Aktuell warten viele Menschen ja noch auf ihre Impfung gegen das Coronavirus (SARS-CoV-2), die per Spritze beim Arzt oder in Impfzentren verabreicht wird. In der Forschung ist man aber schon einen Schritt weiter. An der Universität Würzburg arbeitet man an einem Ansatz zur oralen Impfung gegen das Coronavirus – also einfach schlucken.
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"Schluck-Impfung" gegen SARS-CoV-2
Wissenschaftler rund um Thomas Rudel, Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), arbeiten seit einem Jahr an einer Impfung, die gegen das SARS-CoV-2-Virus schützen soll. Das Neue: Statt einer Verabreichung per Spritze soll eine Schluckimpfung (wie beim Impfstoff gegen Kinderlähmung) durchführen lassen.
(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)
Professor Thomas Rudel arbeitet mit dem biopharmazeutischen Unternehmen Aeterna Zentaris GmbH zusammen, um eine möglicherweise signifikante Verstärkung im Kampf gegen die weltweite Corona-Pandemie zu ermöglichen. Eine Impfung, die nicht mit der Spritze, sondern in Form einer Kapsel, die einfach geschluckt werden kann, verabreicht wird. Die präklinische Entwicklung, die den Weg zu ersten klinischen Studien an Menschen ebnen soll, hat bereits angefangen.
Professor Thomas Rudel sagt dazu: "Wir verwenden einen Ansatz, der schon seit vielen Jahren, millionenfach als Schutz vor einer Typhus-Infektion im Einsatz ist". Der orale Typhus-Impfstoff basiert auf einem speziellen Bakterienstamm, Salmonella Typhi Ty21a.
Potentiell starke Immunantwort
Mit dem gleichen Bakterienstamm arbeiten jetzt auch Professor Thomas Rudel und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in seinem Labor. Allerdings mit einer bedeutenden Modifikation: „Wir haben die Bakterien so programmiert, dass sie SARS-CoV-2-Antigene produzieren", erklärt der Mikrobiologe. Unterstützt wurde Rudel dabei von der Mikrobiologin Dr. Birgit Bergmann. In einer Kapsel vor dem Angriff der Magensäure geschützt, sollen die Bakterien nach der Passage durch den Magen im Dünndarm des Menschen ihre Wirkung entfalten. Der wissenschaftliche Ansatz geht davon aus, dass die Bakterien dort die Antigene dem Immunsystem präsentieren können.
„Spezielle Zellen in der Darmwand sollen dafür sorgen, dass Bakterien und die Antigene von Immunzellen aufgenommen und in lymphoides Gewebe weitertransportiert werden", sagt Rudel. Dort könnten sie wiederum andere Zellen des Immunsystems aktivieren – sogenannte B- und T-Zellen – und eine Immunantwort in Gang setzen. Rudel hofft, dass diese Immunantwort im Erfolgsfall so stark ist, dass alle Schleimhäute des Menschen in Alarmbereitschaft versetzt werden, und in der Folge Coronaviren schon dort am Eindringen in den Körper gehindert werden.
Eingebauter Sicherheitsanker
Dass die von Rudels Team entwickelten Bakterien nicht ein, sondern gleich zwei Antigene produzieren sollen, hat einen einfachen Grund: Wie sich in den vergangenen Monaten gezeigt hat, mutiert SARS-CoV-2 häufig. Das könnte zur Folge haben, dass ein Antigen nur noch schwach wirksam ist, wenn das Virus sich entsprechend verändert haben sollte. Das zweite Antigen könnte deshalb als „Sicherheitsanker" dienen: Es basiert auf einem Gen, von dem sich gezeigt hat, dass es nur selten mutiert.
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Vergleichsweise günstig herzustellen, einfach zu verabreichen und relativ stabil auch bei normalen Temperaturen: Dies sind ein paar vorteilhafte Eigenschaften, die ein solcher, neuartiger Impfstoff besitzen könnte, wenn er es zur Marktreife gebracht hat. Das würde ihn im Erfolgsfall auch für den Einsatz in Ländern attraktiv machen, in denen es schwierig ist, eine Kühlkette mit Temperaturen von bis zu minus 70°C ohne Unterbrechung zu gewährleisten.
