Autokauf für Senioren …

VW-KäferSchwieriges Thema: Einerseits der Begriff "Senioren", denn Ältere lassen sich ungern in diese Gruppe einsortieren. Und Autokauf ist auch ein heikles Thema. Aber Hand aufs Herz, "welches Auto hätten's denn gern" fragte schon Robert Lemke, oder war es ein Schweinerl? Nun ja, es wird schwierig, ein neues Auto mit einem Cockpit wie ein Raumschiff, was man als Senior nicht mehr versteht. Das Thema "neues Auto" bzw. Entwicklung auf dem Automobilsektor ist mir die Tage gleich mehrfach untergekommen. Daher packe ich mal ein paar Gedanken in diesen Beitrag.


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Ich weiß nicht, wie es der Leserschaft geht: Aber beim Gedanken, dass ich ein neue Auto bräuchte, bin ich gar nicht so glücklich. Immer wenn ich mein Fahrzeug zur Werkstatt bringe und dann ein Ersatzfahrzeug aus der neuen Flotte bekommen, stelle ich fest, was die jungen Ingenieurskollegen der Käuferschar als "Zwangsbeglückung" spendiert haben. Klar, ich kann das Auto fahren, aber so manche Bedienoption sucht man da dann doch vergeblich.

Horror neues Auto

Mit ist noch die Erzählung meiner Frau vor 14 Tagen im Ohr, die vom Sport mit einer Bekannten nach Hause lief. Die Bekannte erzählte, dass deren Sohn mit der Familie in Urlaub wollte, aber der PKW des Sohnes zu klein dafür war. Also hat Sohnemann das Auto von Vatter bekommen und Vatter durfte das neueste Daimler-Modell für die "Tauschzeit" für die kurzen Fahrten zum Bäcker etc. verwenden. Es sei der reinste Stress gewesen, erzählt die Frau, weil alles digital und per Touchbildschirm zu bedienen sei. Der Mann, ein Computerfreak in der Gruppe 65 Plus sei jedenfalls auch überfordert gewesen und die Beiden sehnten sich nach dem Rücktausch der Fahrzeuge.

Fazit dieses Schwanks: Irgendwo ist mein Eindruck, dass die Industrie fleißig am Bedarf der Käufer vorbei entwickelt. Ich ärgere mich, wenn ich manche Entwicklung so verfolge, die horrende Wartungs- und Reparaturkosten verursacht, und das für Funktionen, die kaum ein Mensch braucht. Und wenn ein solches Bauteil kaputt geht, scheidet der TÜV Auto und Käufer.

Ist mir bei einem Renault Laguna passiert – erst war das Ärgernis, dass der Tausch der Steuerkette alle 50.000 km satte 1.600 Euro kostete, weil dort auch Wasserpumpe und weitere Antriebsriemen im Paket getauscht werden mussten. Und dann fiel das ESP-System aus – war wirtschaftlich nicht mehr zu reparieren, so dass ich das Auto (das Design habe ich geliebt) zwangsweise vor dem TÜV-Termin an einen Käufer in den baltischen Staaten abgeben und ein neues Auto kaufen musste.

Klatsche durch NCAP-Test 2026

Es ist eine spannende Geschichte – denn manchmal frage ich mich, ob "nur ich so alt und verknöchert bin", weil ich nicht jubilierend auf den neuesten Digitalscheiß in modernen Fahrzeugen hüpfe, sondern den Sinn oft hinterfrage. Aber es gibt nur einige Leute, die die Digitalisierung im Auto. samt Bedienung über Touch-Displays, kritisch sehen.

Ich hatte es die Tage drüben in meinem IT-Blog im Beitrag Automobile IT-Fehlentwicklungen: Touchbedienung als Risiko; Datenerfassung als Falle für Besitzer aufgegriffen. Ab dem Jahr 2026 werden Fahrzeugen im Euro-Raum beim sogenannten NCAP-Test Punkte abgezogen, wenn Bedienelemente nicht mehr am Lenkrad als separate Schalter oder Hebel vorhanden, sondern nur über Touch-Bildschirm abrufbar sind.

"Die übermäßige Verwendung von Touchscreens ist ein branchenweites Problem, da fast alle Fahrzeughersteller die wichtigsten Bedienelemente auf zentrale Touchscreens verlagern, wodurch die Fahrer gezwungen sind, ihre Augen von der Straße abzuwenden, und das Risiko von Unfällen durch Ablenkung steigt", wird Matthew Avery, Direktor für strategische Entwicklung bei Euro NCAP, zitiert.


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"Die neuen Euro NCAP-Tests, die 2026 anstehen, werden die Hersteller dazu ermutigen, getrennte, physische Bedienelemente für grundlegende Funktionen auf intuitive Weise zu verwenden, um die Zeit, in der die Augen nicht auf der Straße sind, zu begrenzen und somit ein sichereres Fahren zu fördern."

Porsche und VW kippen Modelle wegen Sicherheit

In der EU gelten ab Juli 2024 neue Regeln für die Cybersicherheit von Automobilen – wie ich im Blog-Beitrag McDonald's-Ausfall, "IHK-Phishing", Fujitsu-Hack, TerraCloud-Ausfall und mehr angerissen habe. Hersteller müssen bereits bei der Entwicklung der Fahrzeuge nachweisen, dass diese gegen Cyberangriffe abgesichert sind. Bei bestehenden Modellen wird das für mache Hersteller zum Problem, weshalb Porsche die Modelle Macan, Cayman und Boxter aus dem Vertrieb nimmt. Bei VW trifft es  den Kleinwagen Up sowie den Transporter T6.1.  Die Wirtschaftswoche nennt in diesem Artikel noch einige Details.

Welches Auto kauft man nun?

