das Gerät reparieren können. Zudem bin ich ja schon etwas älter, höre also nicht mehr wie in Jugendjahren und würde die Hi-Fi-Qualität der Lautsprecher nicht mehr würdigen können.
Dem Rat meiner Frau "wirf den Klump auf den Sperrmüll" mag ich auch nicht folgen – zu viel Nostalgie und Erinnerungen hängen an dem schwer erarbeiteten und ersparten Teil – und die LPs aus dieser Zeit stehen ja auch noch im unteren Fach dieses Turms.
Wer war/ist Onkyo?
Die Onkyo Corporation ist ein Hersteller von Unterhaltungselektronik mit Sitz in Osaka (Japan). 1946 von Osaka Denki als Osaka Denki Onkyo K.K. gegründet, stellte man zunächst Tonarmen für Plattenspieler her. Später kamen dann auch Stereoanlagen die Produktpalette. Laut Wikipedia war Onkyo neben Denon, Pioneer, Panasonic, Samsung, Sony und Yamaha einer der größten Hersteller von Unterhaltungs- sowie Audio-Elektronik.
Im November 2020 musste das Unternehmen dann Insolvenz anmelden, wie man auf Wikipedia nachlesen kann. Der Hersteller zog sich aus dem Markt zurück, da er keine Geräte mehr herstellen konnte. Im August 2021 scheint Onkyo von der Börse genommen worden zu sein. Bereits im März 2022 meldeten zwei Onkyo Tochtergesellschaften, die sich mit der Herstellung von Originalgeräten (z. B. der Montage von Lautsprechern für andere Marken) und dem Vertrieb von Audiogeräten befassten, bereits freiwillig Konkurs an.
Im September 2021 verkaufte das Unternehmen sein Kerngeschäft mit Heim-Audiogeräten an Sharp und das US-Unternehmen Voxx International sowie sein Geschäft mit Ohr- und Kopfhörern an einen Investmentfonds. Am 16. Mai 2022 ging dann die Meldung durch die Medien, dass Onkyo in Osaka Konkurs angemeldet habe. Quelle ist dieser Artikel im japanischen Wirtschaftsmagazin Nikkei Asia. Die Schulden des Unternehmens beliefen sich auf 24 Millionen US-Dollar (ca. 23 Millionen Euro) und ließen sich während des Insolvenzverfahrens wohl nicht mehr abbauen. Der Konkurs des Unternehmens und dessen Abwicklung ist wohl die logische Konsequenz.
Es wird erwartet, dass ein Joint Venture zwischen Sharp und Voxx die Marke Onkyo weiter nutzen wird. Das Ende einer Legende im Hi-Fi-Bereich, denn die Produkte unter der Marke Onkyo sind dann Entwicklungen von Sharp und Voxx.
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