Was tun bei Vorhofflimmern, wenn im Herzkatheter-Labor keine Ursache wie verschlossene Herzkranzgefäße gefunden wird? Und was, wenn eine elektrische Kardioversion das Vorhofflimmern nicht beenden kann bzw. dieses wiederkommt? Ärzte habe die Möglichkeit, mit Medikamenten zu versuchen, den Herzschlag zu normalisieren. Im heutigen Beitrag geht es genau um die Frage einer Behandlung mittels einer sogenannten "chemischen Kardioversion", mit der Ärzte versuchen, das Vorhofflimmern zu beenden.
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Wenn das Vorhofflimmern anhält
Vorhofflimmern kann jeden treffen – vor allem im höheren Alter. In Deutschland leiden ca. 1,8 bis zwei Millionen Menschen an Vorhofflimmern (Quelle). Ich hatte ja in diversen Blog-Beiträgen über das Thema berichtet.
Was aber, wenn die "elektrischen Kardioversion", mit der Ärzte versuchen, das Vorhofflimmern zu beenden, nicht hilft bzw. das Leiden zurück kommt? Im Beitrag Vorhofflimmern: Ich gönne mir eine elektrische Kardioversion … habe ich berichtet, dass bei mir die elektrische Kardioversion nicht half, weniger als eine Woche später war ich wieder im Vorhofflimmern.
Als ich eine Woche nach der elektrischen Kardioversion zur Kontrolle bei den Kardiologen vorstellig wurde, ließ sich das Vorhofflimmern erneut im EKG nachweisen. Es gibt zwar die Möglichkeit, eine elektrischen Kardioversion mehrfach zu versuchen. Aber nicht im Wochentakt.
Medikamente gegen Vorhofflimmern
Glücklicherweise haben die Ärzte auch die Möglichkeit, über Medikamente das Vorhofflimmern zu behandeln. Bei meiner Erstdiagnose hatte die Kardiologin mir einen Beta-Blocker zur Frequenzkontrolle des Herzschlags verordnet. Hat bei mir Null geholfen.
Im Rahmen der Kontrolle hatte ich auch ein Gespräch mit einem Kardiologen. Die geplante Kathetherablation war erst in zwei Monaten. "Jeder Tag, den Sie im Vorhofflimmern verbringen, ist ein Tag zu viel", war die Aussage des Kardiologen. Seine Argumentation: Der Vorhof wird belastet und leiert irgendwann aus. Zudem kommt es zur Umwandlung der Herzzellen, was die Behandlungsmöglichkeiten und Rezidiv-Rate negativ beeinflusst.
"Ich habe ein Medikament, wenn sie die Nebenwirkungen lesen, werfen sie es direkt weg. Aber wir haben eine 50:50 Chance, dass das Vorhofflimmern damit unterbrochen wird", war die Aussage. Unter dem Aspekt, dass die chemische Kardioversion nur einige Wochen dauert, habe ich zugestimmt.
In meinem Fall war Amiodaron das verordnete Medikament, welches die Kalium-Ionenkanäle in den Zellen verändert und so das Vorhofflimmern unterbrechen kann. Hier wird der Arzt die beste Therapie bzw. das passende Medikament auswählen und den Patienten entsprechend aufklären.
Meine Erfahrungen mit Amidoran
Angesicht der schweren Nebenwirkung solcher Medikamente war mir wichtig, dass die Dauer der Einnahme nur für zwei Monate – bis zur Katheterablation – geplant war. Das Medikament musste für zwei Wochen mit jeweils zwei Tabletten aufkonzentriert werden.
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Erstes Ergebnis: Montag Abend begann ich mit der Einnahme des Medikaments, da noch arg mit den Folgen des Vorhofflimmerns gebeutelt. Samstags wurde ich morgens wach und es ging mir gut. Die Kontrolle von Blutdruck und Puls bestätigte, dass das Vorhofflimmern weg war. Am folgenden Montag wurde dies im EKG bestätigt.
Diesen Zustand konnte ich über zwei Monate, bis zur Ablation, aufrecht erhalten. Es war wieder Sport oder Wandern möglich – ich hatte diesbezüglich mein altes Leben zurück. Die chemische Kardioversion war also ein Erfolg, und ich bin dem Kardiologen für diesen Vorschlag dankbar.
Aber "diese Rose hat auch Dornen". Ich kannte eigentlich keine Kopfschmerzen, aber kurz nach dem Start der Medikamenteneinnahme gab es immer wieder kurze dumpfe Kopfschmerzattacken. Das änderte sich erst nach ca. vier Wochen, nachdem ich von der Aufdosierphase (14 Tage) auf die Erhaltungsdosis (eine Tablette pro Tag) reduziert hatte.
Die Ärztin, bei der ich zur Kontrolle war, meinte "Wenn es mit den Kopfschmerzen zu heftig wird, lassen Sie das Medikament weg". Also ein klassischer Fall von Pest oder Cholera.
Zweite Nebenwirkung, die beschrieben wurde, waren Alpträume. Träumen ist ja schön, aber in den letzten Jahren habe ich kaum bewusst geträumt. Das war plötzlich deutlich anders – ich wurde jede Nacht von Träumen "geplagt" – ob es Alpträume waren, kann ich nicht sagen. Aber es hat mich absolut kirre gemacht.
Schlimmste Folge dieser "Träume": Ich bin aus dem Bett gefallen – die Erinnerung ist, dass ich im Traum ein Treppenhaus herunter stieg und plötzlich nach rechts in einen dunklen Schacht kippte. Es tat einen Schlag, und ich landete aus meiner Schulter. Es war zwar nur ein niedriges Bett, trotzdem hatte ich mir neben einer Schulterprellung das Schienbein aufgeschlagen. Diese Nebenwirkungsfolge stand nicht auf dem Beipack-Zettel.
Die Hausärztin schickte mich zudem "dringend" zum Augenarzt. Hintergrund ist, dass es durch dieses Medikament zu Phospholipid-Einlagerungen im Gewebe (sowie zu Zellschädigungen) kommt. Führt im Glaskörper des Auges zu Einlagerungen, die sich als Schleier bemerkbar machen. Das kann bereits nach einem Monat der Fall sein. Die Kontrolle kurz vor Ende der Behandlungsphase ergab aber keinen Befund – bei einem Auge war sich die Ärztin nicht sicher, ob etwas zu sehen sei.
Fazit von meiner Seite: Die chemische Kardioversion war bei mir erfolgreich, aber es war "Pest oder Cholera" – die Nebenwirkungen und Risiken möchte ich mir nicht über lange Zeiträume vorstellen. Hier sollte mit dem Arzt gesprochen werden, es gibt auch andere Wirkstoffgruppen zur Frequenzkontrolle des Herzschlags. Im letzten Beitrag gehe ich dann auf meine Erfahrungen mit einer Kathetherablation ein.
Artikelreihe:
Risiko Vorhofflimmern, Herzschwäche und Schlaganfall droht
Risiko Vorhofflimmern: Was kann und sollte ich selbst tun?
Im Herzkatheter-Labor: Inneneinsichten eines Betroffenen
Vorhofflimmern: Ich gönne mir eine elektrische Kardioversion …
Vorhofflimmern: Die chemische Kardioversion, ob's hilft?
Vorhofflimmern: Die Katheter-Ablation steht an
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Hallo Günther,
Das mit dem sehr regen Träumen unter Amiodaron kann ich bestätigen !
VG
Ein Leidensgenosse ( Z.n. 4 Ablationen und einigen Kardioversionen )