Eigentlich wollte Rocket Factory Augsburg (RFA) Ende des Jahres mit einer kleinen Trägerrakete in die Erdumlaufbahn starten. Daraus wird erst einmal nichts, denn bei einem Testlauf der ersten Antriebsstufe gab es ein riesiges Feuerwerk.
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Wer ist Rocket Factory Augsburg?
Die Rocket Factory Augsburg (kurz RFA) ist ein deutsches deutsches Startup im Raumfahrtbereich. Eine junge Mannschaft (ca. 275 Mitarbeiter) entwickelt in Augsburg, unter dem Gründer Stefan Tweraser, Trägerraketen und Raumfahrzeuge.
Ziel ist es, mit dem RFA One genannten System bis zu 1600 Kilogramm Nutzlast in etwa 400 km hohe Erdorbits zu befördern. Die RFA One ist eine dreistufige, mit Flüssigtreibstoffen betriebene, orbitale Trägerrakete.
Brenntest leider spektakulär gescheitert
Der erste Start war für Ende 2024 in der Nordsee, vom Weltraumbahnhof Saxavord Spaceport auf den Shetlandinseln (Großbritannien) geplant. Aus dem Jungfernflug dürfte jetzt erst einmal nichts werden.
Denn vor dem Erstflug der RFA One waren Tests zu absolvieren. dazu gehörte auch ein statischer Triebwerkstest, bei dem die betreffende Raketenstufe fest verankert für die Zeitdauer eines Flugs brennen und Schub liefern muss.
Genau dieser statische Brenntest der Antriebsstufe ging aber mächtig in die Hose. Es entwickelte sich ein Feuer, welches die Antriebsstufe zerstörte. Das in obigem Tweet eingebundene Video (einfach auf das Bild klicken, um das Video wiederzugeben) zeigt den misslungenen Test.
RFA hat den Fehlschlag inzwischen bestätigt, und will in Ruhe analysieren, was schief gelaufen ist. Die BBC berichtet in diesem englischsprachigen Beitrag über das Malheur. Ein Blog-Leser hatte mich bereits per Kommentar auf diesen Artikel in der Welt aufmerksam gemacht, der das Ganze in deutscher Sprache aufgegriffen hat. Auch Spiegel Online hat hier was dazu gebracht.
Es ist was persönliches …
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Die Geschichte hat auch etwas persönliches: Einmal bekomme ich von Rocket Factory Augsburg (RFA) regelmäßig Pressemitteilungen zugestellt – ich bin wohl als Blogger aufgefallen, der hier auf der Seiten immer über Raumfahrttechnik berichtet. Von daher hätte ich dem Team Erfolg gewünscht.
Zum Anderen rührt es an meine Wurzeln. In den sechziger Jahren verfolgte ich als Schüler die Raumfahrtmissionen der Amerikaner und Russlands und war 1969, im Alter von 14 Jahren, gebannt von der Mondlandung der Amerikaner.
Beim Studium der Ingenieurtechnik ab 1976 habe ich so nebenbei auch vieles über Raumfahrttechnik mitgelesen. Der Lehrstuhl für Raumfahrttechnik in Aachen war von der FH-Jülich auch nicht so weit entfernt – aber ich habe dort nie studiert.
Und nebenbei habe ich in diesen Jahren auch das Desaster mit der Europa-Rakete mitbekommen. Es waren immer kurze Geschichten, die mit "es hat Bum gemacht" endeten – alle Startversuche waren Fehlschläge. Dann hatte ich meinen Ingenieur in der Tasche und bin 1979 in Bremen in der Luft- und Raumfahrt gelandet. Eigentlich wollte ich Raketen und das Spacelab-Labor mit bauen – hat aber nicht geklappt.
Mein Abteilungsleiter hatte in seinem Büro ein Foto hängen, in dem er auf einem Treibstoff-Tank der Europa-Rakete stand. Zwei Stunden später sei dieser Tank bei einem Test explodiert, erzählte mir mein Chef. Ok, vorher ist er vom Tank heruntergestiegen. Sonst wäre der Chef nicht mein Chef (Abteilungsleiter) geworden.
Und auch diese Geschichte endete mit "es hat Bum gemacht". Nach 1,5 Jahren hatte ich die Nase gestrichen voll. Die deutsche Mondrakete hatte ich nicht gebaut, nix zweiter Günter von Born (und erste Versuche als Schüler endeten auch mit "Bum", da hätte ich Erfahrung gehabt, denn Bum konnte ich auch).
Stattdessen verfügte ich über die Erfahrung, wie man erfolglose Projektanträge schreibt, um Förderung zu bekommen. Und ich wusste, was ich keines Falls tun wollte (z.B. Airbus-Flugzeuge auf Risse im Rumpf untersuchen). Ergo habe ich gekündigt (es hat Bum gemacht, denn ich war der Einzige, der bestimmte Prüfmaschinen programmieren konnte). Aber hey, die Welt wartet auf mich.
Im Anschluss habe ich dann in der Großchemie in Frankfurt angeheuert und 12 Jahre Software für Mikroprozessor-Systeme und andere Rechner zur Steuerung und Überwachung von Chemieanlagen entwickelt und später von einem Team an Ingenieuren entwickeln lassen. Damals habe ich von der Pike auf das gelernt, was mich die nächsten Jahrzehnte beruflich getragen und geprägt hat.
Aber irgendwann schlug mein Trauma zu: Ich war gescheitert, die deutsche Mondrakete zu bauen, hatte aber gelernt, nie das zu tun, was keinen Sinn oder Spaß macht. Und das zeichnete sich beim damaligen Arbeitgeber, dem großen Chemiehersteller, ab. Ich konnte absehen, dass das Unternehmen vom Vorstand zerschlagen werden würde. Was macht der Esel, wenn es ihm nach 12 Jahren zu wohl wird? Er begibt sich auf's Eis.
Ok, war bei mir kein Eis, sondern ich beschloss: "Zeit, schnell reich und berühmt zu werden". Da es 1993 noch keine sogenannten Influencer gab, ich zum Fernsehen (also vor der Kamera) nichts taugte, bin ich Schriftsteller geworden. War mein Ding – reich und berühmt bin ich zwar immer noch nicht. Aber die letzten 31 Jahre habe ich eine unglaubliche Reise als IT-Autor erlebt. So um die 300 Bücher über Computertechnik und zahlreiche Artikel sind es geworden. Und seit 17 Jahren bin ich als sogenannter Blogger (manche sehe die auch als Influencer) unterwegs. Neben meinem IT-Blog, der mich die letzten Jahre finanzierte, gehört auch dieser Blog für die Zielgruppe 50 Plus dazu. Da kann ich, wenn es um Raumfahrt geht, wieder zu meinen Wurzeln zurück und zumindest drüber bloggen.
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