Die Bundesnetzagentur hat ihren Jahresbericht 2020 vorgelegt (siehe Pressemitteilung). Dieser Jahresbericht umfasst viele Themen, vom Nutzungsverhalten in der Corona-Pandemie über nachgefragte Bandbreiten beim Internet bis hin zum Netzausbau. Ein Abschnitt befasst sich auch mit dem Thema unerlaubte Werbeanrufe, da die Bundesnetzagentur für Verbraucherbeschwerden zuständig ist.
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Ich denke, jeder Blog-Leser und jede Blog-Leserin kennt das. Das Telefon klingelt und beim Abheben meldet sich a) eine Computerstimme, die einen sagenhaften Gewinn verspricht, b) ein vorgeblicher Handwerksdienstleister, dessen Mitarbeiter zufällig die Tage gerade in der Straße sind und was für den Hausbesitzer tun könnten, bis c) zu den Umfrageinstituten, die irgend einen Scheiß wissen wollen.
Allen diesen Anrufen ist gemeinsam, dass sie nerven, oft nichts nutzen bzw. sogar Fallen darstellen und letztendlich auch unzulässig sind. Denn ohne Geschäftsverbindung und Einwilligung sind solche Telefonanrufe unzulässig. Die Bundesnetzagentur betreibt diese Webseite, auf der Verbraucher Beschwerden gegen solche Anrufer einreichen können – was ich auch oft wahrnehme. Die Behörde geht sogar gegen penetrante Firmen mit Bußgeldern und Abschalten von Telefonnummern etc. vor.
Die Masche mit unerlaubte Werbeanrufe nimmt zu
Auch dem Jahresbericht lässt sich herauslesen, dass das Problem unerlaubte Werbeanrufe – auch weil die Politik der Bundesnetzagentur "Fußfesseln" angelegt hat – zunimmt.
- Im Jahr 2020 ist die Zahl der bei der Bundesnetzagentur eingegangen Beschwerden über unerlaubte Werbeanrufe deutlich gestiegen. Sie erreichte den Höchstwert von über 63.000.
- Bis Ende April 2021 ist mit rund 30.000 Beschwerden ein weiterer deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Besonders häufig betreffen diese Beschwerden Werbeanrufe zu Versicherungs- und Finanzprodukten sowie zur Energieversorgung. Im Jahr 2020 gingen im gleichen Zeitraum rund 18.000 Beschwerden ein.
- Im Jahr 2020 hat die Bundesnetzagentur wegen unerlaubter Werbeanrufe Bußgelder in Höhe von rund 1,35 Mio. Euro festgesetzt. Bis Mitte Mai 2021 wurden Bußgelder in einer Höhe von 800.000 Euro verhängt.
- Im Bereich Rufnummernmissbrauch gingen im Jahr 2020 rund 92.000 Beschwerden ein. Bis einschließlich April 2021 ist mit bereits über 70.000 Beschwerden auch hier ein deutlicher Beschwerdeanstieg zu verzeichnen. Schwerpunkt sind derzeit Beschwerden über Fax- und SMS-Spam.
- Wegen Rufnummernmissbrauchs wurden bis Ende April bereits 214 Rufnummern abgeschaltet und zu 4.304 Rufnummern Rechnungslegungs- und Inkassierungsverbote erlassen.
Wenn man sich diese Zahlen anschaut und auf der Zunge zergehen lässt, liegt da ein massives Problem vor. Denn die Leute beschweren sich erst, wenn es zu belästigend wird. Die Dunkelziffer unerlaubter Werbeanrufe dürfte in die Hunderttausende gehen – und für die Anrufer ist das alles recht gefahrlos. Denn die Bußgelder (wenn mal wieder jemand erwischt wird) wiegen nicht die möglichen Gewinne durch abgezockte Kunden auf.
Wenn ich mal wieder auf einen Anruf hereingefallen bin und im Hintergrund das Stimmengewirr eines Call-Centers vernehme, weiß ich genau, dass da nicht der "kleine Handwerker sitzt, der in Corona-Zeiten um Aufträge kämpft" – da läuft dann eine Abzocke über ein Call-Center, um Kolonnen, die dann durch die Straßen ziehen und windige bzw. überteuerte Dienstleistungen – von der Terrassenreinigung über Moosentfernung auf den Dachziegeln bis "was weiß ich" an Leistungen rund ums Haus anbieten. Viele dieser Nummern habe ich inzwischen an meiner FRITZ!Box gesperrt.
Sowohl heise, als auch die Leonberger Kreiszeitung haben sich den Jahresbericht angesehen und ergänzende Informationen zu diesem Thema veröffentlicht.
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Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus gibt es nur eine Möglichkeit damit umzugehen. Bei unbekannten Nrn. einfach nicht abheben bzw. wenn doch mal, kommentarlos auflegen.
Nrn. sperren od. Netzagentur bringt zu 99,99% nix. Wer's nicht glaubt, einfach mal ein paar Kommetare bei Heise lesen.
Zu Anfang hatte ich auch selber Nrn. gesperrt was wenn überhaupt, nur kurz geholfen hat. Mit leicht veränderter Nr. ging's dann meisten weiter. Das sind m. E. auch nur Fake-Nrn. die auch der Netzagentur nichts nützen. Um da zum Erfolg zu kommen müßte eine Fangschaltung eingerichtet werden.
Ein Riesenaufwand für wenig Ergebnis. Ich habe mich entschieden die 10 Sekunden Klingeln auszuhalten. Seither hat die Frequenz auch deutlich abgenommen.