Erfahrung aus früherer Impfstoffentwicklung
Thomas Rudel und sein Team entwickeln mit finanzieller Unterstützung der Aeterna Zentaris GmbH die Impfstämme und werden präklinische Arbeiten absolvieren; nach erfolgreichem Abschluss der Präklinik würde für die nachfolgenden klinischen Tests das Pharmaunternehmen zuständig sein. Rudel ist zuversichtlich, dass die dafür nötigen Genehmigungen relativ schnell vorliegen könnten. Bereits vor ein paar Jahren hatte Aeterna Zentaris mit einem ähnlichen Verfahren an einem Impfstoff gegen Prostatakrebs gearbeitet, der kurz vor der Aufnahme klinischer Prüfungen stand und behördlich für die klinische Untersuchung abgesegnet worden war. Auf diesen Erfahrungen kann das Team jetzt aufbauen.
Trotz aller Euphorie: Eine Garantie dafür, dass schon bald eine orale Impfung gegen Covid-19 in den Apotheken liegt, gibt es nicht, warnt Rudel. Schließlich seien schon viele Wirkstoffe selbst in einem späten Entwicklungsstadium gescheitert, weil sie nicht ausreichend wirksam waren oder unerwartete und unerwünschte Effekte gezeigt haben. Dieses Risiko bestehe immer. Umso gespannter wird Rudel die kommenden Monate abwarten.
Unterstützung vom SFT
Unterstützung bei der Entwicklung des potenziellen Impfstoffs hat Thomas Rudel auch vom Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) der Universität Würzburg erhalten. Dr. Iris Zwirner-Baier, stellvertretende Leiterin des Servicezentrums und Patentmanagerin, stand ihm bei allen Fragen rund um Patentierung und Lizensierung mit ihrer langjährigen Expertise zur Seite.
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Wenn ich es recht verstehe, wäre der besondere Charme dieser Methode, dass man die Produktion des COVID-Antigens dabei dem als "Haustierchen der Impfstoffbastler" schon länger gebräuchlichen Bakterium überlässt, während es bei den ansonsten bisher verfügbaren Impfstoffen die menschlichen selbst Körperzellen wären (via Einschleusung der mRNA oder Infektion mit dem Vektorvirus); was ja nicht so ganz ohne ist. Und ferner: Weil man dabei auch tunlichst darauf achtet, dass die Bakterien selbst nicht resistent sind, könnte man sie im ungünstigsten Fall mit Antibiotika platt machen. – Das wären so meine ersten Überlegungen dazu.
Aber was mich nun wirklich nicht begeistert, ist, dass die Chose sofort schon wieder unter Patentschutz ("Intellectual Property Rights") segelt. – Wenn allerdings sogar die USA für ihr Zeugs zum Patentverzicht bereit sind (und die WHO dafür plädiert), steht die dt. Regierung mal wieder moralisch auf der dunklen Seite … Anscheinend begreifen's hier manche immer noch nicht, was die Uhr geschlagen hat. Irgendwann muss die Gier in einer Notlage auch mal eine Grenze haben.
Es gab letzthin den Bericht einer unabhängigen Komission (IPPPR) über die Rolle der WHO und der Regierungen in der Pandemie und die notwendigen Konsequenzen daraus. – Das Ergebnis ist recht eindeutig: Versagen auf ganzer Linie, die Pandemie wäre zu stoppen gewesen. – Eine ganz, ganz üble Rolle spielen dabei die sog. "International Health Regulations" (IHR), die dem freien Güterverkehr und dem Welttourismus absoluten Vorrang vor der Gesundheit der ganzen Menschheit verschaffen und deretwegen die WHO so elend lange herumgeeiert hat, bis die Pandemie dann endlich überhaupt offiziell als solche festgestellt wurde. – Da war das Virus längst schon überall. – Schließlich leben wir nicht mehr im Zeitalter der Postkutschen und Segelschiffe. – Und die Regierungen ließen selbst dann noch weiter alles schleifen, bis in der direkten Nachbarschaft nicht mehr zu übersehen war.
Den erwähnten Bericht samt Materialien gibt es hier:
"The Independent Panel for Pandemic Preparedness and Response"
*ttps://theindependentpanel.org/mainreport/
Ist allerdings 'ne ganze Menge Holz und sehr materialreich mit vielen detaillierten Quellen (u.a. eine Übersicht des Anfangs der Pandemie und vieles mehr). – Die Referenz für etliche Sachbücher der nächsten Jahre.
