Pro Jahr infizieren sich jährlich 400.000 bis 600.000 Patienten an Krankenhauskeimen. Von den Infizierten sterben 10.000 bis 20.000 Menschen an diesen Infektionen.
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Diese Zahlen wurden in einer vom Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichten Studie genannt. Dazu hat das RKI zusammen mit Partnern aus Berlin und Stockholm eine aktuelle Schätzung zur Krankheitslast durch im Krankenhaus erworbene Infektionen erstellt. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten und dem Nationalen Referenzzentrum für die Surveillance nosokomialer Infektionen an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Eurosurveillance (46/2019) erschienen. Ziel der Studie war es, genauere Zahlen über Infektions- und Sterberaten zu erhalten.
(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)
Sterbezahlen nur schwierig zu erfassen
Die in der neuen Studie geschätzte Zahl der Infektionen in Deutschland liegt bei 400.000 bis 600.000 pro Jahr und damit im Bereich vorheriger Hochrechnungen. Die Zahl der Todesfälle kann durch die weiterentwickelte Methodik verlässlicher erfasst werden und liegt jetzt bei 10.000 bis 20.000. Eine frühere Schätzung hatte 10.000 bis 15.000 Todesfälle pro Jahr ergeben. Generell sind Todesfälle durch nosokomiale Infektionen (Krankenhauskeime) schwer zu bestimmen. Denn viele Betroffene leiden an schweren Grundkrankheiten, die bereits ohne Krankenhausinfektion häufig zum Tod führen.
Statistik: Gute Zahlen, schlechte Zahlen
Die gute Nachricht: Der Anteil der Patienten, die während eines Krankenhaus-Aufenthaltes eine Infektion bekommen, ist in Deutschland mit rund 3,6% niedriger als im EU-Durchschnitt (5,5%).
Bezogen auf die Bevölkerung liegt Deutschland bei der Zahl der Infektionen und Todesfälle sowie der Krankheitslast (DALY) aber über dem europäischen Schnitt. So erkranken hierzulande jährlich 500 bis 650 Patienten pro 100.000 Einwohner an einer Infektion durch Krankenhauskeime. Im EU Durchschnitt sind es 450 bis 500 Erkrankte pro 100.000 Einwohner.
Derartige Zahlen können nicht isoliert betrachtet werden, bei einem Vergleich müssen die unterschiedlichen Gesundheitssysteme in den europäischen Ländern mitberücksichtigt werden. Die Wissenschaftler haben für die neue Studie fünf Infektionen betrachtet, die fast 80% der im Krankenhaus erworbenen Infektionen ausmachen:
- Lungenentzündungen,
- Harnwegsinfektionen,
- Wundinfektionen,
- Clostridium difficile-Infektionen und
- Blutstrominfektionen.
Die Daten stammen aus der sogenannten Punktprävalenzstudie 2011/2012 des Nationalen Referenzzentrums. (via)
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