Risiko Vorhofflimmern, Herzschwäche und Schlaganfall droht

Gesundheit (Pexels, frei verwendbar)Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Das Herz kommt aus dem Takt, was sehr belastend sein kann. Die große Gefahr ist aber das steigende Schlaganfall-Risiko bei dieser Erkrankung. Wichtig ist die Erkennung und Behandlung des Vorhofflimmerns, um dieses Risiko zu senken und die Lebensqualität wiederherzustellen. Als Betroffener greife ich das Thema hier im Blog auf.


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Vorhofflimmern als "Volkskrankheit"

In Deutschland sind ca. 1,8 bis zwei Millionen Menschen von Vorhofflimmern betroffen (Quelle). Ursachen gibt es viele: Bluthochdruck, zu viel Alkohol, Übergewicht, Diabetes, ungesunder Lebensstil, verstopfte Herzkranzgefäße und mehr.

Ab einem Alter von 50 Jahren steigt das Risiko für Vorhofflimmern bei Frauen und Männern, wobei Männer wohl früher betroffen sind. Spiegel Online hatte das Thema vor einiger Zeit in diesem Beitrag aufgegriffen. Diese Quelle zeigt eine Grafik zur Häufigkeit von Vorhofflimmern nach Alter und Geschlecht – ab 70 Jahren sind bereits 9 % der Männer und 6 % der Frauen betroffen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich aufgrund der Alterung der Bevölkerung, einhergehend mit der Zunahme von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Atherosklerose und Übergewicht, die sich Zahl der Betroffenen in den kommenden 50 Jahren verdoppeln werde.

Aber es kann jeden treffen, der die betreffenden Erkrankungen nicht hat. Abseits von eingestelltem Bluthochdruck und Alter habe ich keine weiteren Risikofaktoren und bin ebenfalls betroffen. Ausgelöst wird dies durch mutierte Herzzellen, die elektrisch leitend werden und so zu Kontraktionen des Vorhofs führen.

Zu Beginn tritt diese Störung meist anfallartig auf – später kann es zu einer dauerhaften Herzrhythmusstörung kommen. Viele Betroffene berichten über ein Schwächegefühl, starkes Herzklopfen, stolperndes Herzen, Schmerzen in der Herzgegend, Angstgefühl und vor allem Atemnot bei körperlicher Belastung. Leider gibt es auch viele Menschen, die nichts vom (meist anhaltenden) Vorhofflimmern bemerken und so ein unerkanntes Risiko mitschleppen.

Risiko Vorhofflimmern

Das größte Risiko bei unerkanntem und unbehandelten Vorhofflimmern besteht darin, durch sich im Vorhof des Herzens bildende Blutgerinnsel einen Schlaganfall zu erleiden. Vorhofflimmern ist laut dieser Quelle eine der häufigsten Ursachen für Schlaganfälle. Jährlich sollen 40 – 50.000 Schlaganfälle auf Vorhofflimmern zurückzuführen sein.

Das zweite Risiko eines unbehandelten Vorhofflimmerns besteht darin, dass das Herz und speziell der Vorhof geschädigt wird. Es kommt dann zu Herzschwäche (erst verdickt der Herzmuskel und dann wandeln sich Herzzellen in Bindegewebe, Fibroblasten, um) und kann zu einer steigenden Sterblichkeit führen. Je länger Vorhofflimmern unbehandelt bleibt, umso schlechter sind auch die Prognosen für eine Behandlung und Beseitigung.

Wie bemerkt man es, wie wird es diagnostiziert?

Ich hatte es oben ja bereits angesprochen: Manche Menschen merken, dass das Herz plötzlich unregelmäßig schlägt oder regelrecht rast. Wenn dann Symptome wie Schmerzen in der Herzgegend, Angstgefühl und vor allem Atemnot bei körperlicher Belastung hinzukommen, denkt aber nicht jeder an Vorhofflimmern.

Als selbst Betroffener habe ich im Rückblick auch nicht festgestellt "Oh, Du hast Vorhofflimmern". Vielmehr gab es die sehr seltenen Situationen in der Nacht, wo sich das vage Gefühl einstellte, dass das Herz unregelmäßig schlagen könnte. Aber zur Seite gedreht, alles war gut und wieder weiter geschlafen.