Zum Patentschutz bin ich schlicht nicht bei dir. Denn der ist nicht wirklich das Problem bei den COVID-19-Impfstoffen. Die Haltung von US-Präsident Biden ist freundlich ausgedrückt, schlicht bigott – einfach informieren, wie es mit dem Export von Impfstoffen und Vorprodukten aus den USA ausschaut.
Leider wird momentan aus politischen Gründen und aus einer bestimmten Ecke mal wieder eine Sau durch's Dorf getrieben, die keine zusätzliche Impfstoffdose produziert, die Biontechs & Co. dieser Welt aber schlicht platt macht. Wer würde als Angel-Investor noch einen müden Cent in so was investieren, wenn kurz nach Marktreife (von mehreren hundert Ansätzen haben es aktuell gerade mal eine Hand-voll Impfstoffe bis zur Zulassung geschafft) die "gierigen" Investoren bzw. deren Firmen über Patentfreigabe enteignet werden – weil der Zeitgeist meint, es wäre genug. Und die Gutmenschen mögen sich auch mal ansehen, wo ihre Pensionskassen etc. teilweise investiert sind. Die Diskussion möchte ich sehen, wenn die Vorstände der Pensionskassen-Fonds mitteilen: Sorry, eure Renten werden um x % gekürzt, weil die Patente freigegeben und unseren Investitionsbeteiligungen die Einnahmen gekappt wurden. Ist halt arg kompliziert, diese Wirtschaft.
Nur kurz angemerkt, es ist problemlos möglich: a) Impfstoff zum Selbstkostenpreis abzugeben, und b) Lizenzen zum Nulltarif für eine bestimmte Zeit zu vergeben. Also die betreffenden Firmen und Fachleute mit ins Boot nehmen. Aber das wurde von "interessierter politischer Seite" bisher m.W. nicht in die Diskussion eingeworfen. Da gibt man sich lieber Enteignungs-Phantasien hin – was aber noch nie funktioniert hat.
Da ich aber bis vor 28 Jahren als Ing. auch Projekte im Pharmabereich hatte (auch in den ehemaligen Behringwerken in Marburg, wo jetzt eine Pharmaanlage von Biontech übernommen wurde), weiß ich in etwa noch, dass da mehr zur Impfstoffproduktion gehört, als eine Formel zu haben und mal was zusammen zu panschen. Noch vor nicht allzulanger Zeit habe ich über krebseregende Zusatzstoffe in Generika für Blutdrucksenker berichtet – die stammen aus Asien, wo die Prozessparameter bei der Wirkstoff-Synthese nicht eingehalten wurden, so dass die krebserregenden Stoffe entstehen konnten … kontrolliert wurde auch nie.
Ist so ähnlich wie bei meinen Blogs: Wenn alle Besucher meinen, Werbung zu blocken (oder sanktions- und risikolos die Inhalte 1:1 übernehmen zu können), und meine Einnahmen gegen 0 gehen, muss ich schlicht den Stecker ziehen. Und dann macht es auch keinen Sinn, den nächsten Ansatz mit gleichem oder ähnlichem Geschäftsmodell unter neuem Anstrich aufzusetzen. Intellektual Property Rights und Patente haben schon seinen tieferen Sinn und sollten nicht nach Gutdünken aufgehoben werden.
Bin auch der Meinung der Patentschutz (allgemein) ist eine sinnvolle Sache und muß so bleiben. Wo kämen wir da hin wenn Hinz und Kunz ohne den finanziellen und fachkompetenzlichen Aufwand dann billig absahnen könnten.
Genau wie du schreibst, Lizenzen, und ich würde es nicht zum Nulltarif machen, sind die sinnvolle Lösung.
Nachgedacht und ich korrigiere mich. Nulltarif hatte ich im ersten Moment als "für Lau" interpretiert. In diesem Fall, wenn Nulltarif kostendeckend bedeutet, ist es natürlich ok.
