Sicherlich kennt es der eine oder andere meiner Blog-Leser/innen: Es ist Wochenende oder Feiertag und plötzlich braucht man ein Medikament. Aber welche Apotheke hat Notdienst? Oder die Praxis hat zu und man braucht, wegen einer plötzlichen Erkrankung einen Arzt.
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Ich stand kürzlich vor dieser misslichen Situation. Für eine ältere Familienangehörige wurde plötzlich ein Arzt benötigt. Das Problem war nicht so groß, dass ein Rettungswagen gerufen werden musste. Aber es wurde ein ärztlicher Rat gebraucht – und im Verlauf der telefonischen Konsultation ein Medikament verschrieben. Dann musste ich das Rezept abholen und das Medikament bei einer Apotheke besorgen, die am Wochenende Notdienst hat.
Das Rezept für das Medikament hatte ich mir über den ärztlichen Notdienst des nächsten Kreiskrankenhauses ausstellen lassen. Während an meinem Wohnort die Versorgung mit Apotheken noch recht gut war, hielt ich mich im Niemandsland in der Eifel (Rheinland-Pfalz) auf. Da gibt es Dörfer (wie Binsfeld), wo die örtliche Filiale der Sparkasse geschlossen und auch der Geldautomat entfernt wurde. Da müssen ältere Leute per Bus in die 20 km entfernte Kreisstadt Wittlich fahren, um ein wenig Bargeld abzuheben. Statt eines Rettungswagens kommt oft der Rettungshubschrauber.
Waren ein paar aufregende Stunden, in denen meine Frau und meine Wenigkeit einiges gelernt haben (einmal ist immer das erste Mal, wo so etwas auftritt). Ich fasse die Informationen hier einfach mal kurz zusammen. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen Blog-Leser/in weiter.
Wie erfahre ich, wo der ärztliche Notdienst ist?
Die erste Frage war, wo der nächste der ärztliche Notdienst ist. Die 112 Notruf-Nummer ist nur für Rettungseinsätze (z.B. bei Verdacht auf Herzinfarkt, Schlaganfall oder Unfall) vorgesehen. Für eine Arztkonsultation ist das keine Lösung.
Im Zweifelsfall kann man trotzdem die 112 anrufen und dort die Rettungsleitstelle durch Schilderung der Umstände entscheiden lassen, ob ein Rettungswagen kommt oder der ärztliche Notdienst zuständig ist. Wir haben dagegen jetzt zwei Mal den umgekehrten Fall genutzt und den ärztlichen Notdienst aktiviert, der in einem Fall durch einen Arzt die Überstellung in ein Krankenhaus (natürlich am Wochenende) veranlasste.
Zurück zur Frage, wie man heraus bekommt, wo der ärztliche Notdienst zu finden ist. Oft sind diese Angaben in den Mitteilungsblättern der Gemeinden aufgedruckt. Aber es gibt eine einfachere Lösung. Auf dieser KBV-Seite ist es schön erklärt:
Wenn Sie außerhalb der Sprechzeiten dringend ärztliche Hilfe benötigen, wählen Sie die 116117. Egal, wo Sie sich in Deutschland befinden.
Der Anruf wird an den für den Wohnort zuständigen Bereitschaftsdienst weitergeleitet. Dazu sollte man aber folgende Daten zur Hand haben – damit die Telefonoperatoren einen entsprechend weiter verbinden können.
- die Adressdaten (Postleitzahl, Wohnort und Straße)
- die Daten der Person (Name, Geburtsort)
- die Versichertendaten (Name der Krankenkasse sowie deren Kassennummer, Versicherungsnummer), stehen auf der Krankenkassenkarte
An Hand dieser Angaben wird man dann von der Leitstelle zur örtlichen Bereitschaftsdienstzentrale weiter verbunden. Dort erhält man entweder weitere Informationen oder ein Arzt ruft zurück. Man erhält so unkompliziert die benötigte ärztliche Hilfe (hat bei uns auch Nachts geklappt). Der ärztliche Bereitschaftsdienst versorgt sowohl Kassen- als auch Privatpatienten.
Tipp: Da es bei einem solchen Notfall meist 'drunter und drüber geht' empfiehlt es sich, die wichtigsten Angaben vorsorglich auf einem Blatt griffbereit notiert zu haben. Quasi aus gegebenem Anlass haben wir auf dem Computer jetzt einen Notrufplan erstellt. Dort sind die obigen Patientendaten, die Notrufnummer für den Bereitschaftsdienst sowie die Nummern des Apothekennotdiensts notiert. Die Namen der Hausärzte mit Kontaktdaten sowie die Daten der wichtigsten Angehörigen stehen ebenfalls auf dem Plan (DIN A4-Seite doppelseitig). Wir haben das Ganze laminiert und neben das Telefon gehängt. Man kann aber auch eine Klarsichthülle verwenden. Das hilft, in solchen Notfällen einen klaren Kopf zu behalten – und man hat alle Daten griffbereit.
Wo finde ich den Apothekennotdienst?
