Besitzer eines Girokontos bekommen turnusmäßig immer mal wieder neue Girokarten. Ab Juli 2023 entfällt bei neu ausgegebenen Girokarten die bisherige Maestro-Funktion, die sicherstellte, dass man mit der Karte im Ausland Geld abheben und bezahlen konnte.
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Wenn die Banken etwas können, dass ist es "Sachen verkacken". Die Pirouetten, die manchen Kunden beim Online-Banking abverlangt werden, würden Bücher füllen.
Debitkarten ab Juli 2023 ohne Maestro
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit rollt aber ein anderes Problem auf deutsche Bankkunden zu. Bisher waren die Girokarten, die die Banken an ihre Kunden ausgaben, mit dem Maestro-Symbol (roter und blauer Kreis) ausgestattet. Das stellte sicher, dass diese Girokarten auch im europäischen Ausland an Bankautomaten zum Geldabheben und weitgehend auch in Restaurants sowie in Geschäften zum Bezahlen funktionierten.
Ab Juli 2023 ist damit Schluss, wer noch eine alte Girokarte besitzt, für den ändert sich erst einmal nichts. Wer aber von seiner Bank eine neue Girokarte bekommt, verliert ab Juli 2023 die Maestro-Funktion. Der Hintergrund des Ganzen: Der US-Anbieter Mastercard, der hinter dem Maestro-Zahlungssystem steht, hat die Zusammenarbeit mit deutschen Banken und Sparkassen gekündigt.
Die Kunden bekommen daher ab dem genannten Stichtag nur noch die Girofunktion auf der neuen Debitkarte. Mit dieser Karte lässt sich aber weder im Ausland Geld an Automaten ziehen noch in Geschäften oder Restaurants bezahlen.
Je nach Bank sieht die Lösung für dieses Dilemma unterschiedlich aus. Kunden der Sparkasse bekommen, je nach Institut, eine Girocard, die zusätzlich Mastercard oder eine Visa Debitkarte als zusätzliches zweites Zahlverfahren bietet.
Thomas Rienecker, Pressesprecher der Sparkassen-Finanzgruppe, sagt dazu: "Mit dem Aus von Maestro rückt – je nach Sparkasse – entweder eine Debit Mastercard oder eine Visa Debitkarte als zusätzliches zweites Zahlverfahren auf die girocard. Die Karte bleibt also im Ausland vollständig einsetzbar."
Die Banken werben damit, dass dieses Zahlungssystem an mehr Stellen als die bisherigen Girokarten und für Onlinekäufe einsetzbar seien. Allerdings werden die Girokarte als Debitkarten eingesetzt, d.h. Umsätze werden direkt abgebucht (bei einer Kreditkarte erfolgt die Abbuchung monatlich) und Kreditrahmen gibt es so auch nicht, wie RND in diesem Artikel schreibt.
Ärger mit der Debitkarte
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Die Verbraucherzentrale Hamburg hat kürzlich diesen Artikel veröffentlicht, und das Auslaufmodell der kostenlosen Girokarte (oft auch als EC-Karte bezeichnet) aufgegriffen. Laut Verbraucherzentrale verlangen immer mehr Banken und Sparkassen verlangen von ihren Kundinnen und Kunden Gebühren für die Girokarte (vormals EC-Karte). Alternativ setzen vor allem Direktbanken auf eine (in der Regel kostenfreie) sogenannte Debitkarte.
Girokarten und Debitkarten sind ein und dasselbe. Aber mit den neuen Debitkarte ohne die Maestro-Funktion gibt es immer wieder Probleme mit dem Zahlungsmittel. Entgegen der Werbung der Banken, dass die neuen Debitkarten weltweit einsetzbar seien, da sie von den meisten Händlern akzeptiert würden, selbst fürs mobile Bezahlen, hat die Verbraucherzentrale Hamburg andere Erfahrungen gemacht.
Viele Händler akzeptieren die Debitkarte nämlich nicht, schreibt die Verbraucherzentral, weil deren Service Provider (das ist der Dienstleister des Händlers, über den dieser seine Zahlungen abwickelt) hohe Gebühren für damit getätigte Zahlungen verlangt. Das gilt auch für den Online-Handel.
Nur wenn Banken Kreditkarten (von Visa oder Mastercard) ausgeben, können Kunden in Online-Shops und Läden zahlen (nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern der Erde) oder rund um den Globus Geld am Automaten abheben, schreibt die Verbraucherzentral. Deswegen sind die Karten so beliebt, aber die Banken verlangen in der Regel dafür Gebühren. Umsätze der Kreditkarte werden dabei einmal im Monat per Lastschrift vom Girokonto eingezogen.
Die Verbraucherzentrale klärt auch über die unterschiedlichen Belastungsvarianten der Kreditkarten auf und gibt am Ende den Ratschlag: Bargeld ist unkompliziert und wird nahezu überall akzeptiert. Wer Sie unabhängig von Debit- oder anderen Karten sein will, sollte also immer etwas Bargeld in der Tasche haben. Dann ist man auch dort zahlungsfähig, wo die Karte nicht akzeptiert wird. Und es fallen auch keine keine überraschenden Gebühren fürs Bezahlen an.
Mich erinnert das Ganze an das vorherige Jahrtausend, als ich im Jahr 1990 beruflich immer mal kurzzeitig in Japan weilte. Dort bin ich auch mit 3000 DM in der japanischen Währung Yen in der Tasche herumgelaufen, weil das Reisebüro meines Arbeitgebers nicht sicher war, ob die Traveller Schecks der Fuji-Bank dort akzeptiert werden. Wurden sie teilweise nicht und ich musste mit einem Kollegen in Tokyo seinerzeit viele Banken abklappern, um die Traveller Schecks zu Bargeld zu machen und mein Hotel zahlen zu können. Schöne neue Bankenwelt, Anno 2023. Und 2027 verlieren die letzten Girokarten mit den Maestro-Ringen ihre Gültigkeit …
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