Oh jeh! – Ich bin wirklich sehr erstaunt, was ich alles gesagt haben müsste, damit die Antworten dazu passen könnten. Aber sei's drum, ich lasse die Missverständnisse mal so stehen, weil es sonst endlos ausufern würde. – Dass der nächste richtige Spielzug Richtung Biden folgerichtig "call the bluff" wäre (und von dort außer Kapital und Produktionskapazität zum US-Inlandsbedarf nichts Großartiges beigetragen wurde, auch nicht zur Entwicklung), weiß ich und war implizit als Wissensstand vorausgesetzt. Hätte ich all sowas immer noch extra dazu schreiben müssen …?
Wenn man das über Lizenzen pragmatisch und schneller regeln kann, soll mir das nur umso mehr recht sein! – Ich bin, wie man weiß, nur an den harten Themen und der Sache selbst interessiert; also in diesem Fall: Wie kriegt man den ganzen Kram möglichst rapido geregelt und hält alles draußen vor, was den Betrieb nur stört.
Was ich gar nicht mag, und da schon wieder am Horizont heraufziehen sah, ist dies:
Es gibt einige brillante Leute, die grad 'nen Spitzenjob machen, die uns buchstäblich den A**** retten, und andererseits zu viele Dünnbrettbohrer, Schwätzer und Totalversager, die sie behindern und die man beiseite schieben muss. (Letztes Jahr schrieb ich noch etwas von Fürstenerziehung. Inzwischen ist mein Geduldsfaden aber ganz am Ende, und ich bin mehr für abräumen.)
Ich erwähnte ja auch noch den Report der Untersuchungskommission, der in den Nachrichten nur recht wenig vorkam. – Wer außer meiner ganz unmaßgeblichen Meinung dazu etwas hören will, kann sich den Schluss von "Kekulés Corona-Kompass" #183 (18.05.2021) antun: In voller Zustimmung zu dem Report schätzt Prof. Kekulé eine insgesamt fünfstellige (!) Zahl von Toten, die bei korrektem Pandemie-Management allein für Deutschland bisher vermeidbar gewesen wäre.
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen, außer der Bitte, meinen gelegentlichen Furor zu entschuldigen.
Den Report der WHO, das die COVID-19 Epedemie in diesem Ausmaße durch schnelles Handeln verhindert hätte werden können, den Du mir auch zugeschickt hattest, kannte ich bereits. Die WHO-Empfehlungen zielen aber auf Regierungen und sollen als Blaupausen für künftige Epidemien dienen. Daher habe ich es im Blog hier – da zu abgehoben für die Leserschaft – nicht thematisiert.
Generell alles ein schwieriges Thema – wie so viele Felder. Ich reagiere aber immer allergisch, wenn a) der Stammtisch besser als der Trainer weiß, wie die WM zu holen ist, oder b) irgendwelche Politiker plötzlich "kluge Ratschläge" erteilen …
Hm, … den Link zum Report hatte ich am Tag der Veröffentlichung (Pressekonferenz) per Mail geschickt und war erkennbar nur als reine Hintergrundinfo gedacht. (Dass es viel Arbeit wäre, ihn auszuwerten, steht hier ja weiter oben auch.) – Ich mag nicht mehr und muss mir nichts beweisen. Dies hier ist endgültig mein letzter Beitrag. Als ahnungslosen Schwadroneur lasse ich mich nicht beschimpfen.
Abschiedsgruß auch an die Mitleser.
Schade, macht's gut!
@Andreas B. SH, Abschiedsgruß…
Bitte nein, ich würde das sehr bedauern. Schlaf' nochmal drüber…
@Andreas B. SH: Mit dem Exit scheint ein Missverständnis vorzuliegen – ich sehe gerade, dass der Text missverständlich interpretiert werden kann. Kommentare müssen binnen einer Minute formuliert sein (ich habe ja mehrere Blogs, muss täglich zig Kommentare moderieren und schräges ggf. auch rausfischen) – da kann ich nicht jede Formulierung 10 Mal feilen und auf die Goldwage legen.
Falls Du meinen letzten Absatz in den falschen Hals bekommen hast: Der war a) nicht auf deinen Kommentar und die Info bezogen (auch wenn man das so herauslesen kann – aber ich lösche hier durchaus immer wieder Kommentare, die sich in Richtung Q-Anon und COVID-19-Leugner einsortieren lassen – das ist dann der Punkt, wo der Stammtisch mehr als der Trainer zu wissen glaubt, zudem werden die Beiträge hier im Blog auch automatisch in sozialen Medien gepostet, wo ich dann oft auch recht schräge Antworten bekommen – und genau dies hatte ich mit obigem Absatz im Sinn) – sowie b) das "abgehoben" bezog sich auf das, was ich an Aufwand zur Aufbereitung reinstecken müsste – oder was der interessierte Leser bzw. Leserin jetzt praktisch für seine tägliche COVID-19-Aktivitäten rausziehen kann. Da deckt sich das Thema "was vermeidbar gewesen wäre und hilfreiche Empfehlungen für Regierungen zur nächsten Pandemie" eher nicht mit dem Scope an geplanten Beiträgen.
