eScooter-Unfälle: Chefarzt schlägt Alarm – die tägliche Dosis gib uns heute

Elektrotretroller sind seit etwas mehr als einem Jahr (Freigabe am 15. Juni 2019) in Deutschland im Verkehr zugelassen. Seitdem flicken Ärzte die Unfallopfer dieser Fahrzeuge zusammen. Ärzte der Hamburger Helios-Klinik um Chefarzt Prof. Dr. Christian Kühne kennen die Folgen und schlage jetzt Alarm.


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Die Ärzte lagen mit ihren Prognosen richtig: Unmittelbar nach Einführung der E-Scooter kamen die ersten Verletzten in die Notaufnahmen. Allein in der Asklepios Klinik St. Georg, die mitten in der Hamburger Innenstadt und damit im Zentrum der mittlerweile fast 3.000 zur Miete stehenden E-Scooter liegt, wurden in den vergangenen drei Wochen mehr als 15 Verletzte behandelt.

E-Tretroller zur Ausleihe
(eScooter, Symbolbild, Quelle: Pexels, Magda Ehlers, freie Nutzung)

Erschreckende Bilanz

"Die Bilanz ist erschreckend, vor allem, weil viele Kopfverletzungen dabei waren und die Fahrer in keinem Fall einen Helm trugen", sagt Prof. Dr. Christian Kühne, Chefarzt des Chirurgisch-Traumatologischen Zentrums der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg (http://ots.de/cLCXdY). "Wir haben schon mehrere Patienten mit Verletzungen am Schädel oder im Hirnbereich behandelt, außerdem gab es bereits schwere Gelenkverletzungen, Verletzungen im Bereich des Brustkorbs und auch diverse Prellungen und Hautverletzungen", so der Unfallchirurg.

Auch die Ärzte und Pflegekräfte der Asklepios Kliniken in den Stadtteilen Altona, Wandsbek und Harburg haben bereits eine Reihe von Verletzten nach Stürzen mit den E-Scootern behandelt. "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Verletzten noch steigt, und haben deshalb beschlossen, die Unfälle so schnell wie möglich in einem Register zusammenzutragen, um unter anderem die Art der Verletzungen und die Umstände der Stürze zu dokumentieren und später für eine Studie auszuwerten," so Professor Kühne.

Unfallregister für Studie geplant

In dem geplanten Register sollen die Meldungen der Notaufnahmen und Unfallchirurgen aus allen Hamburger Asklepios Kliniken (Altona, Barmbek, Harburg, St. Georg, Nord, Wandsbek und Westklinikum) zusammengeführt werden. "Wir erfassen dann zum Beispiel den Schweregrad der Verletzung, ob der verletzte Scooter-Fahrer einen Helm getragen hat, ob er zum ersten Mal mit einem E-Scooter unterwegs war und ob es ein Sturz oder eine Kollision war", sagt Chefarzt Prof. Kühne.

"Unabhängig von den Ergebnissen der geplanten Studie ist aber jetzt schon klar, dass Scooter-Fahrer ohne Helm ein besonders großes Verletzungsrisiko haben. Auch wenn der Gesetzgeber keine Helmpflicht für E-Scooter vorsieht: als Ärzte, die diese schwerverletzten Patienten behandeln, raten wir dringend dazu, beim Fahren einen Helm zu tragen!", so der Appell von Prof. Kühne.

Damit wiederholt der Unfallchirurg aus der Asklepios Klinik St. Georg die gemeinsame, eindringliche Warnung seiner Chefarztkollegen aus der Asklepios Klinik Altona, dem Unfallchirurgen Prof. Großterlinden und dem Neurochirurgen Prof. Kehler, die bereits Ende Mai – also vor Beginn der Zulassung auf deutschen Radwegen – vor den Gefahren durch leichtsinnigen Gebrauch der E-Scooter gewarnt hatten (hier der Link zur Pressemitteilung: http://ots.de/cdH9l6). Damals hatten die beiden Chefärzte eine US-Studie aus Texas zitiert, nach der 45 Prozent aller Verletzten nach E-Scooter-Unfällen eine Kopfverletzung aufwiesen. Praktisch kein Fahrer trug einen Helm.

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