Rätsel: Der "mongolische Bogen" zwischen China und der Mongolei

So gut wie Jedem ist die chinesische Mauer bekannt, deren Reste jährlich Millionen Touristen anziehen. Aber es gibt ein 405 km langes Mauersystem in der östlichen Mongolei, das als Mongolische Bogen (mongolic arc) bezeichnet wird, aber auch in der Wissenschaft weitgehend unbekannt geblieben ist. Forscher haben diese Struktur untersucht, konnten aber viele Fragen nicht beantworten.


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Ein langer Erdwall

Es ist ein weitgehend unbekannter Erdwall, der sich nach dieser Meldung über rund 1.660 Kilometer von Nordchina über die östliche Mongolei, entlang der Grenze, bis in die Innere Mongolei, einer autonomen Provinz in China, erstreckt.

Mongolic Arc
Mongolischer Bogen, Quelle: ournal of Field Archaeology

Wissenschaftler haben kürzlich zum ersten Mal ein 405 km langes Mauersystem in der östlichen Mongolei untersucht und Ende 2023 hier (bzw. in  einer im "Journal of Field Archaeology" erschienenen Studie) darüber berichtet.

Der "Mongolische Bogen" besteht aus einem Erdwall, einem Graben und 34 Bauwerken. Er ist Teil eines viel größeren Mauersystems, das zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurde.

Der "Mongolische Bogen" wurde trotz seiner Größe in der bisherigen wissenschaftlichen Diskussion weitgehend übersehen, schreiben die Wissenschaftler. Das wissenschaftliche Team sammelte daher in einer Kampagne Fernerkundungsdaten unterschiedlicher Art und führte eine archäologische Felduntersuchung des gesamten "Mongolischen Bogens" durch.

Die verschiedenen im Labor und im Feld gewonnenen Datensätze wurden mit Hilfe eines geografischen Informationssystems (GIS) ausgewertet. Diese Ergebnisse wurden mit Auszügen aus relevanten Primärquellen integriert, um eine vorläufige Interpretation des Aufbaus und der potenziellen Funktionen der Struktur zu liefern.

Zu den wichtigsten Untersuchungsbereichen gehören die eigenwilligen Lücken entlang der Mauer, die räumliche Organisation der Mauer und der Strukturen sowie ihre Wechselbeziehung mit der angrenzenden Landschaft.


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Der heute noch etwa 1 bis 1,5 Meter hohe Wall weist Lücken mit einem Abstand von bis zu 17,9 Kilometern auf. Es sei ersichtlich, dass die Mauer an diesen Stellen einfach nie weitergebaut wurde. Das stützt den den Forscher zufolge ihre These, dass die Mauer hastig errichtet wurde. Man geht davon aus, dass die Mauer wohl in Eile während der Jin-Dynastie als Schutz vor einfallenden Mongolen gebaut wurde.

Noch mehr Rätsel gaben den Wissenschaftern 34 rechteckige Erdformationen in unmittelbarer Nähe zur Mauer auf, die von Gräben und Erdwällen umgeben waren. Der Zweck dieser Erdformationen ist bisher noch unklar. Weil diese rechteckigen Bauten aus militärischer Sicht aber ungünstig in flachen Gebieten lagen, vermuten die Forscher, dass diese nicht als Verteidigungsanlagen dienten.

Eine Theorie: Die Menschen könnten sie damals zum Eintreiben von Zöllen oder zur Überwachung von Nomaden genutzt haben. Sollten die Formationen dennoch zur Abwehr gebaut worden sein, könnte dies damit zu tun gehabt haben, dass es an diesen Stellen einfacher war, brauchbare Erde zum Bauen zu finden, meinten die Forscher. Details lassen sich in dieser Pressemitteilung, in diesem englischsprachigen Beitrag sowie in diesem Spiegel Online-Beitrag nachlesen.


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