Neue Theorie zum Tunguska-Ereignis

Was löste am 30. Juni 1908 über der sibirischen Region Tunguska die größte bekannte Explosion der Neuzeit (mit der Explosionskraft von 185 Hiroshimabomben) aus? Russische Wissenschaftler liefern eine neue Theorie.


Anzeige

Das Tunguska-Ereignis von 1908

Es gehört zu den größten Rätseln der letzten 150 Jahre. Am 30. Juni 1908 fand im sibirischen Gouvernement Jenisseisk, heute Region Krasnojarsk, in der Nähe des Flusses Steinige Tunguska (Podkamennaja Tunguska) im Siedlungsgebiet der Ewenken eine gigantische Explosion statt.

Bei diesem sogenannten Tunguska-Ereignis wurden Bäume bis in etwa 30 Kilometer Entfernung entwurzelt und Fenster und Türen in der 65 Kilometer entfernten Handelssiedlung Wanawara eingedrückt. Experten schätzen, dass auf einem Gebiet von über 2000 km² rund 60 Millionen Bäume umgeknickt wurden. Noch in über 500 Kilometern Entfernung wurden ein heller Feuerschein, eine starke Erschütterung, eine Druckwelle und ein Donnergeräusch wahrgenommen, unter anderem von Reisenden der Transsibirischen Eisenbahn.

Die Einwohner des Ortes Kirensk, 450 km vom Ereignisort entfernt, sahen eine Fontäne aufsteigen, woraus die Höhe der Fontäne mit mindestens 20 km geschätzt wird. Aufgrund der dünnen Besiedlung des Gebietes gibt es keine verlässlichen Berichte über Verletzte oder Tote. Je nach Quelle werden getötete Rentiere und keine oder bis zu zwei menschliche Opfer genannt. In allen meteorologischen Stationen Europas und Nord-Amerikas registrierten die Seismographen die Erschütterung dieser Explosion.

Ursache bis heute unbekannt

Die Ursache des Ereignisses ist bis heute unbekannt. Von einem Einschlag eines größeren Meteoriten über einen Kometen bis hin zu vulkanischen Eruptionen oder Methangas-Explosionen wurden viele Ursachen vermutet. Bezüglich der Einschlagstheorie gibt es das Problem, dass kein entsprechender Krater gefunden wurde. Vulkane gibt es in diesem Gebiet auch keine. Einen Krater, der durch eine riesige Methangas-Blase, die sich entzündete, gerissen worden ist, hat man auch nicht gefunden.

Eine Atombomben-Explosion ist ins Reich der Verschwörungstheorien zu verorten – Radioaktivität hat man dort auch keine gefunden.

Neue Theorie: Eisenmeteorit

Russische Wissenschaftler um Dr. Sergei Karpov vom Kirensky Institut für Physik in Krasnojarsk haben jetzt eine im Fachjournal "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" (DOI: 10.1093/mnras/staa329) eine neue Erklärung geliefert. Die Schäden im Tungska-Gebiet lassen sich am besten mit einem Ereignis erklären, bei dem ein größerer Eisenmeteorit mit einem Durchmesser von 100 bis 200 Metern die Erdatmosphäre ca. 3.000 Kilometer lang bis in Höhen von 10 bis 15 Kilometer durchflog. Auf Grund der Geschwindigkeit von 20 km/s kam es aber zu keinem Einschlag, sondern ein Teil des Körpers verdampfte und der Rest verließ die Erdatmosphäre und ging wieder in eine Umlaufbahn um die Sonne über.

Die dabei gebildete Schock- und Stoßwelle kann durchaus die beobachteten Schäden verursacht haben. Seit dem Meteor von Tscheljabinsk, der um den 15. Februar 2015 über dem Ural verglühte, weiß man, welche Schäden selbst ein kleiner Körper anrichten kann. Ich hatte das in diesem Artikel kurz angerissen. Etwas mehr Informationen zur neuen Theorie finden sich in diesem Artikel von Grenzwissenschaften-Aktuell.


Anzeige

Dieser Beitrag wurde unter Natur abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert