Noch eine kurze Information in Sachen Coronavirus-Pandemie. Eine neue Studie liefert Hinweise, dass die seit 1922 bekannte Impfung gegen Tuberkulose eventuell gegen eine Infektion mit dem Coronavirus helfen könnte.
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Die COVID-19-Infektion hat sich auf die meisten Länder der Welt ausgebreitet. Rätselhaft ist, dass die Auswirkungen der Krankheit in den verschiedenen Ländern unterschiedlich sind. Dies wird auf Unterschiede in den kulturellen Normen, den Bemühungen zur Eindämmung der Krankheit und der Gesundheitsinfrastruktur zurückgeführt.
Möglicherweise eine andere Erklärung
Ich hatte es die Tage schon in den Nachrichten von einem Virologen vernommen, bin aber über den nachfolgenden Tweet erneut auf das Thema gestoßen. Eine neue Studie liefert Ansätze für eine andere Erklärung.
Has the key to a coronoavirus vaccine been staring us in the face for a century? https://t.co/0Ak4kNijiZ
— Aryeh Goretsky (@goretsky) April 7, 2020
Die Autoren der Studie haben sich die Daten unter dem Aspekt, welche Impfungen bei Kindern vorgenommen werden, angesehen. Sie diskutieren die Frage, dass die nationalen Unterschiede in den Auswirkungen von COVID-19 teilweise durch die unterschiedliche nationale Politik in Bezug auf die Impfung von Kindern mit dem Bacillus Calmette-Guerin (BCG) erklärt werden könnten. Das ist aber die in Deutschland bekannte Impfung gegen Tuberkulose, wie man auf Wikipedia nachlesen kann.
Tuberkulose-Impfung: Schutz gegen Atemwegsinfektionen
Laut Studienautoren wurde berichtet, dass die BCG-Impfung einen breiten Schutz vor Atemwegsinfektionen bietet. Daher haben die Studienautoren die Impfpolitik zahlreicher Länder in Bezug auf die BCG-Impfung mit der Morbidität und Mortalität von COVID-19 verglichen.
- Dabei stellten die Forscher fest, dass Länder ohne eine universelle BCG-Impfpolitik (Italien, Niederlande, USA) stärker betroffen sind als Länder mit einer universellen und langjährigen BCG-Impfpolitik.
- In Ländern, in denen die universelle BCG-Politik erst spät begonnen hat (Iran, 1984), war die Sterblichkeitsrate hoch, was mit der Vorstellung übereinstimmt, dass die BCG die geimpfte ältere Bevölkerung schützt.
- Die Studienautoren stellten auch fest, dass die BCG-Impfung die Zahl der gemeldeten COVID-19-Fälle in einem Land reduzierte.
Daraus ziehen die Studienautoren den Schluss: Die Kombination aus reduzierter Morbidität und Mortalität macht die BCG-Impfung zu einem potenziellen neuen Instrument im Kampf gegen COVID-19.
VPM1002-Anwendung zu Behandlung von COVID-19
Im Wikipedia-Artikel findet man bereits die Information, dass am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin der BCG-Impfstoff mit Hilfe gentechnischer Verfahren so aufgerüstet wurde, dass er noch wirksamer sein könnte. Der neue Impfstoff mit dem Namen VPM1002 soll wie BCG die unspezifische oder die angeborene Immunabwehr stärken, gleichzeitig sicherer und wirksamer sein.
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Die Vakzine Projekt Management GmbH (VPM) in Hannover möchte diesen Impfstoff auch gegen COVID-19-Erkrankungen einsetzen um damit den Verlauf zu mildern und schwere Covid-19-Verläufe zu verhindern. Dies soll als Zwischenlösung dienen, bis ein spezifischer SARS-CoV-2-Impfstoff verfügbar ist. Der Impfstoff erreicht allerdings keine Immunisierung gegen das Virus SARS-CoV-2. Der Vorteil dieses unspezifischen Immunisierungsansatzes durch die Stärkung körpereigener Abwehrkräfte ist, dass dieser auch gegen veränderte Virusvarianten wirksam sein könnte.
Eine Phase-I-Studie mit dem Impfstoff VPM1002 wurde bereits in den Jahren 2009 und 2010 in Neuss mit 80 Probanden getestet und mit guter Verträglichkeit bewertet. Der Impfstoff VPM1002 wird in einer Phase-II/III-Studie bis 2020 an 2000 Menschen in Indien getestet.
Das Ärzteblatt befasste sich bereits am 24. März 2020 in diesem Artikel mit der Frage, ob Tuberkulose-Impfstoffe die Abwehrkräfte gegen SARS-CoV-2 verstärken können. Die dort diskutierten Informationen sind auch für Laien verständlich und recht interessant. Es tut sich also einiges.
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