Lang ist's her, da gab es noch Schallplatten mit Musik. Aber mit dem Siegeszug der Audio-CD ging es mit der Schallplatte zurück und ab 1986 wurden mehr CDs als Schallplatten verkauft. Jetzt bin ich erneut auf die Meldung gestoßen, dass die Schallplattenverkäufe in den USA den Absatz mit Audio-CDs toppen. Aber halt, da war doch was …
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Ein Blick zurück
Ich hatte bereits im September 2019 im Artikel Wow! Schallplatten toppen bald wieder die CD auf die sich anbahnende Entwicklung hingewiesen. Denn Totgesagte leben oft länger. Die Schallplatte kommt wieder und überholt die CD, so die damalige Prognose.
(Plattenspieler mit LP, Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)
Und dann hatte ich im Jahr 2020 den Beitrag USA: Mehr Schallplatten als CDs verkauft hier im Blog. Damals gab es auf SPON diesen Artikel, der berichtete, dass die Recording Industry Association of America (RIAA) 2020 bekannt gab, dass die US-Verbraucher 2019 für insgesamt 232,1 Millionen Dollar Schallplatten gekauft haben. Für die Audio-CDs (Compact Discs) wurden lediglich 129,9 Millionen Dollar ausgegeben. Die Verkäufe von Schallplatten überstiegen im Wert die der Audio-CDs.
Neue Meldung
Die Tage bin ich über die nächste Meldung, dass die Schallplatte die Audio-CD wieder überholt, gestolpert. Das Thema ist mir mit folgendem Tweet unter die Augen gekommen.
Golem berichtet in diesem Artikel, dass in den USA erstmals seit über 35 Jahren mehr Schallplatten als Audio-CDs verkauft wurden. Im Gegensatz zu meinem oben erwähnten Artikel ging es aber nicht um Umsätze sondern um Stückzahlen im Verkauf. In den USA wurden 41 Millionen Schallplatten, aber nur 31 Millionen Audio-CDs verkauft.
Die Umsätze bei Schallplattenverkäufen wuchsen um 17 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar, es handelt sich um das 16. Wachstumsjahr in Folge, heißt es im Artikel. Die CD-Verkäufe sinken, um 18 Prozent auf 483 Millionen US-Dollar. Übrigens eine riesige Steigerung im Umsatz im Vergleich mit meinen Zahlen aus dem Jahr 2020.
Schallplatten sind einfach Kult, während Audio-CDs von der Technik halt viel hergeben, aber nicht sexy sind – nicht das Knacken von Staubkörnchen oder Kratzer, die am Tonabnehmer als Knitzern, Knacken oder Rumpeln wiedergegeben werden. Kein Aufwand, um Schallplatte "nass" abzuspielen. Da werden bei vielen Menschen halt Erinnerungen wach und es kommen Emotionen auf (die erste Schallplatte, gekauft vom Taschengeld, die erste Liebe, mit der man vielleicht LPs gehört hat "höma, soll ich dir meine Schallplatten zeigen", Briefmarkensammlungen war damals sowas von out, und, und, und). Schwester hatte einen kleinen Koffer-Plattenspieler – meine Frau kam mit einem Tonband in die Ehe … lebt alles nicht mehr.
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Aber im Wohnzimmer steht noch immer mein Stereo-Turm mit einem Thorens Plattenspieler, den ich mir als Student von einem Ferienjob gekauft habe. Die Verstärker und das Kassettendeck sind kaputt, aber der Plattenspieler geht noch. Meine damalige und auch noch jetzige Frau hat seinerzeit achselzuckend meinen Kauf begleitet und liegt mir seit Jahren mit "wirf den alten Krempel auf den Sperrmüll" in den Ohren – aber ich kann mich nicht von meinem Plattenspieler und den Dutzend LPs trennen (Pink Floyd, Jethro Tull, Bob Marley, Peter Tosh, Barclay James Harvest und so weiter). Das ist Kult und Erinnerung … Nachbarin von gegenüber hat eine Garage und einen Keller voll von LPs, die der verstorbene Ehemann auf Flohmärkten gesammelt und gelegentlich in Einzelstücken für viel Geld verkauft hat.
Was für eine Entwicklung, wer hätte das vor 20 Jahren gedacht? Allerdings gehört auch zur bitteren Wahrheit, dass die physischen Tonträger mittlerweile nur noch ein Nischendasein fristen. Die heutige Jugend bezieht ihre Musik per sogenanntem Streaming aus dem Internet.
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Es hat etwas meditatives, die Schallplatte vorsichtig aus der Hülle nehmen, einen kurzen Blick auf den Text auf der Rückseite der Verpackung, dann auf den Plattenteller legen. Die Schallplatte vorsichtig mit Tuch oder Kohlefaserbürste reinigen, das Ganze starten, die Haube schließen .. Oder das langsame Drehen der großen 27 cm Tonbandspulen.
Michael, wunderschön beschrieben. Es ist ein fast zeremonieller Vorgang. In dieser ganzen digitalen Welt eine analoge Wohltat.
Habe mir soeben Jackson Browne – Running On Empty auf meinen TD 124 Mk. II aufgelegt. Habe ihn seit fast 50 Jahren und er läuft immer noch "wie geschmiert". So alle 10 Jahre das Öl im Motor tauschen lassen.
Hatte mir das gute Stück damals lange zusammengespart (ich glaube ca. 1.000 DM) und gebraucht gekauft.
Und mir kann man erzählen, was man will. Es klingt einfach besser als eine CD!
Übrigens: Einen Thorens wirft man niemals(!) weg, sondern vererbt ihn über Generationen hinweg ;-)
Mein Urenkel ist schon ganz scharf darauf :-)
Schönen Abend,
Günther