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Dann kamen über die Monate plötzlich unmögliche Werte bei der von mir seit vielen Jahren täglich vorgenommenen Messung des Blutdrucks. Als der systolische Wert niedriger als der diastolische Wert war, das Gerät häufig auf Error sprang und der Puls irgendwie hoch ging, dachte ich erst an eine kaputte Manschette des Geräts.

Später kamen dann Schwindel beim Sport – speziell beim Bücken – hinzu. Da bei diesen Gelegenheiten aber die anderen Teilnehmerinnen des Veranstaltungen ebenfalls über Schwindel klagten, war der Gedanke "Ok, ist halt so, ist Kreislaufwetter" da.

Aber nach ca. zwei Monaten kam plötzlich der Punkt, wo die Schwäche einsetzte. Ich hatte nur einen Puls von 80, fühlte mich aber schlapp und kam kaum noch aus dem Sessel hoch. Da war der Gedanke: "Du hast was mit dem Herzen". Das Komische war, dass ich mit eisernem Willen trotz der Schwäche in der Lage war, 10 km zu wandern oder Nordic Walking zu machen – und es mir dann sogar besser ging, als wenn ich saß. Allerdings schwächelte ich beim Sport und beim Nordic Walking in den Taunuswäldern – jede Steigung wurde zur Herausforderung.

Das war dann der Punkt, wo ich zwar rekapitulierte: Du machst viel Sport, ernährst dich gesund, bewegst dich viel, hast den Blutdruck im Griff, hast kein Diabetes, kein Übergewicht, kein Cholesterin und die die Labordaten waren bisher in Ordnung. Aber Du hast etwas am Herzen, gehe zum Arzt. Von Herzklappenfehler über was weiß ich, ging mir vieles durch den Kopf – aber an Vorhofflimmern habe ich nicht gedacht.

Die Hausärztin hätte die Diagnose binnen Sekunden mit einem EKG stellen können, veranlasste aber erst eine Blutanalyse. Beim Folgetermin meinte sie dann lapidar: "Es gibt einen Wert, der auf eine Herzschwäche hindeuten könnte. Sie waren ja seit 14 Jahren nicht mehr beim Kardiologen, ich schreibe eine Überweisung". Leute, die oft ein halbes Jahr auf einen Termin beim Facharzt waren müssen, sind bei so etwas angeschmiert. Mein Glück war, dass ich binnen 3 Wochen einen Termin in der Kardiologie eines Klinikverbunds erhielt.

Und dann ging es ganz schnell: Ich lag gerade mal eine halbe Minute auf einer Untersuchungsliege, wo dann ein EKG geschrieben wurde, als die medizinische Fachangestellte meinte "Sie haben Vorhofflimmern". Und da waren mir die Symptome auch sofort klar.

Im Gespräch mit der Ärztin wurden dann sofort die Folgeschritte festgelegt. Als erstes bekam ich einen Blutverdünner, um das Risiko für Schlaganfälle zu verringern. Dann wurden zur Abklärung der Ursache eine Herzkathetheruntersuchung terminiert sowie weitere Behandlungsmöglichkeiten (elektrische Kardioversion, Kathetherablation) abgesprochen und geplant.

Inzwischen habe ich mich über das Thema Vorhofflimmern umfassend informiert sowie diverse Behandlungsschritte absolviert – und bin momentan beschwerdefrei. Über die Behandlungsmöglichkeiten werde ich ggf. in weiteren Beiträgen berichten. Im nächsten Beitrag beleuchte ich, was man als Patient selbst tun kann und auch sollte, um über sein Risiko informiert zu sein und ggf. frühzeitig in Behandlung zu gehen.

Hier noch einige Webseiten, auf denen sich Patienten und Familienangehörige über das Thema Vorhofflimmern informieren können.

Eine gute Information des Pharmaherstellers Pfizer samt Video finden sich im Beitrag Was ist Vorhofflimmern? Im nächsten Beitrag greife ich die Frage auf, was ich als älterer Mensch ab 65 tun kann und sollte, um ein Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen.

Artikelreihe:
Risiko Vorhofflimmern, Herzschwäche und Schlaganfall droht
Risiko Vorhofflimmern: Was kann und sollte ich selbst tun?
Im Herzkatheter-Labor: Inneneinsichten eines Betroffenen
Vorhofflimmern: Ich gönne mir eine elektrische Kardioversion …
Vorhofflimmern: Die chemische Kardioversion, ob's hilft?
Vorhofflimmern: Die Katheter-Ablation steht an


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