Eigentlich sollten wir uns auf den Spätsommer mit vielen Beeren, Pflaumen und Obst freuen. Aber in einigen Regionen Süddeutschlands dürfte diese Freude eher gedämpft ausfallen.
Anzeige
Die aus Asien eingeschleppte Kirschessigfliege hat sich momentan in einzelnen Gebieten im Süden Deutschlands (Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz) ausgebreitet und bedroht die Ernte im Sommer 2016. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) hervor.
Von der Kirsche zur Brombeere
Die besonders feuchte und warme Witterung bietet der zur Familie der Fruchtfliegen gehörenden, eingeschleppten Drosophila suzukii ideale Bedingungen. Die Population kommt jetzt aus den Kirschen und wird sich voraussichtlich über die nächsten Fruchtsorten her machen. Die Forscher berichten, dass die Kirschessigfliegen nun von der „Himbeerphase" zur „Brombeerphase" übergehen.
Projektbearbeiterin Mareike Wurdack erläutert: „Die Kirschessigfliege wandert von Generation zu Generation durch die Obstsorten. Die Schädlinge legen Ihre Eier etwa gerne in die zarten, weichen Himbeeren, die lange in der Frucht stehen und jetzt noch nachreifen. Brombeeren, die zurzeit auch bei starkem Regen ordentlich reifen, sind ebenfalls sehr attraktiv für den neuen Schädling", so die Biologin.
Drosophila suzukii befallen auch andere Früchte wie Pflaumen, Kornelkirschen, Holunder und Weintrauben. Die Leitung des Abteilungs-übergreifenden Projektes liegt bei der Abteilung Weinbau der LWG.
Typisches Schadbild: tropfende, nach Most und Hefe riechende Frucht
Das typische Schadbild zeigt eine tropfende Frucht, die mostig riecht und einfällt. Auf leichten Druck treten Tropfen aus, etwa aus Pflaumen, Mirabellen, Stachelbeeren. Bei gepflückten Himbeeren sitzt der Tropfen im hohlen Kegel in der Frucht, an der Stelle wo vorher der Zapfen war.
Anzeige
Wetterextrem feucht-warme Witterung
In diesem Jahr gab es durch den milden Winter besonders viele überwinterte Eltern-Exemplare mit einem für eine kleine Fliege besonders betagten Alter von mehreren Monaten. In Veitshöchheim erforschen die Experten der Landesanstalt die Details des Lebenszyklus und der Bevölkerungsentwicklung der Drosophila suzukii im Jahresverlauf. Dazu gehört, Überwinterungs-Quartiere und Nahrungsvorlieben, Wanderungsverhalten und damit weitere Ausbreitung zu untersuchen.
(Kirschessigfliege auf Kirschen. Foto: Geipel/ LfL)
Hinweise zur Bekämpfung für Weinbauern
Bekämpfungshinweise erhalten Winzer über das amtliche Weinbaufax Franken mit Oenofax. Welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt sinnvoll sind, erproben Gärtner und Winzer in praktischen Versuchen in den LWG-eigenen Versuchsbetrieben für Weinbau und Obstbau. Die Winzer und Gärtner testen abschreckende Substanzen zur sogenannten Vergrämung sowie Fallen samt Köder. Besonderes Augenmerk liegt auf der Untersuchung von vorbeugenden Pflegemaßnahmen wie dem Begrünungsmanagement in Rebzeilen. So kann eine kurzgehaltene Begrünung vor der Weinlese – wenn die Attraktivität der Trauben auch für die Suzukii immer weiter zunimmt – dem Winzer helfen, Zeitpunkt und Ausmaß eines Befalls zu beeinflussen.
Weitere Hinweise finden sich unter zuhause.de, auf der Seite Die Kirschessigfliege in Baden-Württemberg, unter Drosophila suzukii (Schweiz), Landwirtschaftskammer Niedersachsen und beim Bund-Themenportal.
Anzeige