Vorhofflimmern: Ich gönne mir eine elektrische Kardioversion …

Gesundheit (Pexels, frei verwendbar)Vorhofflimmern kann jeden treffen – vor allem im höheren Alter. In Deutschland leiden ca. 1,8 bis zwei Millionen Menschen an Vorhofflimmern (Quelle). Ich hatte ja in diversen Blog-Beiträgen berichtet. Im heutigen Beitrag geht es um die Frage einer Behandlung mittels einer sogenannten "elektrischen Kardioversion", mit der Ärzte versuchen, das Vorhofflimmern zu beenden.


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Vorhofflimmern, das sollte man wissen

Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung, die vor allem ältere Menschen betrifft. Das Herz kommt aus dem Takt, was sehr belastend sein kann. Viele Betroffene berichten über ein Schwächegefühl, starkes Herzklopfen, stolperndes Herzen, Schmerzen in der Herzgegend, Angstgefühl und vor allem Atemnot bei körperlicher Belastung.

Es kann jeden treffen – vor allem im höheren Alter steigt das Risiko für diese Erkrankung. In Deutschland sind ca. 1,8 bis zwei Millionen Menschen von Vorhofflimmern betroffen (Quelle). Ich hatte ja in den Blog-Beiträgen Risiko Vorhofflimmern, Herzschwäche und Schlaganfall droht sowie Risiko Vorhofflimmern: Was kann und sollte ich selbst tun? über das Thema Vorhofflimmern berichtet.

Ursachen gibt es viele: Bluthochdruck, zu viel Alkohol, Übergewicht, Diabetes, ungesunder Lebensstil, verstopfte Herzkranzgefäße und mehr. Ich selbst war von dieser Erkrankung betroffen und "kein Mensch mehr". Ein ständiges Schwächegefühl, und vor allem Atemnot bei körperlicher Belastung, haben die Lebensqualität arg beeinträchtigt.

Hinzu kommt, das Risiko bei unbehandeltem Vorhofflimmern, dass sich im Vorhof des Herzens bildende Blutgerinnsel einen Schlaganfall verursachen. Vorhofflimmern ist laut dieser Quelle eine der häufigsten Ursachen für Schlaganfälle. Jährlich sollen 40 – 50.000 Schlaganfälle auf Vorhofflimmern zurückzuführen sein.

Bei diagnostiziertem Vorhofflimmern bekommen Patienten zwar ein blutverdünnendes Medikament verschrieben. Ziel muss es aber sein, den Patienten aus dem Vorhofflimmern herauszuholen, um die Lebensqualität wiederherzustellen und auch das Schlaganfallrisiko zu reduzieren. Zudem schädigt Vorhofflimmern das Herz – es kommt irgendwann zur Herzschwäche.

Was ist eine elektrische Kardioversion?

Wie Kardiologen nach der Diagnose "Vorhofflimmern" vorgehen, um die Ursache zu finden und zu  beseitigen, hatte ich im Beitrag Im Herzkatheter-Labor: Inneneinsichten eines Betroffenen berichtet.

Werden verschlossene Herzkranzgefäße als Ursache gefunden und dies beseitigt, kann das Vorhofflimmern verschwinden. Bei mir ergab die Untersuchung aber keinen Befund, und ich verharrte an einem sogenannten persistenten Vorhofflimmern – spricht: Ich hatte das rund um die Uhr über Wochen.


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Bereits nach der Diagnose Vorhofflimmern hatte ich gleich drei Formulare mit der Einverständniserklärung für eine Herzkatheter-Untersuchung, eine elektrische Kardioversion und eine Katheter-Ablation von der Ärztin vorgelegt bekommen. Und  das Ansinnen der Kardiologin war, eine sogenannte elektrische Kardioversion durchführen zu lassen.

Kardioversion ist der Fachbegriff für die Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus beim Vorliegen von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern. Eine mögliche Variante ist die elektrische Kardioversion. Ähnlich wie bei der Defibrillation wird versucht, den Herzschlag durch die Abgabe eines Stromstoßes wieder in einen Sinusrhythmus zu bringen.

Die Ärztin, die mit mir die Erstdiagnose besprach, stellte mir die elektrische Kardioversion als den "im ersten Schritt nicht so invasiven Behandlungsansatz" vor. Auf meine Frage nach den Erfolgschancen kam die Angabe bis zu 80 % hilft es. Aber der Teufel steckt im Detail: Jeder Patient ist anders – jemand der nur mal kurzzeitig unter Vorhofflimmern leidet und durch die Kardioversion in einen normalen Sinusrhythmus zurück geholt wird, ist sicherlich anders zu bewerten, als ein Patient, der seit Monaten pertinent an dieser Krankheit leidet.

Elektrische Kardioversion, wie läuft es ab?

Ich erspare mir an dieser Stelle auf die Details einer elektrischen Kardioversion samt Risiken einzugehen. Der behandelnde Arzt wird das Ganze mit dem Patienten besprechen und auch über die Risiken informieren.

Wer sich über die Thematik vorab informieren möchte, findet in diesem Klinik-Artikel einige Informationen. Auf YouTube findet sich diese Erklärung eines Mediziners und auch Dr. Hearth hat eine Erklärung in diesem Video veröffentlicht. Noch etwas mehr zur Sache geht es in diesem Video. Sind aber alles Informationen, die von den Medizinern kommen. Auch hier hätte mich im Vorfeld die Erfahrung eines Betroffenen interessiert.

