Bereits am Sonntag, den 3. Juni 2022, ist der Schriftsteller Michael Preute im Alter von 85 Jahren verstorben. Preute schrieb unter seinem Pseudonym Jacques Berndorf die bekannten Eifel-Krimis – und verhalf diesem Genre der Regionalkrimis zum Durchbruch.
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Jacques Berndorf war für mich so etwas wie eine Institution – ich weiß nicht genau, wann ich seinen ersten Krimi gelesen habe – muss in den 90er Jahren gewesen sein. Der erste Titel hieß "Eifel-Blues" und kam 1989 auf den Markt. Insgesamt wurden es 20 Titel, die der gelernte Journalist Michael Preute unter der Rubrik Eifel-Krimi veröffentlichte.
Ich habe erst heute erfahren, dass Preute der Sohn eines Ingenieurs und einer Ärztin war, und sogar anfing Medizin zu studieren. Aber er brach sein Studium ab, um Journalist zu werden. In diesem Beruf war er tätig, bis er sich zur Jahreswende 1983/84 mit mehreren Rechercheaufträgen überregionaler Nachrichtenmagazine in Berndorf in der Eifel als Schriftsteller niederließ. Da Preute auch Sachbücher schrieb, empfahl ihm sein Verleger das Pseudonym Jaques. Preute fügt dann noch den Namen seines Wohnorts Berndorf hinzu – und schon war sein Pseudonym geboren.
Nachdem er 1989 seinen ersten Eifel-Krimi veröffentlichte, zog er Mitte der 90er Jahre in die Eifelgemeinde Dreis-Brück um. Dort wohnte er wie sein Romanheld Siggi Baumeister in der Heyrother Straße. Die Wikipedia hält einige Informationen zum bewegten Leben Preutes bereit – vom Reporter zum Alkoholiker, dann zurück zum Reporter und Autor. Fritz-Peter Linden (Zeitung Trierischer Volksfreund) schrieb:
Er ohrfeigt Chefredakteure und flirtet mit Romy Schneider. Er leert zwei Flaschen Whiskey am Tag und pumpt sich mit Tabletten voll. Er verdient Unsummen und verschenkt alles. Er ruiniert Ehen und Familien. Einen Selbstmordversuch überlebt er knapp. Als abgerissener, abgebrannter, abgefuckter Starreporter und Weltenbummler verirrt er sich 1984 in die Eifel. Und bleibt. Er hat den Blues, er häutet sich, zum wiederholten Mal, er fängt ganz von vorn an. Kein Alkohol mehr. Keine Tabletten. Keine Extravaganzen. Aus Michael Preute wird Jacques Berndorf.
Für mich waren die Eifel-Krimis bei der Lektüre auch immer ein Stück "alte Heimat". Als "Kind der Eifel" bin ich zwar im "Wittlicher Land", also ein gutes Stück von Dreis-Brück und Daun entfernt, aufgewachsen. Aber einige der Beschreibungen – auch der Menschen – weckten Erinnerungen an den Menschenschlag, zwischen dem ich groß geworden bin – auch wenn ich mit 19 Jahren der Eifel den Rücken gekehrt habe, um die Welt zu erobern.
Tja, und wenn Kriminalrat a.D. Rodenstock in den Romanen eine dicke Zigarre raucht, einen Cognac trinkt und dazu bittere Schokolade lutscht, um nachzudenken, hat das auch auf mich abgefärbt. Wenn ich Jaques Berndorf zur Entspannung gelesen habe, musste ich nicht nachdenken und kniffelige Kriminalfälle lösen. Also habe ich schon mal die dicke Zigarre weggelassen – bin ja Nichtraucher. Das Glas Cognac hat es auch sehr, sehr selten gegeben, war mir zu stark – eher gab es mal ein kleines Glas Wein. Aber ein Stückchen bittere Schokolade mit 80 % Kakao-Anteil musste es schon sein. Das habe ich dann über Stunden in winzigen Stücken im Mund zergehen lassen, während ich lesend mit Siggi Baumeister durch die alte Heimat streifte und seinen Handlungen folgte. Preute war ein guter Beobachter und wusste, worüber er schrieb – ich habe das bewundert.
Der Volksfreund hat hier einen Artikel über Preute und seine Krimis gemacht – ein Nachruf findet sich bei RND – und lesering.de gibt in diesem Beitrag einen Abriss des Lebens von Michael Preute. Eine Auflistung seiner Eifel-Krimis findet sich auf Amazon und in diesem Beitrag Mit 6 Millionen verkaufter Bücher segelt Preute als erfolgreicher Schriftsteller auch weit vor den Zahlen, die ich als IT-Autor erreichte (genaue Zahlen habe ich keine, aber es werden so zwischen 1 und 2 Millionen verkaufte Exemplare sein). So endete letzten Sonntag ein bewegtes Leben, was irgendwie auch mein Leben – durch die Tätigkeit als Autor und die Abstammung aus der Eifel – tangierte. R.I.P.
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Eine zeitlang war der mein Lieblingsautor. Zwölf Eifelkrimis hab' ich davon gelesen. Waren immer sehr spannend und lebendig.
Ruhe er in Frieden!