Moderater Alkoholkonsum, also der tägliche Schoppen oder ein Glas Wein zum Essen – das ist für viele Menschen Lebensqualität pur. Und hat nicht die Wissenschaft bestätigt, dass das tägliche Glas Rotwein gesundheitsfördernd ist? Wirklich?
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Schon Wilhelm Busch wusste in Die fromme Helene: "Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör!" – was aber keine gute Basis ist. Zu viel Alkohol schädigt die Leber und führt zu allerlei Krankheiten, die das Leben verkürzen (können). Andererseits: Es gibt wohl eine Reihe an Studien, die die "gesundheitsfördernde Wirkung von mäßigem Alkoholgenuss" zu belegen scheinen. Alles Wasser auf die Mühlen derjenigen, die gerne mal "einen heben" – und überhaupt, sind Abstinenzler nicht die reinsten Spaßbremsen, die misepetrig durchs Leben gehen und dann auch früher (im Vergleich zu fröhlichen Trinkern) sterben?
Studien, die die positive Wirkung von Alkohol belegen
Auch diese Meta-Studie, bei der 34 Studien ausgewertet wurden, scheint zu belegen, dass täglich ein kleiner Drink das Leben verlängern kann. Quasi die Weisheit "wer lange trinkt, wird wirklich alt" – was ja eigentlich eine Binsenweisheit ist, denn wer mit 50 beginnt, 40 Jahre mäßig zu trinken, wird schon alt werden.
Ergebnisse, die man sehen wollte!
Manchmal liefert eine solche Studie genau das, was man sehen will. Kanadische Wissenschaftler haben sich daher jetzt nochmals 87 Studien, die sich mit moderatem Trinkverhalten befassten, genauer vorgenommen. Die Ergebnisse wurden hier publiziert. Zusammengefasst lässt sich feststellen: Die Zahl der Belege, die die schädliche Wirkung des Alkohols belegen, übersteigt die Hinweise, dass ein Gläschen in Ehren gesundheitsfördernd sein kann.
Kranke Abstinenzler verfälschen Ergebnisse
Problem vieler Studien, die die gesundheitsfördernde Wirkung eines moderaten Alkoholkonsums gegenüber Abstinenz zu belegen scheinen: Die willkürliche Definition, welche Abstinenzler in die Studie mit einbezogen wurden. Oft enthielt die Gruppe der Abstinenzler kranke Menschen oder Menschen mit einer Abhängigkeit, die aus diesen Gründen keinen Alkohol konsumierten.
Also der Vergleich von Äpfel mit Birnen: Kranke Abstinenzler mit relativ gesunden, moderaten Trinkern. Dass die Gesunden deutlich fitter waren, liegt auf der Hand – und hatte mit dem Alkoholkonsum nichts zu tun. Statistisch kann man diese Effekte aus den Studienergebnissen herausrechnen. Dann verschwand aber der vorgebliche gesundheitliche Vorteil bzw. die Lebensverlängerung durch moderaten Alkoholgenuss.
Warum ich auch hin und wieder ein Glas Wein trinken werde
Eine nette Abhandlung des Themas findet sich in Spiegel Online. Scheibenkleister – so geht auch die letzte Ausrede, um ein Gläschen zu heben, dahin. Obwohl: Ein Glas Wein zum Essen, ein Schoppen am Abend oder ein Schlückchen Sekt, um den Frühling zu begrüßen, ist für machen Mitmenschen Lebensgenuss pur. Alte Erkenntnis: Lebensfreude hebt das Wohlbefinden und kann sich so wieder positiv auf die Gesundheit auswirken. Auch ich werde mir daher das gelegentliche Gläschen Wein (so 0,1 – 0,2 l) nicht nehmen lassen – und genau so sollten es auch meine Leser halten. Aber nicht übertreiben! Und nun: Schönen Start in den Frühling.
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