In den USA gab es in Kalifornien in den Siebziger- und Achziger-Jahren eine Verbrechensserie mit Vergewaltigungen und Morden. Der Täter wurde als "Golden State Killer" bezeichnet und mit hoher Wahrscheinlichkeit jetzt gefasst. Dabei kam auch eine Ahnenforschungsplattform zum Einsatz.
Anzeige
Es ist einerseits eine traurige Geschichte, andererseits ein kriminalistischer Thriller. In den Siebziger- und Achziger-Jahren gab es eine Verbrechensserie rund um Sacramento sowie in der Bucht von San Francisco. Insgesamt 12 Morde und mehr als 45 Vergewaltigungen wurden dem Täter, auch als "Golden State Killer" bezeichnet zugeschrieben.
10 jährige Verbrechensserie
Die zehnjährige Verbrechensserie begann 1976 mit der Vergewaltigung einer 18-Jährigen im nordkalifornischen Bezirk Sacramento und endete 1986.
(Polizeiabsperrung – Quelle Pexels kat wilcox CC0 Lizenz)
Die Ermittler hatte jahrzehntelang vergeblich versucht, den Täter zu fassen. Mehr als 40 Jahre später konnten die US-Ermittler jetzt einen Verdächtigen fassen. Deutsche Welle hat hier einen Artikel zum Thema veröffentlicht.
Fahndungserfolg dank Gentechnik
Man kennt es aus dem Fernsehen: Die Spurensicherer am Tatort klauben penibel alles auf, was man finden kann. Mit Hilfe der Gentechnik ist es möglich, Genreste an Zigarettenstummeln, Kleidung, oder ein ausgefallenes Haar etc. zu sequenzieren. Hat man eine Vergleichsprobe eines Verdächtigen, kann diese auf Übereinstimmung untersucht werden. So wurden schon viele Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit überführt.
Problem: Von bekannten Tätern finden sich DNA-Sequenzen in Datenbanken. Täter, die noch nicht in Erscheinung traten, fallen dort aber durch das Raster. In einigen Fällen werden Massen-Gentests von Strafverfolgungsbehörden angeordnet. Aber in einem Staat wie Kalifornien ist das zu aufwändig. Aber jetzt kommen Kommissar-Zufall und seine Kollegin Kommissarin-Clever zum Einsatz.
Amerikaner lieben Ahnenforschung
Die Amerikaner, die ja meist von Einwandern abstammen, sind aber ganz wild auf Ahnenforschung. Die Mormonen haben ganze Kirchenbücher aus Deutschland und Europa mit Geburtsregistern digitalisiert. Ich selbst habe bestimmte Informationen in meinem Stammbaum versucht, mit deren Listen abzugleichen.
Anzeige
Diverse Ahnenforschungsplattformen bieten für wenig Geld zudem an, eine DNA-Sequenz von einer Speichelprobe zu erstellen und in die Datenbank aufzunehmen. Durch Ähnlichkeiten in der DNA-Sequenz soll man auf Verwandtschaft schließen können. Daher liegen Gensequenzen von Millionen Menschen in diesen Datenbanken. Von der Plattform MyHeritage habe ich diese Angebote ebenfalls bekommen – aber niemals angenommen.
Die US-Strafverfolger haben sich den Umstand schlicht zunutze gemacht, das auf diesen Plattformen viele DNA-Sequenzen gespeichert sind. Aus einer weggeworfenen Probe des mutmaßlichen Täters wurde die DNA-Gensequenz extrahiert. Diese verglich man mit den Daten aus verschiedenen Ahnenforschungsplattformen und hatte wohl Treffer. Man braucht nicht mal DNA des Täters, Gensequenzen aus der Verwandtschaft reichen.
So wurde wohl ein Verdächtiger, der in den 10 Jahren der Verbrechensserie als Polizist arbeitete, nach meinen Informationen aber 1979 wegen Ladendiebstahl entlassen wurde, vor einigen Tagen verhaftet. Einige Informationen zum Fall (ohne die hier beschriebenen Hintergründe zum Thema DNA-Sequenzierung) finden sich bei Spiegel Online hier, hier und hier nachlesen.
Ergänzung: Laut diesem englischsprachigen Artikel haben die Entwickler den Treffer in der mir unbekannten Datenbank der Firma GEDmatch den Treffer erzielt.
Anzeige