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Nachdem mir der ärztliche Notdienst das Rezept im nächsten Kreiskrankenhause ausstellen ließ, war die Frage: Wo bekomme ich das Medikament. Im örtlichen Mitteilungsblatt der Gemeinde war nichts zu finden. Dort gab es lediglich die Telefonnummer des Apothekennotdiensts.
Telefon Festnetz (0,14 €/Min.): 01080 – 5 – 258825 – dann Postleitzahl
Mobilfunknetz (max. 0,42 €/Min.): 0180 – 5 – 258825 – dann Postleitzahl
Man kann auch nur die Hauptnummer, ohne Postleitzahl, wählen. Dann wird man in einer Sprachansage aufgefordert, die Postleitzahl über die Tasten des Telefons einzugeben. Anschließend werden die Daten der diensthabenden Apotheken mehrfach per Bandansage durchgegeben – man kann diese also notieren. Falls es zu schnell geht, wartet man, bis das Ganze wiederholt wird.
Mein größtes Problem im aktuelle Fall war, dass das vorhandene Festnetz-Telefon zwar eine Zifferntastatur hat, aber die Postleitzahl nicht akzeptiert wurde. Ich habe dann ein zweites Telefon erfolgreich verwenden können. Tücken der Technik.
Auch die nachfolgend genannte Websuche klappte auf meinem Smartphone nicht wirklich (ich hatte auf die Schnelle eine andere Suchseite aus Rheinland-Pfalz gefunden, die mir keine Ergebnisse zeigte.
Mein Tipp: Probieren Sie im Vorfeld einfach einmal aus, ob die Telefonanfrage oder die Websuche im häuslichen Umfeld funktioniert.
Wer über Internet verfügt, dem empfehle ich diese Webseite der Apotheken Umschau. In einem Formular gibt man den Wohnort ein und bekommt über die Suchfunktion die diensthabenden Apotheken angezeigt. Auf meinem Smartphone habe ich das aber
Im konkreten Fall bekam ich zwar drei Apotheken angezeigt bzw. mitgeteilt, die Notdienst hatten. Als ich die erste Apotheke in der Kreisstadt ansteuerte, teilte mir der Apotheker mit, dass er das Medikament nicht habe. Wer sonst Notdienst habe, konnte (oder wollte) er mir nicht sagen. Glücklicherweise hatte ich mir alle drei Apotheken mit Notdienst im Umkreis von 50 km mit ihren Telefonnummern notiert. Also auch die beiden anderen Apotheken abtelefoniert und erfahren: Auch dort ist das Medikament nicht vorrätig.
Im konkreten Fall konnten wir die Situation bis zum nächsten Werktag überbrücken. In der örtlichen Apotheke haben wir dann erfahren, dass die Kollegen vom Notdienst eigentlich ein Ersatzmedikament hätten ausgeben müssen. Dort schüttelte man nur den Kopf über das Verhalten der Kollegen.
Tipp: Notieren Sie sich (vor Abfahrt) die Telefonnummern der diensthabenden Apotheken, falls Sie ein Rezept beim ärztlichen Notdienst abholen müssen. Dann können Sie sofort die Apotheken abtelefonieren. Ist das Medikament nicht vorrätig, fragen Sie nach einem Ersatzmedikament. Das erspart ihnen ggf. eine erfolglose lange Anfahrt.
Abschließende Bemerkung: Stellenweise empfinde ich die oben geschilderte Situation, speziell in ländlichen Gebieten, als Servicewüste Deutschland. Andererseits muss ich feststellen, dass es trotzdem noch eine ganz gute notärztliche Versorgung gibt. Man muss nur die erforderlichen Informationen haben und bei Arztterminen (wenn der Facharzt einen Termin 'in 3 Jahren' anbietet) ggf. auch den Hausarzt oder die Krankenkasse in die Terminvereinbarung einbinden.
Ich hoffe, die Tipps helfen weiter – und vor allem: Fertigen Sie sich einen Notfallplan mit allen benötigten Angaben an – das hilft im Fall der Fälle. Uns hat die Situation beim ersten Mal 'kalt erwischt', so dass sich plötzlich viele Klippen auftaten. Nachdem wir den Notfallplan erstellt hatten, war es später recht einfach, Notdienst oder Apothekennotdienst herauszufinden. Abschließend: Ich drücke die Daumen, dass Sie niemals diese Informationen benötigen.
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Vielen Dank für die hilfreichen Tipps,die ich gerade mit Erfolg getestet habe.
Ergänzung: Anruf aus dem Festnetz oder vom Handy
Bei der Suche nach der nächsten Notdienstapotheke hilft eine bundesweit einheitliche Telefonnummer. Sie lautet für Anrufe aus dem Festnetz 0800/00 22 833 und ist kostenlos.
Für Handys ist in allen Funknetzen die Telefonnummer 22833 ohne Vorwahl erreichbar. Der Anruf kostet allerdings 69 Cent pro Minute.
Im Internet ist die Suche unter http://www.aponet.de möglich. Ansonsten stehen die Notdienste auch an den Schaufenstern der Apotheken.
Danke für die hilfreiche Ergänzung!