Es ging die letzten Tage ja durch die Presse: Die Kultsendung Sesamstraße wurde vor 50 Jahren erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Und die Muppet-Puppen Ernie und Bert haben es die Tage u.a. sogar in die Tagesschau geschafft. Zeit, für einen kurzen Rückblick.
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Die Sesamstraße, so die Wikipedia, ist eine der erfolgreichsten Fernsehserien für Kinder im Vorschulalter. Die halbstündigen Folgen setzen sich aus sechs bis zehn kleineren, meist thematisch voneinander unabhängigen Einzelbeiträgen zusammen, die eine inhaltlich zusammenhängende Rahmenhandlung unterbrechen. Neben sketchartigen oder lehrreichen Puppendialogen ("Ein Kreis ist rund.", "So bin ich nah, jetzt bin ich fern."), Trickfilmen und Kinderliedern gibt es oft auch Realfilmbeiträge über einfache Situationen aus dem Kinderalltag oder über die Herstellung eines Produkts.
Der holprige Start – ohne Bayern
Der Originaltitel "Sesam Street" startete am 10. November 1969 im US-Fernsehen. Der NDR strahlte einige der Original-US-Folgen vom 5. bis 9. April 1971 im dritten Programm des NDR aus. Und 1973 wurden die Folgen im WDR und HR gezeigt.
Die deutsche Adaption der Sesame Street sollte bundesweit im ersten Programm laufen, weil aber der Bayerische Rundfunk die soziale Situation in Deutschland in der Sendung nicht korrekt dargestellt sah, wurde die Sendung im ersten Programm nur im Sendegebiet von NDR, RB, SFB, WDR und HR sowie in allen dritten Programmen mit Ausnahme des Bayerischen Rundfunks gesendet. Die Erstausstrahlung fand am 8. Januar 1973 statt.
Vollkommen neu war dabei, dass eine Kindersendung mehrmals in der Woche und zudem zweimal am Tag lief. Die Sesamstraße wurde von Montag bis Donnerstag um ca. 9.30 Uhr gesendet und abends um 18.00 Uhr oder 18.30 Uhr wiederholt. Die Sender von SWF, SDR und SR kamen erst später im Jahr hinzu und zeigten die Folgen nur jeweils am Samstag und Sonntag um 18.00 Uhr ausschließlich in ihrem dritten Programm.
Nach ARD-internen Regelungen musste der BR die von ihm abgelehnte Sesamstraße durch eine Eigenproduktion ersetzen; dies war der Grund, dass der BR seine Kindersendung „Spielschule" (ab 1969) weiterentwickelte und mit der Kinderfernsehserie „Das feuerrote Spielmobil" an den Start ging (Erstausstrahlung: 21. April 1972).
Eigene Erinnerungen
Ein Blog-Leser hat in diesem Kommentar auf die erste Folge der Sesamstraße hingewiesen – danke dafür, hatte die auf YouTube abrufbar Folge vom 8. Januar 1973 niemals gesehen.
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Ich bin zwar nicht in Bayern aufgewachsen (die Kids dort tun mir leid) – und auch nicht im "Tal der Ahnungslosen", wie der Bereich um Dresden (Sachsen) genannt wurde, weil dort kein Westfernsehen empfangen werden konnte. Aber die Sesamstraße habe ich erst in den Achtziger-Jahren kennen gelernt, als die eigenen Kinder groß genug waren, um die "Sendung mit der Maus" oder auch Sesamstraße zu schauen.
Die bekanntesten Muppets der Einzelbeiträge waren Ernie und Bert, Kermit der Frosch, Grover (Grobi), Cookie Monster (das Krümelmonster), Oscar und Big Bird (Bibo). Wenn ich richtig erinnere, wurden damals die Folgen aus deutscher Produktion ausgestrahlt.
Das deutsche Fernsehen verzichtet ab 1976 auf die originale Rahmenhandlung in der Straße, da laut Wikipedia, insbesondere die Figur des Oscar vehemente Proteste seitens der Elternschaft hervorrief. Stattdessen gab es eine filmisch erzählte Geschichte, die in keiner Straße spielte, so dass der Serientitel Sesamstraße nun nicht mehr nachvollziehbar war. Hauptfiguren waren ein kleiner Junge namens Bumfidel und seine Mutter. Habe ich auch nie mitbekommen.
Am 2. Januar 1978 startete eine "deutsche Sesamstraße" als Rahmenhandlung, die das Studio Hamburg des NDR in Wandsbek produzierte. Bei dieser deutschen Kulisse handelte es sich um eine Art offenes Haus, mit einer Küche mit einer Theke und Hockern davor als Mittelpunkt. Dort gab es zwei Menschen und zwei Puppen.
In der ersten Staffel übernahmen Henning Venske und Liselotte Pulver (Lilo) diesen Teil. Später folgten unter anderem Ilse Biberti, Gernot Endemann (Schorsch), Manfred Krug, Uwe Friedrichsen, Hildegard Krekel (Bettina), Ute Willing und Horst Janson. Diese Personen habe ich dann teilweise noch in Erinnerung.
Für die beiden Puppen reiste eigens ein Henson-Mitarbeiter mehrere Wochen durch Deutschland, um sich bei der Gestaltung von Figuren inspirieren zu lassen, die dem deutschen Wesen entsprachen. So entstanden Samson und Tiffy – bis 1983 gespielt und geprägt von Peter Röders und Kerstin Siebmann-Röders. Samson als großer Bär nimmt dabei in etwa die Rolle von Bibo in der originalen Sesame Street ein. Weitere Menschen wie etwa ein Postbote kamen nur ausnahmsweise vor; weitere Puppen gab es zunächst nicht.
Später kamen hinzu: Herr von Bödefeld, die Schnecke Finchen sowie Samsons Vetter Simson. Ja, und der Herr von Bödefeld ist noch ein Begriff, weil der Name unseren kleinen Sohn sehr beeindruckte, zusammen mit Graf Zahl und Kermit dem Frosch. Lang ist's her, der "kleine Sohn" hat im Dezember seinen 40. Geburtstag gefeiert und jetzt wuseln bei ihm bereits die kleinen Enkel herum, die in den kommenden Wochen drei Jahre alt werden.
Beim NDR gibt es einen Rückblick auf 50 Jahre Sesamstraße. Ob auch die heutigen Kids noch die Sesamstraße zu sehen bekommen? Ich habe mal gerade geschaut, die Chance gibt es noch. Am Dienstag, den 10.01.2023 gäbe es um 06:00 Uhr die die "Geburtstagssendung" zu sehen – ziemlich unchristliche Zeit. Aber heute gibt es um 18:00 Uhr "Eine Möhre für Zwei" im KiKa.
PS: Ich selbst habe ja schon mal einen Ausschnitt mit den Puppen Waldorf & Statler in meinen Blogs auftreten lassen. Euch einen guten Start in die Woche, und ich mache jetzt mal meinen Computer an und schreibe noch einige Blog-Beiträge.
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