Bei Ausgrabungen in Pompeji (Italien) stießen Archäologen auf ein Skelett, dessen Kopf von einem großen Steinblock verdeckt war. Die Erklärung war klar: Beim Ausbruch des Vesuv wurde der fliehende Mann von dem Steinblock erschlagen. Aber die Archäologen haben sich geirrt, wie der gefundene Schädel des Toten nahelegt.
Anzeige
Es war zu naheliegend, was wohl passiert sein musste. Als im Jahr 79 nach Christus der Vesuv ausbracht, versuchten die Bewohner von Pompeji zu fliehen. Einer dieser Bewohner musste auf der Flucht von einem vom Vulkan herausgeschleuderte und heruntergefallenen Steinblock erschlagen worden sein. So stellte sich die Situation dar, als das Skelett des Unglücklichen ausgegraben wurde.
Und auch dieser Artikel oder die Beiträge hier (Gelöscht) und hier legen genau diese Deutung nahe. Der gehbehinderte, etwa 30 Jahre alte Mann wurde auf der Flucht vom Stein erschlagen. Fertig aus.
Stimmt nicht!
Nun haben die Archäologen doch noch den Kopf des Skeletts gefunden. Dieses war wegen eines Tunnels einfach in tiefere Schichten abgesunken. Und der Fund offenbare eine Überraschung: Der Schädel war nicht beschädigt, also konnte er nicht durch den Steinblock getroffen worden sein. Der Schädel erzählt wohl eine andere Geschichte. Der Mann war offenbar auf der Flucht, als er vom Ausbruch des Vesuv überrascht wurde. Die Archäologen schreiben auf Facebook:
(Mitteilung auf Facebook, Zum Vergrößern klicken)
Der Schädel des Flüchtigen wurde gefunden, das erste Opfer, das beim Bau der neuen Ausgrabungen der Regio V auftauchte, von denen bisher nur ein Teil des Skeletts gefunden wurde.
In einer ersten Phase der Ausgrabung schien es, dass der obere Teil der Brust und der Schädel, der noch nicht identifiziert war, von einem Steinblock, der das Opfer erschlagen hatte, abgeschnitten und heruntergezogen worden waren: Diese vorläufige Hypothese ergab sich aus der Beobachtung der Position des Blocks in Bezug auf die Leere des Körpers, die in der Cineritis eingeprägt war.
Die Fortsetzung der Untersuchungen an der Kreuzung zwischen der Gasse delle Nozze d'Argento und der Gasse der Balkone (dei Balconi), wo die ersten Skelettüberreste entstanden waren, brachte den oberen Teil des Körpers ans Licht, der sich in deutlich niedrigeren Höhen als die unteren Gliedmaßen befand.
Der Grund für diese stratigraphische Anomalie liegt in der Anwesenheit eines Tunnels, vermutlich aus der Bourbonenzeit, dessen Versagen zum Zusammenbruch und Abrutschen eines Teils der oberen Gliedmaßen, nicht aber des noch in die ursprüngliche Stratigraphie eingefügten Steinblocks führte.
Der Tod war also nicht, wie zunächst angenommen, auf den Einschlag des Steinblocks zurückzuführen, sondern auf eine wahrscheinliche Erstickung durch einen pyroklastischen Strom.
Die identifizierten Skelettreste bestehen aus dem oberen Teil der Brust, den oberen Gliedmaßen, dem Schädel und dem Kiefer. Gegenwärtig werden einige Frakturen untersucht, deren Natur verifiziert wird, um die letzten Momente des menschlichen Lebens genauer rekonstruieren zu können.
Sprich: Der Tote wurde von einem pyroklastischen Strom eingeholt. Die mehrere hundert Grad heißen Asche- und Gaswolken bewegen sich mit bis zu 700 km/h am Abhang des Vulkans entlang. Das Opfer hatte also keine Chance. Weitere Informationen finden sich in dieser Mitteilung (Englisch) oder hier (Deutsch).
Anzeige