Nachdem ich in obigen Zeilen genügend Verunsicherung verbreitet habe, bleibt die Frage: "Was kauft man nun als älterer Mensch für ein Auto?". Meine Antwort: Ich weiß es definitiv nicht. Elektroauto? Benziner? Kleinwagen? Sportwagen?

An dieser Stelle einfach ein wenig Lesefutter: Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hat die Tage den Beitrag Autokauf für ältere Menschen – worauf zu achten ist veröffentlicht. Vielleicht einfach mal  durchlesen und schauen, ob man sich in den Kriterien, die der Reporter dort aufgelistet hat, wieder erkennt. Ich habe spontan beschlossen: Solange das vorhandene Auto noch läuft, fahre ich es weiter.


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4 Antworten zu Autokauf für Senioren …

  1. WIL- sagt:

    Bisher habe ich (werde dieses Jahr 70) – von einer Ausnahme abgesehen – alle meine Autos so lange gefahren, bis eine Neuanschaffung nicht mehr nur subjektiv, sondern auch objektiv nötig war. Das war im Schnitt alle 10 Jahre.
    Mein aktuelles Auto, ein "hochgebockter Ford Fiesta" (genannt Ecosport) habe ich vor viereinhalb Jahren als Basismodell gekauft (einzige Zusatzausstattung: eine Dachreling). Das Cockpit ist "erfrischend vintage", kein Mäusekino weit und breit und ohne jeden Schnickschnack; einen Touchscreen gibt es nicht und Datensammlung/Cybersicherheit sind keine Themen.
    Aber dafür habe ich fast ein halbes Jahr auf das Auto warten müssen. Die mussten ja erst mal das Fließband anhalten und umrüsten – wer kauft schon ein Basismodell? Hätte ich ein mit allen Extras ausgestattetes Fahrzeug bestellt, wäre das in zwei Wochen lieferbar gewesen.
    Dem Kunden wird suggeriert, dass er ja ein möglichst voll ausgestattetes Fahrzeug haben will/muss, weil da so gut wie alles automatisch geht und weil er ein Basismodell ja nach ein paar Jahren als Gebrauchtwagen nicht los wird.
    Wenn man sich von diesem Unfug nicht beeinflussen lässt und ein Auto für einen nur ein Transportmittel ist, das einen halbwegs komfortabel von A nach B bringt, hat man – außer der zeitlichen Verzögerung bei der Bestellung eines neuen Basismodells – als "Senior" kein Problem.
    PS: Ob ich mir in fünf Jahren überhaupt noch ein Auto kaufen werde, weiß ich noch nicht. Aber auch dann wird es wieder ein Basismodell.

  2. Charlie sagt:

    Neuwagen kaufe ich sowieso nicht.
    Ein guter Gebrauchter für einen guten Preis ohne viel Schickimicki.

  3. Schwarzes_Einhorn sagt:

    Mein alter Toyota wird dieses Jahr 29, ich fahre das Ding seit 26 Jahren. Ich hab beschlossen, daß er das H-Kennzeichen kriegt und stückweise restauriert wird. Für einen Geländewagen ist er winzig, die Werkstatt rechnet ihn als Kleinwagen ab. Glücklicherweise eine Werkstatt, die auch alte Autos betreut.
    Sowas gibt es halt nicht mehr: Dreitürer, weniger Gewicht als ein jetziger Mittelklassewagen und meistens auch schmäler. Die jetzigen Autos sind Smartphones in Titanic-Ausmaßen auf Rädern und sehen alle gleich todlangweilig aus. Da bin ich nicht mal mehr neugierig drauf.
    Und wenn ich schon lesen muß, daß Autos wegen Cybersicherheit aus dem Programm genommen werden, muß ich mir echt an den Kopf greifen. Bei meinem drehe ich den Schlüssel rum und er fährt.

  4. PattyG sagt:

    Du hattest es ja bereits drüben im Borns IT- und Windows-Blog thematisiert.
    Mir geht es genauso wie vielen anderen Ü60ern, die den Fehler gemacht haben, vom Golf 7 auf den Golf 8 umzusteigen. Auch ich zähle mich zu der Gruppe der "Computerfreaks" und dennoch habe ich Wochen(!) gebraucht, um einigermaßen klar zu kommen. Den Touchscreen während der Fahrt zu bedienen, ist schwierig, da die Treffsicherheit oftmals nicht gegeben ist. Ich versuche dann so oft es geht die Sprachbedienung zu nutzen.
    Hinzu kommt, dass die Software in den letzten 2 Jahren sehr häufig aktualisiert wurde, um teilweise lebensgefährliche Fehler der Assistenzsysteme (Vollbremsung ohne Vorwarnung, ständiger Ausfall bestimmter Funktionen etc.) auszumerzen. Die Foren sind voll mit derartigen Problemen.
    Hinzu kommt der Onlinezwang. Ich muss mich bei VW registrieren, um z.B. eine vollständig funktionierende Navigation zu erhalten. Ohne VW-ID habe ich zwar ein Navi, aber keine Hinweise über Verkehrsstörungen, Staus etc.
    Immerhin kann ich die "Nach-Hause-Telefonieren"-Funktion über die Privatsphäre des Hauptbenutzers kastrieren, indem ich diese auf die kleinste Stufe stelle, also maximal meinen Standort freigebe und ansonsten nichts. Über die eSIM laufen dann nur noch Updates und der Notruf.
    Und wenn jetzt kommt, ich hätte mich vor dem Umstieg einfach mal informieren und vielleicht mal eine Probefahrt machen sollen. Ja, ihr habt recht!
    Aber es hätte leider nichts geändert, weil uns keine anderen PKW als Dienstfahrzeug zur Verfügung gestellt werden …

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