Es gibt schon skurrile Dinge auf dieser Welt. In der arktischen Einöde der Finnmark treffen die Grenzen von Norwegen, Finnland und Russland aufeinander. Und an der Straße zum norwegischen Dorf Grense Jakobselv wurde ein Schild mit der Warnung "Nicht in Richtung Russland pinkeln" an einem Grenzfluss aufgestellt. Zuwiderhandlungen können empfindliche Strafen nach sich ziehen – dank Videoüberwachung bleibt da nichts unbeobachtet.
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Das Schild steht an einem der am häufigsten besuchten Orte, an dem die Besucher für Selfies anhalten. Das Schild "Pinkeln in Richtung Russland verboten" an der Straße nach Grense Jakobselv gilt als präventive Botschaft. Die Grenzlinie verläuft in der Mitte des Baches, und bei Niedrigwasser beträgt der Abstand zum Ufer nur wenige Meter. Das Ganze wurde durch das englischsprachige Medium The Barents Observer aufgegriffen und die haben nachfolgendes Foto samt Artikel veröffentlicht.
Der norwegische Grenzkommissar Jens Høilund sagte dem Barents Observer, dass ihm keine "besonderen [diesbezüglichen] Ereignisse in jüngster Zeit" bekannt seien, die ein solches Schild erforderlich gemacht hätten. Aber Høilund sagt auch, dass die militärischen Grenzschützer oft in diesem Gebiet unterwegs seien, um Besucher zu warnen, bevor "solche Versuche zu einem Zwischenfall werden".
"Sowohl die Polizei als auch der Grenzschutz und das Grenzkommissariat werden versuchen, Vorfälle zu verhindern, die zu einer Verletzung des Abkommens mit Russland führen könnten, einschließlich beleidigendem Verhalten", erklärt Jens Høilund weiter. Er fordert alle, die in den Grenzgebieten unterwegs sind, auf, sich gründlich mit den geltenden Vorschriften vertraut zu machen. Der Grenzkommissar macht deutlich, dass Vorfälle bei der Polizei gemeldet werden.
Grense Jakobselv ist ein beliebtes Ziel für Einheimische und Touristen. Die schmale Straße auf der norwegischen Seite der Grenze verläuft an einigen Stellen direkt am Flussufer. Schilder entlang der Straße weisen die Besucher deutlich darauf hin, wie sie sich zu verhalten haben. Hintergrund ist, dass Norwegens spezielles Gesetz über die Grenze zu seinem östlichen Nachbarn Russland aus dem Jahr 1950 festlegt, was die Bürger in den grenznahen Gebieten tun dürfen. In § 3 des Gesetzes heißt es, dass kein "beleidigendes Verhalten entlang der Grenze, das sich gegen den Nachbarstaat oder seine Behörden richtet, erlaubt ist". Verstöße gegen dieses Gesetz können mit Geld- oder Haftstrafen von bis zu 3 Monaten geahndet werden.
Vor einigen Jahren wurden vier Personen von den Grenzschützern festgenommen, nachdem sie in der Gegend Steine über die Grenze nach Russland geworfen hatten. Im vergangenen Winter hatte eine Frau ihre linke Hand über die Grenze nach Russland gelegt. Sie wurde von der Polizei zu einer Geldstrafe von 8.000 Kronen (772 €) verurteilt. Der Vorfall, der von Videoüberwachungskameras aufgezeichnet wurde, ereignete sich, als sie den Steinhaufen in Treriksrøysa im Pasvik-Tal, wo Norwegen, Russland und Finnland aufeinandertreffen, bestieg.
Und wer das Schild "Pinkeln in Richtung Russland verboten" ignoriert, steht auch mit einem Bein im Knast. Auf die Frage nach einer möglichen Bestrafung für das Pinkeln teilt Jens Høilund mit, dass die Entscheidung darüber bei der Polizei liegt. Aber: Die Polizei teilt mit, dass in solchen Fällen mit einer Geldstrafe ab 3.000 Kronen (290 Euro) zu rechnen ist. Angesichts dieser Preise vergeht einem doch alles – oder?
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69°43'28.1"N 30°53'14.4"E
Das Foto gibt's auch bei Street-View. Und wer hat vor dem Schild
die Feuerstelle angelegt?