EU-Gerichtsurteil: Emmentaler muss nicht aus der Schweiz sein

Die Schweizer Branchenorganisation "Emmentaler Switzerland" wollte eigentlich die Marke "Emmemtaler" in der EU schützen lassen. Eine entsprechende Klage wurde jetzt von einem EU-Gericht abschlägig beschieden. Löste bei mir dann divers Assoziationen aus.


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Den Elchtest hatte ich nicht bestanden, als ich den Begriff "Emmentaler" las. Gut, mir war klar, das ist Käse. Aber kommt der aus Holland? Nach einigen Sekunden Nachdenken kam  – dank der Werbung der niederländischen Käseproduzenten mit dem "Käse von Frau Antje aus Holland" – die Erkenntnis, "nein, dass ist ja Gouda, den die Holländern verkaufen". Also materialisierte der Gedanke "Emmentaler ist einfach Käse" in meinem Hirn.

Nun ist es so, dass Produzenten solche Sachen mitunter sehr verkniffen sehen. Schwarzwälder Schinken ist geschützt, bei Brezeln ist es ungeklärt, wie es mit Frankfurter Würstchen ist, weiß ich nicht so genau – und ähnlich geht es mir mit Lyoner, Thüringer, Hamburger oder Berlinern. Schwierige Sache, das mit der Herkunftsbezeichnung.

Die Schweizer Branchenorganisation "Emmentaler Switzerland" hatte eine vermeintlch clevere Idee und wollte die Marke "Emmemtaler" in der EU schützen lassen. Dann hätte nur Emmentaler aus der Schweiz diesen Namen tragen dürfen. Die Bauern im Allgäu, die auch guten Emmentaler machen, hätte dann mit "Allgäuer Emmentaler" werben müssen.

Das ist bei den Engländern schon mal kräftig schief gegangen, als die irgendwann das "Made in Germany" als Herkunftsbezeichnung erzwangen und sich dies als Qualitätsmerkmal etablierte.

Wie dem auch immer sei, die Registrierung der Marke wurde abgelehnt und der Verband hat vor einem EU-Gericht geklagt. Das EU-Gericht in Luxemburg hat den Antrag auf Schutz der Marke "Emmentaler" als Herkunftsbezeichnung heute aber abgelehnt. Die Richter meinten "Emmentaler ist einfach Käse" (die Tagesschau berichtet hier) und kann nicht als Marke mit Herkunftsbezeichnung geschützt werden. Gegen das Urteil kann noch vor dem höchsten europäischen Gericht, dem EuGH, vorgegangen werden.

Die deutsche Abteilung der Luxemburger Zeitung berichtet hier über das Urteil (dort findet sich auch ein Bild des Emmentalers – und mir fiel wieder ein: "dass ist der Käse mit den Löcheln drin" – ein Wortspiel, gemünzt auf einen meiner ersten "allerhöchsten Chefs" mit dem Namen "Löchelt" – der öfters mit kruden Ideen daherkam und das Ganze später als "Erwin-Käse, den mit den Löcheln drin" klassifiziert wurde).

Die Kollegen aus der Schweiz schreiben auf watson.ch vom Käse-Urteil in Luxemburg und das Medium südostschweiz zitiert hier die Argumentation der Richter "Emmentaler beschreibe «für die massgeblichen deutschen Verkehrskreise» eine Käsesorte und nicht die geografische Herkunft. Daher könne der Begriff nicht als Marke geschützt werden."

Herrliches Thema für Wortspiele der Art "ist doch alles Käse". Und damit kommen wir zum Schweizer Branchenverband und meiner Eingangserkenntnis mit der Werbefigur "Frau Antja und dem Gouda aus Holland" zurück. Vielleicht hilft ja Werbung und ein gutes Produkt – obwohl, da gibt es bei mir im Kopf sofort die Assoziation Schweiz-Banker-Fahne – und dann die ziemlich verbrannte Werbung "Wir machen was mit Fähnchen" der Krisensitzung der 08/15-Bank.


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