Die Texte des alten Testaments bilden ja die Basis für die Religionen der Juden, der Christen und des Islam. Da geht es von "Adam und Eva" bis zu den jüngeren Propheten – was den Schluss nahe legen könnte, dass die Texte viele tausend Jahre vor Christi Geburt verfasst wurden.
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Jetzt gibt es Hinweise, dass die Entstehungszeit biblischer Texte wohl in die Zeit 600 vor Christus zu datieren sein könnte. In dieser Zeitperiode war Papyrus zwar bekannt aber in Judäa eher Mangelware. Geschriebenes wurde auf teures Pergament (gegerbte Tierhäute) oder (Notizen von Händlern, Aufgaben von Schülern etc.) auf billigen Tonscherben (Ostraka) notiert. Diese Tonscherben ermöglichen Archäologen einen Einblick in den Alltag der jeweiligen Zeit (auch außerhalb der Schreibstuben).
Israelische Forscher der Universität von Tel Aviv haben sich nun beschriftete Tonscherben angesehen, die aus der Garnisonsstadt Tel Arad in der Negev-Wüste an der Grenze zur Judäischen Wüste gefunden wurden. Erste Erkenntnis: Offenbar konnten viele Bewohner des Königreichs Juda bereits 600 vor Christus lesen und schreiben. Zweites Ergebnis: Diese Tonscherben ermöglichen Erkenntnisse in die Entstehung biblischer Texte (englischsprachiges Excert). Denn dieser Zeitpunkt markiert das baldige Ende des Judäischen Königreichs. Der Fall von Jerusalem durch den baylonischen König Nebukadnezar II. und die Zerstörung des Tempel Salomos mit der Bundeslade endete mit dem 60 jährigen babylonischen Exil der jüdischen Oberschicht. Damit ging auch die breite Alphabetisierung der Juden zu Ende. Die Forscher folgern dann auch, dass die Entstehung der Schriften wie das 5. Buch Mose sei in dieser Zeitperiode gut vorstellbar. Wer sich für das Thema interessiert, findet in diesem deutschsprachigen Spiegel Online-Artikel eine ganz lesenswerte Abhandlung des Sachverhalts.
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