Und nun stand ich selbst vor der Durchführung einer elektrischen Kardioversion – nüchtern und per öffentlichen Verkehrsmitteln in die Klinik angereist. Als erstes wurde ein EKG geschrieben, was die Diagnose Vorhofflimmern bestätigte. Dann ging es in den Vorbereitungsraum, in dem ich mich entkleiden und ein OP-Hemd anziehen musste. Danach hieß es auf einer Liege Platz nehmen, wo dann ein sogenannter Zugang für Medikamente in die linke Armvene gelegt wurde.

Die behandelnde Kardiologin kam vorbei, um einige kurz nochmals Namen und Geburtsdatum und warum ich "da sei" abzufragen – dient dazu, Verwechselungen zu vermeiden. Den Einwilligungsbogen hatte ich abgegeben, aber es wurde gefragt, ob ich noch Fragen habe. Da ich mich im Vorfeld informiert hatte, lag ich recht entspannt, auf die nächsten Schritte wartend, auf dem Untersuchungstisch.

Die Kardiologin erklärte, dass vor der elektrischen Kardioversion ein sogenannte Schluck-Echo (Transösophageale Echokardiographie, TEE) durchgeführt werde. Das ist eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens, bei der der Schallkopf in der Speiseröhre liegt. Dies ermöglicht einen besonders hochauflösenden Blick auf die Herzklappen und die Vorhöfe. Selbst kleine Blutgerinnsel, die es auszuschließen gilt, lassen sich sicher darstellen.

Ich wurde dann in die Behandlungskabine geschoben und erinnere mich noch, interessiert die befestigten EKG-Elektroden betrachtet zu haben. Dann muss ich bereits durch die leichte Sedierung weggeschlummert sein. Als ich wach wurde, saß die Kardiologin in einem Gang am Rechner und meinte "Ist alles gut gegangen, der Vorhof ist nicht ausgeleiert, keine Blutgerinnsel und mit der elektrischen Kardioversion ist das Herz wieder im Takt". Das konnten die Ärzte am mitlaufenden EKG sehen.

Tja, ich habe davon alles nichts mitbekommen und fühlte mich auch gut. "Soll ich Ihnen jetzt schon einen Termin für eine Katheterablation festlegen", lautete die Frage der Ärztin, die ich bejahte. Der genannte Termin war "in zwei Monaten" – aber hey, mein Herz war ja wieder im Takt …

Also habe ich mich gesammelt, mich wieder angezogen und dann den Kontrolltermin, eine Woche später, am Empfang vereinbart. Anschließend bin ich entspannt mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder die 1 1/2 Stunden nach Hause gefahren. Ein Dreiviertel Tag war weg, aber ich konnte was essen und das Vorhofflimmern war weg …

Das "dicke Ende" kommt noch, samt Kontrolle

Ich bin mit dem Eindruck "vielleicht hast Du bis zur Katheterablation in zwei Monaten Ruhe" aus der Klinik raus, aber so richtig zuversichtlich war ich nicht. Bereits auf der Rückfahrt mit der Bahn hatte ich das Gefühl, kurz in Herzrasen verfallen zu sein.

Die Kardioversion war Montags oder Dienstags, am folgenden Samstag merkte ich bereits beim Aufstehen "es fühlt sich nicht gut an". Und im Verlauf des Samstags passierte es, ich fiel in persistentes Vorhofflimmern zurück (sprich: Rund um die Uhr Herzrasen).

Als ich am folgenden Montag zur Kontrolluntersuchung in die Klinik fuhr, meinte ich zur Angestellten "Sie brauchen eigentlich kein EKG zu schreiben, ich bin im Vorhofflimmern". Natürlich wurde zur Diagnose ein EKG erstellt, welches meinen Eindruck aber bestätigte. "Nicht gut" war der Kommentar der Fachangestellten und ich dachte "Scheibenkleister, hast Du doch gleich gesagt".

Ich kenne Fälle, wo Patienten 10-15 elektrische Kardioversionen bekommen haben. Der Kardiologe Doc Esser beschreibt in diesem Video die Sache in einem Podcast mit einem weiteren Kardiologen als "den Patienten blitzen".

An dieser Stelle mein Fazit: Eine elektrische Kardioversion ist mittlerweile nichts, wovor man sich fürchten muss – wenn es gut durchgeführt wird, bekommt man von der Behandlung nichts mit. Die Erfolgsaussichten hängt vom Patienten und den Erwartungen ab – langfristig hilft die elektrische Kardioversion nur den wenigsten Patienten.

Im nächsten Beitrag geht es um den Versuch, mich mittels eines Medikaments, als chemische Kardioversion bezeichnet, aus dem Vorhofflimmern heraus zu holen. Und in einem weiteren Beitrag geht es dann um die bereits erwähnte Katheterablation.

Artikelreihe:
Risiko Vorhofflimmern, Herzschwäche und Schlaganfall droht
Risiko Vorhofflimmern: Was kann und sollte ich selbst tun?
Im Herzkatheter-Labor: Inneneinsichten eines Betroffenen
Vorhofflimmern: Ich gönne mir eine elektrische Kardioversion …
Vorhofflimmern: Die chemische Kardioversion, ob's hilft?
Vorhofflimmern: Die Katheter-Ablation steht an


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