Es ist schon eine skurrile Geschichte, die sich jetzt im Städtchen Goslar zugetragen hat. Bei Kontrollarbeiten an der Domvorhalle des Goslarer Doms haben Handwerker vor einigen Tagen eine versiegelte Flasche mit einem Brief aus dem Jahr 1930 gefunden. Jetzt hat sich das Rätsel, was in dem Brief stand, gelöst. Und ein kurioser Zufall gibt der Geschichte noch eine besondere Note.
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Das Wort 'Flaschenpost' schreibe ich hier in Anführungszeichen, da die versiegelte Flasche ja nicht ins Wasser geworfen wurde. Vielmehr ist die Flasche mit dem Brief eine Zeitkapsel, die von Dachdeckern im Jahr 1930 im Dom hinterlassen wurde.
('Flaschenpost' Dom Goslar, Quelle: NDR-Bericht)
Der NDR berichtete hier über den Fund. Die Flasche und der darin enthaltene Brief sollte untersucht und das Schriftstück als Zeitzeugnis archiviert werden. Am Fundort der Flasche wurde eine Kopie deponiert.
Der Finder ist Enkel des Briefschreibers
Montag haben die Verantwortlichen der Stadt Goslar den Inhalt des Briefes bekannt gegeben und es gab weitere Details zum Finder. Der NDR hat gestern einen Kurzbeitrag veröffentlicht. Das Schreiben von 1930, getippt auf einer Schreibmaschine, enthält zwar einige Tippfehler, liefert aber einen Einblick in die damalige Zeit und besitzt folgenden Wortlaut:
"Am 26. März 1930 wurden die beiden unteren Flächen der Domhalle neu in Schiefer gedeckt., es war dies nach 100 Jähr. Standhaltigkeit. Hoffen auch wir das unsre Nachkommen dies Schreiben in einer besseren Zeit mal vorfinden. Schwere Kriegsjahre haben wir hinter uns, gekämpft haben bis zum letzten, dann kamen die Inflationsjahre, wo wir die ganze Woche arbeitetn für 1 Pfd. Butter, und 1 Brot. Im Märzn1930 wurde der QYoungplan unterzeichnet, was für uns eine schwere Zeit bringen wird. Im ganzen deutschen Reich ist viel Arbeitslosigkeit
Das Rheinland ist immer noch von Franzosen besetzt
Wir wünschen uns bald bessere Zeiten.
Ernst Holzberg, Dachdecker
Hermann Blankenstein, Dachdecker
Willi Brandt, Dachdeckerlehrl.
Fritz Wagener, ´´ ´´ ´´
Goslar, den 26. März 1930
Der heutige Finder der Flaschenpost, der Dachdecker Peter Brand, ist ein Enkel von Willi Brand, dem damaligen Dachdeckerlehrling. Einige Zusatzinformationen sind dem NDR-Beitrag, Spiegel Online und dem Abendblatt (gelöscht) zu entnehmen.
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