Also nicht so interpretieren, dass ich dir auf die Füße treten wollte.
Seitenbemerkung: Wir reden davon, dass solche Artikel vielleicht von 10 bis 20 Leuten abgerufen werden (der Beitrag hier kommt auf sagenhafte 86 Abrufe) – nur mal zur Orientierung.
Alles was hier im Blog erscheint, wird verfasst, weil es mir entweder Spaß macht oder ich es als extrem wichtig erachte. Ist aber täglich ein Kompromiss, den ich eingehe. Vernünftig wäre es, hier im Blog den Stecker zu ziehen und mich auf meinen deutschen IT-Blog zu fokussieren – und ansonsten mehr spazieren zu gehen ;-).
Will ich aber so schnell noch nicht machen – da ich nicht alles rational entscheide …
Und spätestens hier juckt der in mir schon lange schlummernde Einwand … Es war in der Finazkrise vor etwa 10 Jahren, als Günter Ederer für irgendein TV-Magazin in einer Reportage
Finanzämter in Deutschland besuchte, um zu fragen, wie es denn so läuft. Er kam dann auch zum FA Bad Homburg.
Auf seine Frage trat der Amtsleiter ans Fenster zeigte durchs Fenster auf die Hügel des Taunus. "Schaun Sie, Herr Ederer, eine wunderschöne Gegend, dort wohnen nur arme Leute, wir habe hier im FA noch nie Geld eingenommen, wir zahlen nur aus … !"
Der Satz ist irgendwie wie ein Manifest bis heute in mir hängen geblieben und drängt sich rund um die Cum-Ex-Deals der Maple Bank, die gerade in FFM verhandelt werden, wieder auf.
Es gab gestern (30.06.2022) eine "Monitor"-Reportage über den ganzen Altruismus-Schwindel. – Was man jetzt als Schlussbilanz unterm Strich an Toten hat (nur wegen der Patentfisimatenten), ist entsetzlich. – Und es soll keiner sagen, das wäre nicht voraussehbar gewesen.
Manchmal ist es sehr, sehr bitter, recht zu haben … Ich bin aber nur traurig: Es waren wertvolle Menschen, die nun nicht mehr sind. Und nach deren Teint habe ich noch niemals unterschieden.
Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ich will wirklich auch nicht nachkarten, bin nur zutiefst erschüttert, weil das alles so konkret geworden ist. Man kann nun nichts davon mehr ungeschehen machen.
Nun ja, ich habe den Monitor Beitrag gesehen. Lief für meinen Geschmack arg auf Hetze raus.
Ging mir aber nicht nur bei diesem Beitrag so – da hängt schon viele Jahre was schief. Wird auch sehr schön in diesem NZZ-Artikel beleuchtet (bin zufällig auf den Beitrag gestoßen und hat mir mein Unbehagen, was ich schon längere bei vielen dieser Politmagazin-Beiträge empfand, aber nicht wirklich erklären konnte, ziemlich gut zusammen gefasst). Von daher mag ich seit längerem die Monitor-Beiträge nicht mehr wirklich (war mit Klaus Bednarz früher noch anders). Frau Reschke fällt in eine ähnliche Schablone – eigentlich sehr schade – früher habe ich Panorama gerne gesehen.
Einiges in der Art ist mir auch unangenehm aufgefallen. Sich mehr zurückzunehmen und nur sachlich die Recherche-Ergebnisse zu präsentieren, wäre angemessener gewesen.
Die Politmagazine spielen halt immer mit der Kesselpauke und liefern gleich eine Fertigmeinung dazu, die man dann 1:1 übernehmen soll. (Sowas geht bei mir üblicherweise zum einen Ohr rein, zum anderen raus … und erzeugte nur das Gefühl, dass die 30 Minuten etwas länglich waren.)