Gibt es Leben in der Venus-Atmosphäre?

Venus und Mond am Morgenhimmel (15.9.2020)Die Venus, auch als Morgenstern bezeichnet, steht aktuell (September 2020) hoch am Morgenhimmel. Der zweitnächste Planet in Richtung Sonne und Nachbar der Erde, ist eigentlich eine Gluthölle mit einer mittleren Temperatur von 464 °Celsius an der Oberfläche. Die Atmosphäre der Venus ist 90 mal so dicht wie auf der Erde und auf mittlerem Bodenniveau der Oberfläche herrscht ein Druck von 92 bar. Und trotzdem konnten Wissenschaftler jetzt überraschend Lebensbausteine in der Venus-Atmosphäre nachweisen.


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Das nachfolgende Foto des Morgenhimmels habe ich am 15. September 2020 um 6:14 Uhr geschossen. Der abnehmende Mond ist als Sichel zu sehen, und rechts oberhalb steht der Planet Venus als Morgenstern am Himmel. Ganz unschuldig, in hellem Glanz erscheinend. Von Teleskop-Aufnahmen wissen wir aber, dass die Venus eine so dichte Atmosphäre besitzt, dass die Oberfläche niemals sichtbar wird.

Venus und Mond am Morgenhimmel (15.9.2020)
(Venus und Mond am Morgenhimmel (15.9.2020))

Von Raumsonden, die die Venus besucht haben und teilweise auf der Oberfläche gelandet sind, kennen wir die oben wiedergegebenen Werte für Luftdruck und Temperatur – weitere Details sind in der Wikipedia nachlesbar

Leben in der Hölle der Venus?

Angesichts der Werte für Luftdruck und Temperatur hat sich die Wissenschaft im Sinne der 'Forschung nach Leben' von der Venus abgewandt. Ähnlich wie Merkur und Mond wurde die Venus diesbezüglich als 'steril' angesehen. Nun gibt es eine faustdicke Überraschung, die in Natur veröffentlich wurde. Zwei Teams von Wissenschaftlern haben in den Atmosphärenschichten der Venus das Gas Phosphin (PH3) nachgewiesen.

Jane Greaves, Astrobiologin an der Universität Cardiff und Leiterin des internationalen Forschungsteams, hat mit ihrem Team Messungen in der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten vorgenommen. Der Nachweis von Phosphin auf der Venus ist für die Wissenschaftler ein deutlicher Hinweis auf außerirdisches Leben. "Als wir in den Messergebnissen die ersten Anzeichen für Phosphin in der Venus-Atmosphäre sahen, war das für uns ein Schock", wird Jane Greaves von tagesschau.de zitiert.

Wissenschaftler wissen, dass in der Venusatmosphäre, die zu großen Teilen aus Schwefelsäuretröpfchen besteht, in 50 Kilometer Höhe eine Temperatur von 30 Grad Celsius herrscht. Also temperaturmäßig recht lebensfreundlich und auch der Druck liegt, ähnlich wie auf der Erdoberfläche, bei einem Bar. Genau in diesen Wolkenschichten in 50 km Höhe über der Venus-Oberfläche haben zwei Teams von Wissenschaftlern Untersuchungen mit Radioteleskopen vorgenommen. Von beiden Teams wurden in den Signalen, die mit Radioteleskopen aufgezeichnet wurden, unabhängig voneinander Phosphin entdeckt.

Phosphin: Extrem giftig, aber Lebensbaustein

Das extrem giftige Phosphin, das aus einem Phosphoratom besteht, an das drei Wasserstoffatome gebunden sind, kann auf natürliche Weise eigentlich nicht ohne weiteres entstehen. In einer Atmosphäre mit ungebundenem Sauerstoff bindet sich der Phosphor sofort mit diesem Gas. Phosphin kommt auf der Erde natürlich nur an exotischen Orten, wie in Mooren, im Darm von Fischen, in Pinguin-Kot etc., an denen Sauerstoff fehlt, vor.  


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Für Sauerstoff-atmende Lebewesen sind Phosphine stark giftig, aber es kann für Lebewesen, deren Stoffwechsel keinen Sauerstoff benötigt, ein wichtiger Teil ihres Stoffwechsels sein. Astrobiologen betrachten daher Phosphin als starkes Indiz für potentielles Leben. Hätte ich auch nicht gedacht, als ich heute Morgen die Venus fotografiert habe – aber auch das irdische Leben ist voller Überraschungen.


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