Irre, da sieht jemand Nattō als Alternative zu Käse

Alles Käse oder was? Die Tage bin ich auf einen Zeitschriftenbeitrag gestoßen, in dem Nattō (fermentierte Sojabohnen) irgendwie als Alternative zum Käse gepriesen wurde. Hat mir spontan den Magen umgedreht und ich habe entschieden, mal einen kurzen Blog-Beitrag drüber zu machen – inklusive meines Nattō-Erlebnisses in Japan.


Anzeige

Was ist Nattō?

Ich bemühe mal die Wikipedia: Nattō ist ein traditionelles japanisches Lebensmittel aus Sojabohnen. Zur Herstellung werden die Bohnen gekocht und anschließend durch Einwirkung des Bakteriums Bacillus subtilis ssp. natto fermentiert. Dadurch bildet sich ein fädenziehender Schleim um die Bohnen und die Speise bekommt einen starken Geruch.

Nattō

Nattō; Quelle Wikimedia, freie Nutzung

Der Artikel über Nattō

Es war ein Beitrag mit dem Titel Konkurrenz für Käse: Was ist Natto? im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), der mein Interesse und Erinnerungen weckte. Die Botschaft des Beitrags: Wenn es ein pflanzliches Produkt gibt, dass aromatischem Käse Konkurrenz machen könnte, ist es Natto. Die fermentierten Sojabohnen werden in Japan seit Jahrhunderten serviert. Es folgt noch die Aussage, dass das Gericht vom Aroma an Käse erinnert, und auch Fäden wie ein gutes Käsefondue ziehe …

Mein Nattō-Erlebnis in Japan

Sehr fleißige Blog-Leser wissen vielleicht, dass ich Anfang der 90er Jahre mehrfach zu Arbeitsaufenthalten in Japan war. Die oft skurrilen Erlebnisse habe ich Jahrzehnte später in meinem Japan-Blog festgehalten.

Ryokan Zimmer

Während der Aufenthalte habe ich auch in einem traditionellen japanische Hotel (Ryokan) gewohnt, auf Tatami-Matten geschlafen (siehe obiges Foto) und japanisch gegessen. Das hieß rohen Fisch und weitere Speisen zum Frühstück. Sprich: Ich war ernährungsmäßig wie Japaner, die noch traditionell leben, unterwegs.


Anzeige

Und eines Morgens gab es Nattō zum Frühstück. Gut, am Vorabend hatte ich ein Treffen mit meinem japanischen Kollegen, und nach einigen Sake (warmer Reisschnaps) war mein Magen nicht in Top-Form. Aber das gab es öfters und ich habe mein japanisches Frühstück immer mit Genuss verzehrt – bis auf eine Ausnahme.

" (Quelle: YouTube)

Ich habe die Geschichte in meinem Blog-Beitrag Nattō – oder wie Gaijin-San streikte zum Besten gegeben. Die Hotelbetreiberin stellte eine Tonschale vor mich, in der irgendwie etwas mit Sojabohnen drin war, ganz unten muss noch Reis gewesen sein und oben drauf war ein rohes Wachtelei (ist in obigem Foto ziemlich gut abgebildet). Hier die Beschreibung aus dem Blog-Beitrag:

Ich wollte also mal dieses Undefinierbare in der Tonschale zumindest kosten. Vorsichtig versuchte ich, am rohen Ei vorbei, etwas von den Kernen mit den Stäbchen aufzunehmen. Als ich die glibberige Masse mit den Essstäbchen packte, zog diese Fäden – und erinnerte mich unwillkürlich [nein, nicht an ein leckeres Käsefondue] – ich weiß nicht warum – an einen chinesischen Spucknapf. Also ich war offensichtlich gerade dabei, mit Stäbchen was aus einem chinesischen Spucknapf heraus zu angeln und zum Mund zu führen. Kostete schon Überwindung – das rohe Taubenei hatte ich diskret an die Seite der Schüssel geschoben.

Der erste, vorsichtige Versuch der Verkostung führte zu einer Explosion der Sinne in meinem Gehirn. Ich habe es zwar noch nicht gekostet, aber der Geschmack erinnerte mich spontan an einen Klumpen Teer, eingelegt in Nikotin, den man nun lutscht. Ich habe sofort den Bissen mit den Stäbchen in die Schüssel zurück drapiert und das Frühstück für beendet erklärt.

Also nix leckeren Käse, wie der obige RND-Artikel suggeriert, sondern etwas aus der Rubrik "geht gar nicht" – und ich esse schon viel, oder probiere wenigstens (nur ganz wenige Speisen oder Getränke – wie z.B. Milch – geht bei mir gar nicht).

PostScript: Ich wurde jeden Morgen von den japanische Kollegen befragt, was ich gefrühstückt hätte. Als ich an dem Morgen meinte "was es war, weiß ich nicht, irgend ein glibberiges Zeug mit Bohnen, was Fäden zog, aber konnte ich nicht essen", scholl es Nattō, Nattō in die Runde. Kollege Nishibayashi meinte auf Deutsch "Born-San, ich kann dich gut verstehen, ich kann das Zeugs auch nicht essen".

Und damit schließt sich der Kreis: Als ich den obigen RND-Artikel las und die Assoziation mit Käse vernahm, stellte sich mir die Frage, ob der Artikelautor diese Speise gekostet hat. Gut, es gibt Käsesorten, die nur extreme Liebhaber genießen können. Aber auch mit viel Liebe: Nattō kann ich beim besten Willen nicht mit Käse assoziieren  – außer "der RND-Artikel ist Käse".

Mir fiel jedenfalls sofort die Japan-Geschichte ein und ich meine immer noch den scheußlichen Geschmack der fermentierten Bohnen und den undefinierbaren, vergorenen Reis im Mund zu haben. Geh mich weg, das geht gar nicht. Aber wir sollen demnächst ja auch mehr Käfer und Insekten essen, um das Klima zu schonen.


Anzeige

Dieser Beitrag wurde unter Essen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Irre, da sieht jemand Nattō als Alternative zu Käse

  1. Info sagt:

    Mitgefühl…ansprechend ausgezählt – "geht gar nicht".
    Guten Appetit. =;(

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert